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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nahm stets stärkere Ähnlichkeit mit Muffensausen an.
    Unvermittelt blieb Min Donner vor einer Tür mit der Beschriftung KONFERENZSAAL 6 stehen.
    »Und was nun?« fragte Angus, um seine Bangigkeit zu übertünchen, mit sarkastischer Freundlichkeit. »Ich dachte, Sie wären damit fertig, mich zu foltern.«
    Ein zweites Mal hob Donner gebieterisch den Finger. Sie wandte sich jedoch nicht an Angus, sondern an Milos.
    »Machen Sie keine Umstände«, empfahl sie ihm. »Dann leben Sie länger.«
    Sie öffnete die Tür und winkte die beiden Männer hindurch.
    Angus gelangte in einen Raum, der einem Verhörzimmer ähnelte, wie man es gelegentlich in alten Videofilmen sehen konnte. Mitten darin stand, umgeben von harten Stühlen, ein langer, durch eine einzige Lampe erhellter Tisch. Das Licht leuchtete dermaßen hell und so eng gebündelt, daß die Mitte der Tischplatte glänzte, als wäre sie glutheiß; die Enden des Tischs dagegen lagen im Düstern, ließen sich nur verschwommen erkennen, und die Wände waren kaum sichtbar. Ein rascher Blick in die Runde offenbarte Angus, daß man in den Ecken dicht an dicht Monitoren aller Art installiert hatte. In Betrieb war jedoch keiner der Apparate. Anscheinend hatte diesmal niemand vor, das Gespräch zu belauschen oder aufzuzeichnen.
    Das vertiefte seinen Bammel nur noch mehr.
    Min Donner wies ihn zu einem Stuhl innerhalb der Helligkeit. Sie ließ Milos genau gegenüber Angus Platz nehmen. Dann setzte sie sich ans eine Ende des Tischs. Im Zwielicht wirkte sie so hart und unnahbar, wie ihre Reputation es ihr nachsagte.
    »Das ist ja lustig«, flachste Angus gedämpft. »Was sollen wir jetzt machen? Freundschaft schließen?«
    Aus der Düsternis musterte Min Donner ihn. Milos’ abgestumpfter Blick enthüllte nichts.
    »Habe ich Ihnen eigentlich schon mal erzählt, wie er die KombiMontan-Station hintergangen hat?« fragte Angus, den seine wachsende Beunruhigung zur Redseligkeit drängte. »Wie er und dieser aufgeblasene Schlawiner Succorso mir ’ne Falle gestellt haben? Mann, gäb’s mehr Bullen wie ihn, bliebe gar nichts mehr zu tun für mich übrig.«
    Die OA-Direktorin bewegte keinen Muskel.
    »Ich persönlich wäre eher daran interessiert«, äußerte eine unbekannte Stimme, »zu erfahren, wie Sie in den Ruf geraten sind, so widerwärtige Verbrechen verübt zu haben, ohne im Data-Nukleus Ihres Raumschiffs Indizien anzuhäufen.«
    Ruckartig drehte Angus den Kopf und spähte ans andere Ende des Tischs.
    Dort saß ein Mann.
    Angus hatte ihn nicht eintreten gehört. Aber einen Moment zuvor hatte er eindeutig noch nicht auf dem Stuhl gesessen. Dennoch war er jetzt da. Vielleicht war er unter dem Tisch versteckt gewesen. Oder vielleicht hatte der Kontrast zwischen der grellen Lichtquelle und dem trüben Rundherum den Zweck, ihm ein so verstohlenes Kommen und Gehen zu gestatten, wie es ihm behagte.
    Die Person ließ sich nur schwer erkennen, doch Angus bemerkte immerhin soviel Details der Erscheinung, daß er dadurch vollends in Furcht geriet.
    Der Mann hatte einen Brustkasten, so dick wie ein Faß, dazu kurze, stämmige Arme und dicke Finger. Trotz der düsteren Lichtverhältnisse wirkten Umrisse und Kanten seines Gesichts so scharf in den Konturen, als hätte man sie auf einer Werkbank geschliffen; Mund, Kiefer und Stirn hätten aus einem Block Stahl geschnitten worden sein können. Auf dem Kopf stand kompromißlos gestutztes, graues Haar. Nur die schiefe Nase mäßigte ein wenig die Strenge der Gesichtszüge; sie machte den Eindruck, mehrere Male gebrochen worden zu sein.
    Im rechten Auge spiegelte sich in stechender Helligkeit Licht. Eine auf die Haut geklebte Klappe aus synthetischem Stoff bedeckte die andere Augenhöhle.
    Warden Dios.
    Der Polizeipräsident der VMKP.
    Effektiv gesehen, war er der mächtigste Mensch im gesamten Human-Kosmos. Holt Fasner, der VMK-Generaldirektor, übte den politischen Einfluß aus, hatte die wirtschaftliche Macht. Aber die für Kampfeinsätze geeignete Polizeitruppe, die es sich zum erklärten Ziel gemacht hatte, die Menschheit vor den Amnion zu beschützen, erhielt ihre Befehle von Warden Dios.
    Ach du Schande.
    Die Augenklappe gab das Merkmal ab, an dem man ihn zweifelsfrei erkannte. Sämtliche Geschichten, die im Weltall um Dios kursierten, erwähnten sie. Aus Gründen, die je nach Herkunft der Geschichte variierten, war Dios’ linkes Auge gegen eine Infrarotprothese ausgetauscht worden, dank der er Menschen so verläßlich wie anhand eines

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