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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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HS-Irrsinns mit Kat zu erwehren. Er hatte nicht gewußt, ob es gelang.
    Er zitterte, als er die Hygienezelle verließ, von außen die Tür schloß.
    Während er auf Morn wartete, übte er in der Null-G weitere Boden-Decke-Sprünge, forderte seinen Körper – trainierte die Verspannungen ab –, bis der alienfabrizierte Stoff der Bordmonrur seine Haut scheuerte und er dermaßen schwitzte, daß er schon die nächste Dusche vertragen konnte.
    Morn kam sauber und trocken aus der Hygienezelle zum Vorschein; doch nicht einmal ein Übermaß an allzu vielen Stunden Schlaf hatte ihr Aussehen verbessert. Ihre Erscheinung war unverändert bleich und dünn, nahezu ausgezehrt, als hätte sie tagelang nichts gegessen. Kat-Nachwirkungen machten ihren Blick trüb. Trotz der G-Freiheit erregten ihre Bewegungen einen fahrigen, schwächlichen Eindruck. Nur schwer ließ sich glauben, daß sie dieselbe Frau war, die empfohlen hatte: Verweigert nichts. Bleibt am Leben… Liefert ihm keinen Vorwand, um euch zu ermorden.
    Irgendwo steckt eine Unwahrheit. Irgend jemand lügt. Es kommt darauf an, daß wir am Leben bleiben, bis wir herausfinden können, wie’s sich wirklich verhält.
    Aber Angus hatte Nick nicht verraten, wie sich ein zweites Kontrollgerät für Morns Z-Implantat herstellen ließ. Diese Erinnerung hatte Davies für sich allein; darauf baute er. Daran dachte er, während er Morn ansah, damit der Anblick ihrer Hinfälligkeit ihm keine neue Panik einflößte.
    Sie mied seinen Blick. Vielleicht konnte sie noch nicht deutlich sehen. »Und was nun?« fragte sie mit schwacher Stimme.
    Davies zuckte die Achseln. Schweißtröpfchen lösten sich von seinem Gesicht und verwandelten sich zu Kügelchen, die im Licht gleißten, während sie auf die Lufterneuerungsanlage zutrieben. »Am besten warten wir ab.« Bis die Posaune das Schwarzlabor erreichte. Bis Vector seinen Versuch, das Antimutagen-Medikament zu analysieren, beendet hatte. Bis Nick ein Fehler unterlief. Oder daß Min Donner auf irgendeine, momentan nicht vorstellbare Weise eingriff. »Was Gescheiteres fällt mir nicht ein. Dir?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte keine bessere Idee.
    Für lange Zeit, wie es schien, behielt die Posaune eine relativ ruhige Fluglage bei, dann folgten weitere Manöver. Jede Kurskorrektur, jeder Schub geschah von da an behutsam, vorsichtig: das Raumschiff bewegte sich, als suchte es sich einen Weg durch ein Minenfeld. Davies widerstand dem Wunsch, aufs Chronometer zu sehen. Statt dessen versuchte er durch bloße Intuition zu erraten, was die Posaune vollführte.
    Sie hatte gestoppt, so daß Nick das Schwarzlabor kontaktieren und eine Anflugserlaubnis einholen konnte. Jetzt befand sie sich auf dem Anflug. Langsam, damit man sie im Labor nicht als Bedrohung einstufte. Damit seine Artillerie nicht das Feuer auf sie eröffnete. Der Interspatium-Scout mußte nah am Ziel sein. Wären die Materiekanonen-Bunker noch weit entfernt, gäbe es wegen der vielen Felsbrocken und der Statik kaum eine Möglichkeit zu akkurater Zielerfassung. Scanninganlagen mochten überall im Asteroidengürtel verteilt sein, ihre Daten durch ein Netz von Relaissatelliten übermitteln; die Artillerie hingegen mußte im engeren Umkreis des Labors stationiert sein. Also gut: Einmal angenommen, seine Vermutungen stimmten. Wie lange konnte der Flug noch dauern? Eine Stunde? Länger? Weniger? Willentlich hielt Davies den Blick vom Wandchronometer fern. Weil er Bewegung brauchte, irgendeine Bewegung, fing er nochmals mit Boden-Decken-Sprüngen an. Nach und nach steigerte er, ohne es zu merken, das Tempo. Auf. Ab. Natürlich hatten Richtungsangaben in der Nullschwerkraft keine Bedeutung und bildeten lediglich einen Bezugsrahmen. Auf. Ab. Trotzdem erzeugten die Bewegungsabläufe seines Körpers ihre eigenen G, hatten ihren eigenen Sinn. Auf. Ab.
    »Warten zu müssen ist schwierig genug«, meinte Morn zerstreut und mit gedämpfter Stimme. »Du strapazierst meine Nerven mit dem Gehüpfe. Warum tust du das?«
    Davies bremste sich an der Kante der Koje. »Stillsitzen kann ich nicht leiden«, antwortete er, atmete angestrengt, aber gleichmäßig, als könnte er die Übung noch stundenlang durchhalten. »Schlafen kann ich auch nicht ausstehen. Mir gruselt’s davor.«
    In dem Maße, wie Morns Organismus das letzte Kat verarbeitete, gewannen ihre Muskeln eine gewisse Elastizität zurück, vor allem im Gesicht. Allmählich war ihre Miene wacher, weniger stumpf geworden. Sie bemühte sich sogar

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