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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zeitlang war ich wirklich willens, euch alle ums Leben zu bringen. Warum tust du das für mich?« Sie hätte aufmerksamer die Untertöne seiner Stimme beachten sollen. Sie hätte ihr Blickfeld freizwinkern sollen, um in Vectors Miene forschen zu können. Dann wäre sie vielleicht auf seine Antwort vorbereitet gewesen.
    Als er antwortete, klang seine Stimme nach der Pein von Arthritis; das Sprechen machte ihm ebenso zu schaffen wie Hoch-G. »Ich sorge dafür, daß du geistig gesund bleibst. Damit er dir alles um so mehr heimzahlen kann.«
    Vector.
    Steif richtete er sich auf. »Deine Tür hab ich repariert«, konstatierte er im selben Tonfall wie zuvor. »Nun kannst du nicht mehr dran rumbasteln. Ich sage Nick, daß du wach bist.«
    Als die Tür sich erneut öffnete und Nick Succorso in die Kabine gestapft kam, hatte Morns Sehvermögen sich gebessert. Ihr Hinterkopf fühlte sich nach wie vor an, als wäre er Zielgebiet eines Atomschlags gewesen, doch ihre Tränen waren versiegt, und sie konnte sich wieder konzentrieren. Ihre zeitweilige Schwäche war einer mit Eis vergleichbaren Starre gewichen; im Kern ihres Wesens hatten sich Härte und Unversöhnlichkeit wie Symptome vergletscherter Bitternis festgesetzt.
    Sie mußte hart sein. Andernfalls hätte der Anblick seiner unnatürlich gezwungen angespannten Gesichtszüge und der brandrot angelaufenen Narben ihr die Courage sofort wieder ausgetrieben.
    Es gab genug Grund, rief Morn sich in Erinnerung, weshalb er so aussah. In die Rolle eines irregeleiteten Künstlers war er gedrängt worden, eines durch ein Instrument, von dem er sich eingebildet hatte, es gehörte ihm mit Leib und Seele, verratenen Menschen. Sie hatte ihm etwas geschenkt, das die düsteren, verwickelten Bedürfnisse tief in seinem Innersten stillte – und jetzt wußte er, es war ein verlogenes Geschenk gewesen.
    Und er war voll und ganz dazu fähig, jemanden aus geringfügigerem Anlaß zu ermorden.
    Für einen Moment verharrte er unmittelbar hinter der Schwelle, um Morn klarzumachen, womit sie es zu tun hatte; um ihr eine Gelegenheit einzuräumen, anhand eines Blicks in seine Miene eindringlicher Schroffheit das Ausmaß der Bedrohung zu ermessen. Dann sprang er wie eine Dampframme auf sie zu und drosch sie so brutal auf die Wange, daß sie auf der Koje zusammenbrach.
    Novae vergleichbare Leuchterscheinungen durchlohten Morns Kopf. Weißglühender Schmerz lähmte, grellweiße Glut blendete sie. Morn konnte sich nicht widersetzen, während Nick ihre Bordmontur durchsuchte, bis er ihr schwarzes Kästchen fand; sie war außerstande sich zu wehren, als er ihr die Kontrolle über das eigene Leben fortnahm.
    Das Kästchen in den Händen, trat er zurück. Er hielt es so, daß sie zusehen konnte, während er es sich anschaute, die Funktionsbeschriftung las.
    Aufgrund der Beschwerden hatte sie keine Möglichkeit zu irgendeiner Reaktion, als er eine der Tasten drückte.
    Es erfolgte keinerlei Wirkung auf Morn.
    »So«, knurrte Nick, indem er das Zonenimplantat-Kontrollgerät in seine Tasche schob. »Jetzt ist’s abgeschaltet. Steh auf!«
    Morn konnte nicht aufstehen. Sie bemerkte seinen Befehlston; sie begriff die Gefahr. Aber sie war zu schwach zum Gehorchen, zu stark mitgenommen. Ohne künstlichen Beistand war sie nichts als ein gewöhnlicher Mensch – eine längst völlig erschöpfte, längst restlos überwundene Frau.
    »Steh auf, hab ich gesagt!«
    Irgendwie gelang es ihr, unter sich die Arme zu strecken, sich in eine Sitzhaltung emporzustemmen. Weiter konnte sie sich, konfus und ausgelaugt wie sie war durch das sonnenhelle Wetterleuchten in ihrem Schädel, nicht erheben.
    »Jetzt hab ich dich an der Kandare, elendes Luder«, geiferte Nick. »Du hast mich zum letzten Mal beschwindelt und belogen, ’ne Zeitlang dachte ich wirklich, du hättest Vector gegen mich aufgehetzt. Sogar in bezug auf Mikka hatte ich Zweifel. Aber das hast du nun doch wieder nicht hingekriegt. Du hast auch deine Grenzen, was? Ich werd’s künftig so einrichten, daß du sie einhältst.« Er tatschte auf seine Tasche. »Ich werde dich leiden lassen, bluten und sterben sollst du, genau wie jeder normale Mensch. Es ist vorbei mit deiner lausigen Nummer als Superfrau. Du hast jetzt deine letzte Chance. Steh auf!«
    »Wozu?« Trotz all der Pein blieb Morns vereister innerer Wesenskern fest. »Damit du mich noch mal schlägst? Ich denke ja gar nicht dran. Ich bin’s satt, mich betragen zu müssen, als war ich dein Spielzeug. Wenn du mich

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