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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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über die Posaune informierte, am Kommandopult Daten lud, sich die Codes geben ließ, zum Herrn des Schiffs aufschwang.
    »Scheiße«, rief Nick wiederholte Male, meistens aus Staunen. »Ich hatte keinen blassen Schimmer, daß man solche Raumschiffe bauen kann. So was hätte ich überhaupt nicht für möglich gehalten, verdammt noch mal. Das ist ein wahres Superschiff.«
    Angus hatte die Strahlende Schönheit verloren. Er hatte Morn verloren und seine Existenz. Jetzt verlor er auch die Posaune. Aber seiner Mutter war es einerlei. Dios hatte ihn ihr zurückgegeben; und sie hatte an nichts auf der Welt Interesse als seinen schwachen Schreien und seiner Leidensfähigkeit.
    Dennoch zeigte sich von all seinen Qualen äußerlich nichts, kein Quentchen seiner Qual drang nach außen; oder es blieben ganz minimale Anzeichen, die man ihm anmerkte: die von Grauen und inneren Konflikten verursachte Mühseligkeit seines Herzschlags, die Unsicherheit der Hände, die Not in seinen Augen. Alles andere stand unter der Despotie des Data-Nukleus.
    Unmittelbar nach Eingang des Funkspruchs der Rächer hatte der Data-Nukleus ihn in Nicks Kabine geschickt; dort hatte Angus ihm das dünne Festkopieblatt der Mitteilung ausgehändigt. Die Programmierung hatte ihn zu warten genötigt, während Nick dem Text einen Sinn abzugewinnen versuchte; ihn gezwungen, Warden Dios’ Antworten auf Nicks Fragen zu nennen. Und von da an hatte er keine Alternative mehr gehabt, als Nicks Anweisungen auszuführen: sich für ihn zu schlagen, ihm jeden Schutz zu gewähren, jede Nick beliebende Brutalität zu verüben.
    Jetzt erlegten die Programme des Interncomputers ihm die Pflicht auf, gemäß Nicks Geheiß die Posaune durch das verschlungene Chaos des Massif-5-Doppelstemsystems zu lenken; das vormals ihm gehörige Schiff mit schneller Geschwindigkeit und unter hoher G-Belastung an Hunderten von Hindernissen vorüberzusteuern, stundenlang, bei nur wenigen Pausen, um die Justierung der Instrumente zu verfeinern oder körperliche Bedürfnisse zu erfüllen.
    Während er in seinem Kinderbett lag, in Pein und Blut vor sich hinbrabbelte, zu mitgenommen, um wenigstens das schwächliche Protestgeheul eines Kleinkinds auszustoßen, diente er zur gleichen Zeit Nick Succorso und den undurchschaubaren, verräterischen Machenschaften der VMKP mit der stummen Präzision einer Maschine.
    Massif 5 war ein Alptraum von Sonnensystem, aber Angus fürchtete es nicht. Er kannte keine Furcht äußeren Ursprungs. Und sein Irrsinn gefährdete die Instruktionssets und die Datenspeicher nicht im geringsten: Um den Raumer durch das emissionsintensive Inferno zwischen den zwei entgegengesetzten Gestirnen sowie die erfaßten und unerfaßten Gefahren, von denen es in dem Systen nur so wimmelte, zu lenken, konnte der Interncomputer ohne Komplikationen auf einen gesunden menschlichen Geist verzichten.
    »Beim Arsch der Galaxis, was willst du?« hatte Nick aus seiner Koje gemault, als Angus die Kabine betrat. »Siehst du nicht, daß ich penne?«
    Angus hatte keine Antwort gegeben: der Data-Nukleus schrieb ihm keine vor, und ihm selbst fehlten mittlerweile die Worte. Statt dessen hatte er Nick stumm das dünne Blatt aus dem Drucker der Kommandokonsole unter die Nase gehalten.
    »Scheiße noch mal…«
    Nick hatte sich unterm Anti-G-Kokon aufgesetzt und Angus die Festkopie aus der Hand gerissen. Dann hatte sein Gesicht aus sprach- und fassungsloser Überraschung einen dümmlichen Ausdruck bekommen. Langsam vollzog sein Mund Formulierungen nach, als läse er den Text laut ab; als könnte er ihn nicht verstehen, ohne die Lippen zu bewegen.
    Einen Moment später hatte er Angus stumpfen Blicks angeguckt. Die Narben verzerrten seine Gesichtszüge, als sollte daraus eine fratzenhafte Maske werden. »Woher stammt die Mitteilung?« fragte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Angus erteilte die Auskunft, als wäre sie längst irgendwo im Data-Nukleus konzipiert gewesen und hätte nur auf Nicks Nachfrage gewartet.
    Uns folgt ein VMKP-Polizeikreuzer mit Namen Rächer. Wir haben ihn passiert, nachdem wir in der Nähe des Kombi-Montan-Asteroidengürtels aus dem Bannkosmos in den Human-Kosmos zurücktransferierten. Kurz bevor wir das letzte Mal in die Tach übergewechselt sind, war er uns nahe genug, um diesen Funkspruch abzusetzen. Sie haben den Scanning-Indikator gesehen.
    »Isaak«, nuschelte Nick vor sich hin. Es hatte den Anschein gehabt, als wäre er außerstande zu klarem Denken. »Prioritätscode Gabriel…

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