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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sprach, klang seine Stimme, als ob er Angus anbrüllte. Blut füllte seine Narben, schien auch seinen Blick zu verdunkeln. Seine Haut verstrahlte Hitze. »Du mußt’s mir beweisen. Du hilfst mir, das Raumschiff zu übernehmen. Und du hast mich zu schützen. Und…« Unvermittelt brach er ab, als ihm eine andere Idee kam. »Nein, halt mal. Einen Moment. Wie kann ich…?«
    Dann durchschaute er den Vorgang.
    »Isaak«, sagte er laut und deutlich, »ab sofort gilt die Gabriel-Priorität. Du befolgst von nun an genau meine Befehle, selbst wenn ich nie wieder die Namen ›Isaak‹ oder ›Gabriel‹ erwähne. Hörst du mich? Ich rede mit deinem Computer. Priorität Gabriel ist in Kraft. Bei jedem Befehl, den ich dir gebe, ist die Gabriel-Priorität gültig. Du brauchst die Code-Angaben nicht mehr zu hören, ehe du mir gehorchst. Auch wenn du die Codes nie wieder hörst, gehorchst du mir. Sag, daß du kapiert hast.«
    »Ich habe verstanden.«
    Nick musterte Angus zutiefst grimmig. »Sag mir, wie du dich dazu verhältst.«
    Dafür existierten keine Worte. Keinerlei Worte. Alle Sprache war Angus ausgesengt, alle Bedeutung ausgemerzt worden; er würde nie mehr frei sein. Der letzte Rest seiner geistigen Gesundheit war dahin.
    Ich werde gehorchen.
    »Ausgezeichnet!« knirschte Nick voller Triumph durch die Zähne. Vom Aktionsdrang in geradezu frenetische Stimmung hineingesteigert, wandte er sich mit leidenschaftlichem Schwung zur Tür. »Also los! Ich muß diesem Gesindel unbedingt ’ne Lektion erteilen.«
    Angus hatte Nick gehorcht, weil er von Warden Dios ins Kinderbett zurückgeschickt worden war, seine Schreie zu schwach klangen, als daß jemand anderes als seine Mutter ihn hätte hören können. Auf Nicks Befehl hatte er Mikka und Davies verletzt, Sibs Pistole zerschmolzen, auf der Brücke Morn in die Enge gedrängt und zur Hysterie getrieben.
    Und jetzt lenkte er das Raumschiff, damit Nick die Gelegenheit hatte, sich auf das Kommende vorzubereiten.
    Inzwischen hatte die Posaune sich erheblich vom Tard-Wiedereintrittspunkt entfernt: sie flog das Massif-5-Sonnensystem quasi in ununterbrochenem, zwar lautlosem, jedoch mörderischem navigatorischen Ringen an. Vom Dopplereffekt verzerrte und wechselnden Perspektiven abgewandelte Kurven von Trajektorien glommen auf den Displays. Die Instrumente bestürmten ihn mit Warnungen, Radarechos erschienen und erloschen, indem Gefahren auftauchten und verschwanden, in wirrem Durcheinander. Wie flimmernde Hurrikane sausten Asteroidenschwärme über die Scannermonitoren und blieben, nachdem Angus Ausweichmanöver vollzogen hatte, achtern zurück. Die Deflektoren der Posaune zerpulverten kleine Planeten- und Raumschiffstrümmer. Von allen Zeiten wirkten Gravitationskräfte auf das Schiff ein, verfälschten die Daten der Vektoren, beeinträchtigten die Steuerung. Immerzu drohten dem Raumer zu wuchtige Kollisionen, um deflektierbar zu sein, zu starke Gravo-Quellen, um ihnen zu entkommen.
    Dennoch meisterte Angus sämtliche Schwierigkeiten nahezu mit Leichtigkeit, ohne daß man ihm Anzeichen von Streß anmerkte: sein Interncomputer und der Interspatium-Scout waren dafür geschaffen. Schneller als jedes normale Raumschiff kämpfte sich die Posaune zu ihrem Ziel vor.
    Sobald Nick sich alles an Kenntnissen angeeignet hatte, was er auf einmal geistig verarbeiten konnte, schob er ab und zu ein Schläfchen ein, gelegentlich aß er etwas; dann und wann schwafelte er drauflos. »Wahrscheinlich wundert es dich«, meinte er bei einer dieser Anwandlungen der Redseligkeit, »wieso ich einen Köder brauche. Es liefe ja alles viel glatter ab, könntest du die Saubande einfach in den Kojen abknallen. Ich könnt’s, wo deine Restriktionen dem im Weg stünden. Dann hätte ich die Möglichkeit, sie zur Schleuse hinauszuwerfen, und die Sache wäre erledigt. Aber ich bin dir voraus. Weit voraus.« Er faselte daher, als hätte Angus ausschließlich die Aufgabe, sich über ihn Gedanken zu machen. »Du hast noch keine Ahnung, was passiert, wenn Vector herausgefunden hat, wie sich das Serum synthetisieren läßt…«
    Er schielte Angus an. Seine Narben glichen dem selbstsicheren Zähneblecken eines Raubtiers. »Frage mich, was wir tun werden.«
    Was werden wir tun?
    »Wir knöpfen uns Sorus vor«, antwortete Nick, als flößte sein Entschluß ihm Stolz ein. »Die scheißverdammte Sorus Chatelaine. Die Sturmvogel. Und dafür muß ’n Köder her. Sie arbeitet für die Amrüon, und die Amnion wollen deinen lieben,

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