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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zimmer.
    »Und wenn der Polizeipräsident sich weigert, seine Entscheidung umzuändern«, sagte Lebwohl zu Frik, »werden Sie wohl wieder versuchen, etwas ›über seinen Kopf hinweg‹ zu unternehmen. Aber diesmal haben Sie damit keinen Erfolg. Diese Sache hat eine viel weitreichendere Tragweite, als Sie durchschauen, und wenn Sie das Verkehrte tun, geraten Sie unter die Räder.«
    Während er zusammenhanglos vor sich hinschimpfte, eilte der RÖA-Direktor ebenfalls hinaus und Min Donner nach.
    Nachdem Donner und Frik fort waren, verbrachte Hashi Lebwohl noch etwas Zeit mit Angus und ›spielte‹ an ihm herum, bevor er ihn ins Bett zurückschickte. Aber Angus tat sein Bestes, um die Demütigungen zu mißachten. Natürlich blieb ihm keine Wahl, er mußte folgsam sein; doch jetzt erduldete er die Weise, wie seine Arme schmerzten und sein Penis brannte, mit weniger Wut, mit einem geringeren Maß alteingefleischten Grauens. Man hatte ihm etwas in Aussicht gestellt, aufgrund dessen er Anlaß zur Hoffnung sah, auf etwas, das ihm dabei helfen mochte, von seinem Alptraum Abstand zu gewinnen.
    Darauf konzentrierte er sich voll und ganz, weil es ihm körperlich verwehrt blieb, dem DA-Direktor die Eier abzureißen.

 
16
     
     
    Als die Käptens Liebchen ins Hyperspatium hinübersprang, begann sie zu zerfallen.
    Den Chronometern zufolge trat ein nur kurzer Notfall ein, er spielte sich innerhalb einer so flüchtigen Zeitspanne ab, daß sein außerordentlicher Ernst beinahe unerfaßbar blieb. Sobald das Raumschiff die vorgesehene Geschwindigkeit erreichte, aktivierte Nick den Ponton-Antrieb, und es wechselte in die Tach. Und kaum hatte es in die Tach gewechselt, bewirkten die interdimensionalen physikalischen Verhältnisse ihren Zerfall Atom um Atom, trieben sie wie Rauch in schwachem Wind zu Nichts auseinander.
    Einige Sekunden lang schwebte sie am Rande des Nichtseins.
    Der Hyperfeldgenerator hatte im exakt falschen Augenblick versagt.
    Die Krise entstand zu schnell, um durch Logik bewältigbar zu sein. Ausschließlich Imagination und Intuition ermöglichten eine hinlänglich rasche Reaktion, um Raumschiff und Insassen zu retten.
    Genau genommen rettete Vector Shaheed sie: nicht weil er auf seinem Posten ein Genie gewesen wäre, sondern weil er in Panik geriet.
    Beunruhigung empfand er ohnehin schon. Eine Mehrheit der Prüftests hatten die neuen, von den Amnion gelieferten Ersatzteile bestanden; bei anderen hingegen hatte er gar keine Ergebnisse erhalten. Eine kleinere Anzahl der Tests hatte er schlichtweg nicht durchführen können. Und das hatte bei ihm Unruhe ausgelöst.
    Allein im Schaltraum neben den Antriebsmotoren, während die Verantwortung für den Fortbestand der Käptens Liebchen auf ihm lastete – während Morn Hylands Finger auf der Taste ruhte, die die Selbstvernichtung einleiten konnte, und Geräten in seinem Hyperfeldgenerator, denen er nicht traute –, hatte der sonst so gelassene, phlegmatische Vector Shaheed die Nerven verloren.
    Als Nick den Ponton-Antrieb zu aktivieren befahl, zuckten Vectors Hände blitzartig über die Tastatur seiner Kontrollkonsole. Millisekunden nach dem Einschalten des Ponton-Antriebs griff er auf seine Korrektursteuerungen zurück, versuchte die Transition des Raumschiffs vom amnionischen Bannkosmos in den Human-Kosmos zu verhindern.
    Theoretisch war das genau das verkehrte Vorgehen. So etwas hatte noch nie jemand getan; kein Überlebender eines Hyperspatium-Zwischenfalls hatte es je versucht gehabt. Eigentlich hätte die Käptens Liebchen dadurch interdimensioniert werden, sich in ein Phantom, ein Geisterschiff verwandeln müssen, das durch unkartografierte Meere zwischen den Dimensionen irrte.
    In diesem Fall jedoch stellte die Theorie selbst sich als unzutreffend heraus. Das durch die Amnion-Geräte generierte Hyperfeld war anomaler Natur: auf eine Art ›offen‹ – ungerichtet hinsichtlich der Zielposition – in der Beschaffenheit, wie kein normales Hyperfeld es sein sollte. Anstatt den Zerfall der Käptens Liebchen in ihre Atome zu beschleunigen, stürzten Vectors Korrektursteuerungen sie wieder in den Normalraum.
    Gleichzeitig verglühten dabei sämtliche Kontrollkreise und mehrere Komponenten des Antriebs. Die Käptens Liebchen fiel mit zerschmolzenem Ponton-Antrieb in die Tard zurück.
    Sie barst wie ein Schuß einer Materiekanone aus dem Hyperspatium, fuhr mit einem Kreischen der Dopplersensoren in den Normalraum, als hätten ringsum alle Sterne ein Geheul angestimmt.

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