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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Was soll das heißen?«
    Es heißt, daß jetzt Sie das Kommando haben. Sie geben die Befehle. Ich führe sie aus.
    Mühsam hatte Nick geschluckt; schluckte ein zweites Mal. Seine Blick war schärfer geworden. Er konnte die Augen nicht mehr von Angus wenden. »Warum denn das?«
    »Weil ich es muß. Ich bin ein Cyborg. Die VMKP hat mich einer Unifikation unterzogen. Ich unterstehe der Steuerung durch einen mir implantierten Computer, der dafür sorgt, daß ich jedem gehorche, der den gültigen Prioritätscode kennt.«
    »Ein Cyborg…« Nick hatte die Zähne gefletscht. »Ein beschissener Maschinenmensch.« Anscheinend übte das Bemühen, die neuen Informationen und Aufschlüsse zu durchschauen, nach und nach auf ihn eine belebende Wirkung aus. »Was sollte mich nach deiner Ansicht dazu bringen, so einen Blödsinn zu glauben?«
    Angus hatte gegen die Gitterstäbe seines Kinderbettchens angeschrien, aber er war zu klein, um in die Freiheit entweichen zu können. Immer war er zu klein geblieben. Seine lange Flucht vor dem Abgrund war nichts als Selbstbetrug gewesen: die unentbehrliche, verzweifelte Selbsttäuschung eines Feiglings. Nichts. Aber ich bin sicher, Ihnen fällt eine Methode ein, um die Angaben zu überprüfen.
    »Schön, versuchen kann ich’s ja mit ’ner Überprüfung.« Nick knüllte das Festkopieblatt zusammen. »Da, Isaak.« Er warf den Ballen Folie Angus zu. »Friß auf.«
    Angus hatte die Folie aufgefangen, den Ballen durch kraftvolles Zusammenpressen verkleinert und hinuntergewürgt: geradeso wie noch vor kurzem Milos Taverners Niks.
    Da hatten Nicks Augen plötzlich geglänzt. An den Rändern seiner Narben hatte rötlich kräftiger Pulsschlag gepocht.
    »Warum?« fragte er Angus. »Warum haben sie so was mit dir gemacht?«
    Angus erläuterte es ihm.
    In Nicks Augen hatten gefährliche Hoffnungen geirrlichtert. Ein Ende seines Niedergangs. Ein neuer Anfang. Er hatte sich aus der Koje geschwungen, sich in der Schwerelosigkeit an einen Haltegriff geklammert, Angus aus vermindertem Abstand eine Miene voller wachsender Erregung und Aufgewühltheit gezeigt.
    »Na gut, nehmen wir mal an, da ist was dran… Und weshalb unterstellen sie dich jetzt mir?«
    Angus klärte ihn auf; erzählte ihm alles über Milos Taverner.
    Erbittert hatte Nick die scheußlichsten Flüche gewettert, brisant wie Thermit am Rande der Explosion. »Und du erwartest, daß ich darauf baue? Du willst, daß ich auf so was mein Leben setze? Ich soll glauben, daß du mich nicht in ’ne Falle lockst?«
    Darauf gaben Angus’ Programme keine Auskunft. Sie sahen dazu keine Erfordernis.
    »O ja, ich prüfe die Sache«, verhieß Nick; er sprach, als spräche er keine Worte, sondern spie Feuer. »Mit welcher Ausrüstung hat man dich zur Vernichtung Kassaforts ausgestattet?«
    Angus’ Programmierung enthielt sich der Antwort. »Isaak, du verfluchter Hurensohn«, schnob Nick, »ich frage dich unter Berufung auf Prioritätscode Gabriel, verdammt noch mal: Mit welcher Ausrüstung hat man dich zur Vernichtung Kassaforts ausgestattet?«
    Schmerz. Verzweiflung.
    UV-Prothesen zur Erkennung von Elektronikfeldern und Schaltkreisen. Störfeld-Projektoren zur Neutralisierung von Observationsanlagen. Implantierten Lasern zur Zerstörung von Schlössern und Eliminierung von Widersachern.
    Wahnsinn. Verderben.
    Die ihm eingepflanzten Panzerplatten, die ihm Schutz gewährten, und die Verstärkungen in den Gliedmaßen, die ihm so übermenschliche Kräfte verliehen, erwähnte der Data-Nukleus nicht.
    Kurz dachte Nick nach, dann äußerte er Vorbehalte. »Scheiße, Isaak, wenn du zu so was fähig bist, warum hat dann Milos dich abhauen lassen? Er hätte dich für jeden beliebigen Zweck einspannen können. Verlangst du von mir, dir zu glauben, daß er sich so ’ne Chance hat einfach entgehen lassen?«
    Seiner Befehlsgewalt über mich waren Grenzen gezogen. Einprogrammierte Restriktionen verbieten es mir, VMKP-Mitarbeiter zu töten. Dazu zählen auch Sie. Und er dachte, er sei hintergangen worden. Hashi Lebwohl hatte ihm mitgeteilt, ich sollte Morn nicht befreien.
    »Aber Hashi hat gelogen.« Sofort knüpfte Nick daran an. Sein Gesicht glühte von einer eigentümlichen Art des Wahnsinns; in diesem Zustand verfügte er über einen übermenschlichen Sinn für versteckte Möglichkeiten. »Und da, als du Sachen angestellt hast, auf die er keinen Einfluß nehmen konnte, hat der arme, beschränkte Milos die Nerven verloren. Na gut…« Obwohl er in normalem Ton

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