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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wenn er weiß, er ist beschissen worden, hält er sich nicht an die Vereinbarung.«
    Morn wartete ab.
    »Eigentlich hätte er voraussehen können, daß es so kommt«, sagte Vector so versonnen, als drohte er einzunicken. »Ich glaube, du bist ihm jetzt zu gründlich verhaßt, als daß er noch zu klarem Denken imstande wäre. Kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, hätte so mit dem ›Unterhändler‹ geredet, wie er’s gemacht hat. Es ist allzu deutlich ersichtlich gewesen, daß er deinen Sohn loswerden will. Warum hat Vestabule also nicht zu feilschen versucht? Weshalb ist er gleich auf Nicks Bedingungen eingegangen? Der Grund ist, glaube ich, daß die Amnion deinen Sohn in Wahrheit gar nicht wollen. Er bot ihnen bloß ’n Vorwand für was anderes. In Wirklichkeit kam’s denen nämlich nur drauf an, uns diese Ersatzteile für den Ponton-Antrieb anzudrehen. Diese Teile waren nicht fehlerhaft. Es waren keine unzureichend kompatiblen Komponenten. Man hatte sie so konstruiert, daß sie ausfallen, sobald wir in die Tach wechseln. Sie sind uns von den Amnion verkauft worden, um uns abzuservieren… uns auszulöschen.«
    Morn achtete nicht auf die Verzerrungen ihres Blickfelds, nicht auf den so grausamen Schmerz, als brächen ihr Schädelknochen, während sie sich auf den Ellbogen stützte, um sich Vector zuzuwenden.
    »Willst du damit sagen, nach deiner Ansicht halten sie uns für tot, so daß sie uns nicht folgen?«
    Vector nickte.
    Diese Vorstellung empfand Morn als zu verführerisch, als daß sie sie sofort glauben mochte. »Aber wieso?« fragte sie. »Weshalb hatten sie denn vor, uns umzubringen?«
    »Vermutlich weil sie wissen, daß Nick sie reingelegt hat.«
    »Aber es ist doch gar nicht so, oder?« hielt Morn ihm entgegen. »An sich nicht. Ich meine, er hat ihnen eine Gelegenheit angeboten, sein Blut zu untersuchen, obwohl er wußte, daß die Resultate nutzlos sind, aber ihnen ist ja nicht das Gegenteil versprochen worden. Er kann jederzeit behaupten, seinen Teil des Geschäfts eingehalten zu haben.«
    »Eben das ist die Zwickmühle, in der sie stecken«, stimmte Vector zu. »Er ist der Absprache treu geblieben und hat die Amnion gleichzeitig doch beschissen. Einerseits möchten sie vermeiden, in den Ruf zu kommen, es mangelte ihnen im Rahmen des Handels an Vertrauen, aber andererseits ist es ihnen doch nicht recht gewesen, ihn einfach, nachdem er sie hintergangen hat, davonkommen zu lassen. Und für sie muß es von höchster Wichtigkeit sein, wie er sie übertölpelt hat. Wie kann er gegen ihre Mutagene immun sein? Solange sie diese Frage nicht beantwortet haben, bleiben nach ihrem Verständnis ihre gesamten Beziehungen zum Human-Kosmos fragwürdig. Darum war’s ihnen wahrscheinlich am wichtigsten gewesen, uns gefangenzunehmen, um die Wahrheit zu erfahren – und gleichzeitig eine frische Lieferung an Menschen zu haben. Aber diesen Weg durften sie nicht beschreiten. Sie konnten ja unmöglich wissen, ob wir nicht längst eine Interspatium-Kurierdrohne mit einer Schilderung dessen, was uns passiert ist, zum Human-Kosmos abgeschickt haben. Ihre sicherste Option bestand also darin, uns bei der Hyperspatium-Durchquerung zu liquidieren. Dann hätte nie irgend jemand erfahren, daß wir betrogen und ermordet worden wären. Und möglicherweise wäre zusammen mit uns auch das Geheimnis von Nicks Immunität verschollen gewesen… Bis sie herausfinden, daß wir noch leben, dürften wir schon auf Thanatos Minor in Sicherheit sein, falls man das Sicherheit nennen kann. Auf alle Fälle sind wir dort in ’ner öffentlichen Umgebung. Wir haben Illegale aus der ganzen Galaxis als Augenzeugen. Die Amnion können uns dort nicht überfallen oder gar verschleppen, ohne ihren Ruf zu schädigen.«
    Es widerstrebte Morn, Vector Vertrauen zu schenken. Sie wollte nicht so offen sein, nicht so verletzlich. Doch sie vermochte das erneute Aufflackern von Hoffnung, das sich jetzt in ihr regte, nicht zu ersticken. Falls die Amnion kein unmittelbares Problem bedeuteten, brauchte sie sich nur mit Nick allein auseinanderzusetzen…
    Wenn es bitte nur wahr wäre. Wenn es wahr wäre.
    Vor Nick hatte sie nie solche Furcht wie vor den Amnion gehabt.
    Noch immer konnte sie den Bordtechniker nicht deutlich sehen. Tränen trübten ihr die Sicht. Aber jetzt waren es keine bloßen Tränen des Leids und der Verzweiflung mehr.
    »Warum tust du das?« Ihre Stimme klang verquollen vor Rührung. »Weshalb, Vector? Ich habe dein Leben bedroht. Einige

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