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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sich auf die Polsterfläche, hielt still, während Mikka und Morn ihn anschnallten, damit die cybernetischen Systeme sich ungestört mit seiner Hand befassen konnten.
    Sib tippte den Dringende-Behandlung-Befehl ein und bereitete den Medi-Computer auf die Übernahme weiterer Patienten vor, instruierte ihn zur Heilung der Verletzungen Vectors. Dann wich er beiseite, weil aus der Wand glänzende Stahlarme und flexible Injektoren ausführen, um den betroffenen Körperteil zu anästhetisieren, die Schlitzwunden an Handteller und Fingern zu säubern, zu untersuchen, heilwirksam zu beeinflussen, zu nähen und zu verbinden.
    »Morn!« mahnte Mikka mit Nachdruck.
    »Ja, ja…« Mit einer Hand hielt Morn sich an der Liege fest, mit der anderen Hand strich sie sich die Haare aus der Stirn. In ihren Augen glitzerte eine Andeutung von Besessenheit, eine durchaus mit Angus’ Desolatheit vergleichbare Verzweiflung. Dennoch blieb ihre Stimme fest, energisch: hart und quasi geballt wie eine Faust. »Ich will versuchen, mich so klar wie möglich auszudrücken.«
    Schmerzbetäubungsmittel und Kat machten Vectors Augen glasig. Trotzdem heftete er den Blick unbeirrt auf Morn, als wäre sie seine einzige Rettung.
    »Die DA ist korrupt«, sagte Morn. »Soviel wissen wir. Ich bin buchstäblich alles zu glauben bereit, was ich über Hashi Lebwohl höre. Aber ich bin Mitarbeiterin der Operativen Abteilung. Ich arbeite für Min Donner. Und sie ist eine ehrliche Polizistin.«
    Diese Beteuerung bewog Mikka zu einem düsteren, zweifelnden Stirnrunzeln.
    »Sie muß es sein«, beharrte Morn. »Andernfalls wäre ich bestimmt keine Polizistin. Wäre die OA auch korrupt, hätte irgendein Mitglied meiner Familie – mein Vater, meine Mutter oder sonst jemand – es gemerkt. Dann hätten wir unseren Abschied genommen. Die ganze Familie Hyland hätte nichts mehr mit der VMKP zu schaffen haben mögen. Ich hätte nie die VMKP-Polizeiakademie besucht.«
    Damit sprach sie die Wahrheit: Davies glaubte es ihr, obwohl er selbst noch nie darüber nachgedacht hatte. Es deckte sich zu sehr mit seinen Gedächtnisinhalten, um falsch zu sein.
    »Meine gesamte Familie hatte Vertrauen zu Min Donner. Und es gab bei uns keine Dummen. Oder Blindgläubige. Deshalb habe auch ich zu ihr Vertrauen.«
    »Na und?« fragte Mikka. Doch Morn kannte kein Zögern. »Denkt daran, daß der Funkspruch nicht von der DA stammte. Er kam von der OA. Vom VMKP-Kreuzer Rächer. Als ich das letzte Mal von diesem Polizeikreuzer gehört habe, war ein Kapitänhauptmann Dolph Ubikwe der Kommandant, und er genießt die Art von Reputation, für die ehrliche Polizisten in den Tod zu gehen bereit sind. Er täte so etwas nie, und Min Donner würd’s ihm nicht befehlen, stäke dahinter nicht etwas ganz anderes.«
    Irgend etwas, das uns einen Grund zum Durchhalten gibt.
    Die Sehnsucht nach Hoffnung in Mikkas Augen war so offensichtlich wie pure Flehentlichkeit. »Und das wäre?«
    Vectors Hand hatte tiefe Einschnitte erlitten, aber die Verletzungen waren nicht unbehebbar. Die robotischen Reinigungstupfer und Wundnähnadeln verrichteten die erforderlichen Tätigkeiten in kürzester Zeit. Weil der Techniker noch zu schwach war, um sich eigenhändig loszuschnallen, ließ er Sib und Ciro die Gurtverschlüsse öffnen; Ciro half ihm dabei, sich an die Wand zu lehnen.
    Sib winkte Davies zu.
    Indem er auf Arm und Rippen sorgsam achtgab, plazierte Davies sich in der Schwerelosigkeit über der Liege, bis sein Rücken auf die Polsterung gesunken war; dann erst streckte er die Beine aus. Mit der unversehrten Hand öffnete er die noch von den Amnion gefertigte Bordmontur; Mikka und Sib streiften ihm das seltsame, schwarze Material herunter, entblößten seinen Oberkörper. »Morn braucht Kat«, rief er in Erinnerung, während Sib und Mikka ihn festschnallten.
    »Geht klar.« Sib tippte an der Tastatur die Befehle für Davies’ Behandlung, fügte anschließend die Anweisung zum Bereitstellen einer oral zu verabreichenden Kat-Dosis hinzu.
    Morn beobachtete ihren Sohn, als hätte sie die Befürchtung, die Krankenrevier-Computersysteme könnten ihm ein Leid antun. »Und das wäre?« wiederholte Mikka, als preßte sie ein Stöhnen hervor.
    Aus der Wand bohrte sich ein Saugröhrchen in Davies’ Unterarm, zapfte ihm Blut zwecks Analyse durch den Computer ab. Das nahezu subliminale Aufblitzen von Röntgenstrahlen spürte er mehr auf der Haut, als daß er es sah. Als nächstes strömten ihm aus Injektoren Kat, Analgetika

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