Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
kräuselte ihm ein Rauchfähnchen in die Augen, aschte auf seine Bordmontur. Er ließ die Hände in den Taschen, als wollte er verbergen, wie sehr sie zitterten.
    Das war der Mann, der über zumindest die äußeren Schlüssel zu Josuas Zukunft verfügte.
    Angus grinste. »Was ’n los?« fragte er. »Sie sehen ja ganz beschissen aus. Mann, Sie sehen ja wie ich aus. Hat die Schulung Ihnen nicht gefallen? Zu lernen, von mir Befehle entgegenzunehmen, muß so einem zimperlichen Laffen wie Ihnen echt an die Nieren gegangen sein.«
    Weder änderte Milos die Haltung, noch holte er die Hände aus den Taschen. »Entschuldige dich, Josua«, forderte er statt dessen im Tonfall übler Laune, ohne die Nik aus dem Mund zu entfernen.
    »Tut mir leid«, sagte Angus sofort, als wäre er ein kriecherischer Häftling, dem man mit dem Stunnerknüppel drohte. »Bitte entschuldigen Sie.« Dazu nötigten ihn komplexe Emissionen seiner Radioelektroden.
    Leiste dir ruhig den Spaß, knirschte er jedoch im geheimen. Freu dich, soviel du willst. Ich merke mir alles!
    »Lassen Sie das, Milos«, rügte Donner. »Für so etwas ist er nicht da.«
    Milos kümmerte sich nicht darum. »Aber wenn Sie fragen«, sagte er, »nein, die Schulung hat mir nicht gefallen. Es hat mir nicht gepaßt, lernen zu müssen, mich wie ein Mann zu betragen, der für jemanden wie Sie als Besatzungsmitglied tätig wäre. Aber die Sache hat ausgleichshalber gewisse Vorteile. Ich habe durchaus vor…« – er spitzte die Lippen –, »die Ausführung dieses Auftrags für mich befriedigend zu gestalten.«
    »Das glaub ich gern«, entgegnete Angus. »Verräter Ihres Schlages halten’s immer so.«
    Die OA-Direktorin hob einen Finger, als hätte sie die Absicht, ein Gebot zu verkünden.
    Taverner schielte sie kurz an und bewahrte fortan Schweigen.
    Angus feixte noch einmal und tat das gleiche.
    Grimmig nickte Min Donner.
    »Kommen Sie mit!« befahl sie Angus in vollkommenem Bewußtsein ihrer Autorität. Und schon drehte sie ihm den Rücken zu und strebte zum Zimmer hinaus.
    Indem er die Hände tief in die Taschen steckte, um Milos zu ärgern, folgte Angus der Direktorin.
    Es war das erste Mal, daß er sein Quartier ohne Begleitung von Wachen und Technikern verlassen durfte, ohne an externe Computer und Monitoren angeschlossen zu sein. Das Erlebnis verstärkte sein trügerisches Gefühl der Freiheit. Selbstverständlich befanden sich Wachen in Sichtweite; und zudem diente Min Donner selbst als Aufpasserin. Ungeachtet des illusionären Aspekts bei Angus’ Empfindungen hatte sich allerdings eine tatsächliche Veränderung ergeben. Er hatte endlich die Tests hinter sich; es endgültig durchgestanden, an sich herumschneiden, sich vermessen und hin- und herschicken zu lassen, als wäre er ein Labortier. Seine Programmierung war beendet, mochte es nun besser oder schlimmer kommen. Zu guter Letzt durfte er von diesem sterilen, menschenfeindlichen Ort verschwinden. Er erhielt eine Gelegenheit zu Taten.
    Handeln bedeutete schon dank seiner Natur einen Weg ins Unbekannte. Gewiß auch für Angus ins Unbekannte; aber ebenso, in diffizilerem und vielleicht hoffnungsvollem Sinn, für seine Programmierer.
    Als erstes mußte er sich, um seine Hoffnung mit Gehalt zu versehen, Milos vom Hals schaffen. Das brauchte natürlich seine Zeit. Dennoch hatte Angus die Absicht, das Problem so bald wie möglich anzupacken.
    Binnen weniger Minuten führte Min Donner ihn und Taverner aus dem Chirurgischen Trakt der Abteilung DA in Bereiche des VMKPHQ, die Angus noch nicht kennengelernt hatte. Mit unpersönlicher Hilfsbereitschaft deutete sein Computer die Wandcodierungen, die es dem VMKP-Personal erlaubte, sich in dem ausgedehnten, weitverzweigten Komplex zurechtzufinden. Hätte Angus gewußt, wohin es gehen sollte, wäre es ihm möglich gewesen, sich den Weg dorthin allein zu suchen. Aber Donner gab keinerlei Erklärungen ab. Und Milos, der wahrscheinlich Bescheid wußte, behielt seine Gedanken für sich. Sobald er seine Nik aufgeraucht hatte, ließ er die Kippe auf den Fußboden fallen und zündete sich einen neuen Stengel an. Dies Benehmen und die Hartnäckigkeit, mit der er seine Hände in den Taschen verbarg, blieben die einzigen äußerlichen Anzeichen dafür, daß er darüber Klarheit hatte, es war vorbei mit der Sicherheit seines Daseins.
    Zur Abteilung Dateninquisition hinaus. Durch Büros der Operativen Abteilung. In die Verwaltung.
    Angus’ Pulsschlag beschleunigte sich; sein eifriger Tatendrang

Weitere Kostenlose Bücher