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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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trat auf Min Donner zu, als wäre es ihre Aufgabe, ihn zur Exekution zu führen.
    »Mißverstehen Sie’s nicht als Beleidigung, Min«, sagte Warden leise, als die beiden schon am Ausgang standen. »Sogar ich muß manchmal ohne Schutz bleiben. Wieviel taugte ich denn, wäre ich nicht dazu bereit, für meine Überzeugungen dann und wann ein Risiko hinzunehmen?«
    »Genau diese Frage«, antwortete die Direktorin mit rauher Stimme, »stelle ich mir auch fast jeden Tag.«
    Der Polizeipräsident lächelte ihr nach, während sie und Taverner hinausgingen.
    Dios’ Lächeln gab ihm kein frohes Aussehen. Vielmehr wirkte er, als hätte er die Verpflichtung, nun über jemanden ein fatales Urteil zu verkünden. Das Glitzern in seinem Auge vermittelte den Eindruck, als wäre sie ihm gründlich zuwider; als verabscheute er sie mit einer leidenschaftlichen Heftigkeit, die zu stark war, um mit Worten ausgedrückt werden zu können.
    Vielleicht stand Warden Dios davor, überlegte Angus, dazu durch seine Panik inspiriert, sich selbst etwas Fatales einzubrocken. Vielleicht unterlief ihm ein Fehler, der seine, Angus’, Chancen verbesserte.
    Als allzu wahrscheinlich schätzte er diese Aussicht allerdings nicht ein.
    Allein mit Warden Dios, saß er auf seinem Stuhl und schwitzte vor sich hin. Der Polizeipräsident betrachtete ihn, ohne etwas zu sagen. Angus spürte, wie Dios’ Blick auf ihm ruhte, das verdeckte Auge nach seinem Geheimnis forschte. Zu gerne hätte Angus den Kopf eingezogen; am liebsten wäre er aus dem Konferenzsaal gelaufen. Um dem Chef der VMKP die Stirn zu bieten, war er nicht der rechte Mann; ihm stak zuviel eingefleischte Memmenhaftigkeit in den Gliedern. Mit Milos an Bord der Posaune wollte er gehen. Unter Menschen, die er verstand, und an Orte, an denen er sich auskannte, wollte er zurückkehren. Dann hatte er eine Chance. Hier war er verloren.
    Immerhin hatte seine Furchtsamkeit ihn das Hassen gelehrt; und Haß verlieh ihm Kraft. Er haßte Warden Dios; er haßte alles, wofür der VMKP-Präsident stand. Er haßte Polizisten und gesetzestreue Bürger; haßte Romantiker und Idealisten. Er haßte sie, weil sie stets ihn gehaßt hatten.
    Seine Haß gestattete es ihm, Warden Dios in die Augen zu sehen.
    »Sie vergeuden Zeit«, nörgelte er schroff. »Die ›Dinge‹ sind ›dringend‹, wissen Sie das nicht mehr?«
    »Sagen Sie mir die Wahrheit, Angus«, forderte Dios ihn auf, als ob er das Thema gar nicht wechselte. »Diese angeblichen Defekte sind keine Scanning-Unterbrechungen.« Sein Blick haftete nicht in Angus’ Miene, sondern fest auf seinem Brustkorb – erfaßte die infrarote Ausstrahlung des Herzens und der Lungen. »Es sind Löschungen. Sie haben die Beweise Ihrer Verbrechen aus dem Data-Nukleus entfernt.«
    Weil er innerlich schon bis an die Zähne vor Wut und Haß kochte, gelang es Angus, mit keiner Wimper zu zucken; er senkte nicht einmal die Augen. Statt dessen stierte er Dios an. »Sie sind ja verrückt. Hätte ich so ’n Kniff drauf, Mann, wäre ich überhaupt nicht hier. Ich säße in einem Unterschlupf wie Kassafort und würde stinkreich, indem ich den Trick jedem Illegalen-Raumschiff des Human-Kosmos als Dienstleistung erbrächte.«
    »Nein, das wäre nicht der Fall.« Der Polizeipräsident war seiner Sache sicher. »Diese Sorte Mensch sind Sie nicht. Ihr Haß ist viel zu stark, Sie hassen alle und jeden. Leute wie Nick Succorso würden Sie nicht begünstigen, auch nicht, wenn Sie dadurch reich werden könnten.«
    Einen Moment später stieß er ein Seufzen aus. »Aber Sie dürfen sich abregen. Glauben Sie’s mir oder nicht, vor mir ist Ihr Geheimnis sicher. Ich will Sie gar nicht fragen, wie Sie’s machen. Das zu wissen, kann ich mir nicht leisten. Dieser ›Trick‹, wie Sie’s nennen, ist das brisanteste Geheimnis seit dem Anti-Mutagen-Impfstoff der Intertech. Damals bin ich übertrumpft worden. Ich habe keine Neigung, nochmals an die Wand gespielt zu werden. Verlauten zu lassen, was Sie wissen, wäre für mich glatter Selbstmord.«
    Ohne Übergang, als wäre alles, was er anfing, Teil eines Ganzen, durch ein Angus unbegreifliches Prinzip zu einer Einheit geschmiedet, tat Warden Dios etwas anderes. »Stasis, Josua«, befahl er.
    Ein Feuersturm der Panik durchtoste Angus, als seine Z-Implantate ihm Erschlaffung aufzwangen. Er starrte den VMK-Polizeipräsidenten an, bis er nach vorn sackte und seine Stirn die Tischfläche berührte, sein Kopf in der grellen Beleuchtung auf der Tischplatte

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