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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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büschelweise auszuraufen.
    Plötzlich knackte der Interkom-Apparat.
    »Es ist soweit, ihr Arschlöcher, wir sind da«, drang Nicks Stimme fröhlich aus dem Lautsprecher. »Auf die Brücke mit euch! Gleich wäre gut, sofort wäre besser. Es ist Zeit zur Befehlsausgabe.« Augenblicklich sprang Morn aus der Koje, als dürfte sie auf keinen Fall zögern; als ob sie die sichere Erkenntnis hätte, sie würde durch Zaudern jede Gelegenheit zum Handeln unwiderruflich versäumen. Doch der Anblick ihrer beklommenen Miene und ihrer Blässe zerriß Davies fast das Herz. Er langte nach ihrer Schulter, drehte Morn mitten in der Luft zu sich herum.
    »Ich könnte behaupten, daß du noch schläfst. Er müßte mir glauben, er kann nicht wissen, wieviel Kat ich dir injiziert habe. Wahrscheinlich kannst du so lang in der Kabine bleiben, wie du willst.«
    So weit reicht mein Schutz.
    Morn schüttelte den Kopf. »Das hieße, noch mehr warten zu müssen. Ich möchte etwas tun. Egal was.« Für einen Moment umspielte ein versonnenes Lächeln ihren Mund. »Vermutlich bin ich dir doch ähnlicher, als ich dachte.«
    Dazu fiel Davies keine Antwort ein. Sein Aktionsdrang ließ ihm keinen Raum für Argumente. Ohnedies war er sich nicht recht darüber im klaren, wer hier eigentlich wen beschützte.
    Die Fäuste geballt, als hätte er seinen Mut wie eine Waffe in den Händen, stieß er sich ab und schwebte zur Kabinentür.
    Er spürte, als er sich in Bewegung setzte, eine Abwärtstendenz, ein Resultat der geringen Schwerkraft des Asteroiden, vielleicht ein wenig verstärkt durch Gravitationsfelder in diesen und jenen experimentellen Anlagen Deaner Beckmanns. Als er die Tür erreicht und geöffnet hatte, berührten seine Füße das Deck.
    Er fühlte gerade genug Schwere, um ihn beim Praktizieren des Null-G-Trainings zu behindern; gleichzeitig zuwenig, um ihm normales Gehen zu gestatten.
    Furcht beschleunigte seinen Pulsschlag, während ein Sprung ihn in flachem Bogen zum Aufgang der Konnexblende beförderte.
    Er traf als erster auf der Brücke ein: nur Nick und Angus befanden sich dort. Davies hangelte sich am Geländer des Niedergangs hinab. Nick empfing ihn mit einem mörderischen Grinsen, das Gesicht voller schwarzer Narben und wortloser Drohungen. Angus dagegen hockte reglos – die Schultern gebeugt, den Kopf gesenkt – vor seiner Konsole, als wäre er eingedöst.
    Hinter Davies erschien Morn in der Konnexblende.
    Nicks böses Lächeln wurde breiter. »Du bist also wieder helle im Oberstübchen«, sagte er auf brüske Weise. »Ich weiß nicht, ob ich das bedauern oder mich darüber freuen soll.«
    »Freu dich.« Morn antwortete mit fester, ruhiger Stimme; als spräche sie von einem entlegenen Ort aus, an dem Nicks Bosheit ihr nichts abhaben konnte. »Wenn ich verrückt bin, kannst du mich nicht quälen.«
    Ungeachtet ihrer offenkundigen Schwäche und unübersehbaren Wehrlosigkeit folgte sie ihrem Sohn auf die Brücke.
    Vielleicht versuchte sie Nick zu trotzen; er jedoch reagierte nicht. Eine abartige, insgeheime Ekstase war in ihm entbrannt. Die Leidenschaft, die ihm den Blick erhitzte und seine Narben mit Schwärze füllte, erweckte den Eindruck, ihn in einen Zustand der Übererregtheit hineingesteigert zu haben, in dem auch von ihm alles abprallte.
    Etwas war geschehen; ein Ereignis, das so einschneidend und verhängnisvoll wie der Funkspruch der Rächer sein mußte.
    »Ihr habt mich unterschätzt«, verkündete Nick. »Aber das ist mir momentan völlig wurscht. Während ihr euch dumm und dämlich gepennt habt, hat das Spiel eine Dimension viel höherer Größenordnung bekommen.«
    »Wieso?« fragten Davies und Morn wie aus einem Mund.
    »Was meinst du?« fügte Morn hinzu.
    »Was ist los?« wollte Davies erfahren.
    »Wie putzig…!« Selbstzufrieden nickte Succorso. »Ihr gefallt mir. Ihr zwei seid euch so beschissen gleich, daß ihr glattweg Zwillinge sein könntet. Wenn ihr euch besondere Mühe gebt, um mich aufzuheitern, erlaube ich euch vielleicht, Beckmann und sein Tech-Gesocks mit gegenseitigem Gedankenlesen zu unterhalten.«
    »Schön«, sagte Mikka von der Konnexblende herab. »Morn und Davies sind also für die Unterhaltung zuständig. Und womit dürfen wir anderen uns befassen?«
    Sie stand zwischen Sib und Ciro, als brauchte sie die beiden zur Stütze. Im Krankenrevier war Mikkas Stirn genäht und verbunden worden; zweifellos hatte sie auch Bluttransfusionen und Medikamente bekommen. Doch ihre Schädelverletzung brauchte mit

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