Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Deaner Beckmann. Für einen Moment durchdachte Vector seine Optionen. Vielleicht hätte er jetzt Nicks Rat gebraucht, aber er vermied den Fehler, es sich anmerken zu lassen. »Ehrlich gestanden«, gab er statt dessen zur Antwort, »dazu möchte ich mir nicht einmal Spekulationen erlauben. Ich weiß, was ich hier herauszufinden hoffe, aber ich habe eigentlich keine Ahnung, was Sie benötigen.«
    »Was ich am meisten benötige, Dr. Shaheed«, erklärte Beckmann in durchdringendem Ton und ohne Retledge eine Chance zum Dazwischenreden einzuräumen, »ist Zeit. Wir leben in einer komplizierten Epoche. Die Amnion, denen Kapitän Succorso so fröhlich Besuche abstattet, liefern der VMKP genau den Vorwand, den Leute mit autoritärer Polizeistaatsgesinnung im Laufe der gesamten Menschheitsgeschichte immer gesucht haben – einen Grund, um den Bürgern, die zu beschützen sie behaupten, eine Tyrannei der Besserwisserei und des Informationsvorsprungs aufzuerlegen. Die Tatsache, daß die Amnion-Gefahr wirklich existiert, dient nur der Selbstbestätigung der moralischen Despotie Warden Dios’ und seiner Handlanger. Und die Folgen, den wahren Preis dieser Tyrannis, sehen wir hier.«
    Ein, zwei der mit Laborkitteln gehüllten Personen scharrten verlegen mit den Füßen, senkten peinlich berührt den Blick. Ohne Zweifel hatten sie diese Tirade Beckmanns schon zahllose Male gehört. Aber ihre Reaktion entging ihm; er stockte nicht im mindesten. In seiner Stimme klang jetzt bitterernster Fanatismus an. Wahrscheinlich hätte er sich nicht einmal, wäre es sein Wunsch gewesen, noch zur Zurückhaltung zwingen können.
    Allerdings hatte der Laboratoriumsdirektor bestimmt nicht dank Dummheit unter dermaßen schwierigen Bedingungen so lang überlebt. Er mußte für seine Einlassungen einen Grund haben.
    Trotz seiner heftigen Begierde, endlich gegen Sorus Chatelaine vorzugehen, nötigte Nick sich zur Gelassenheit, täuschte Geduld vor. »Ist Ihnen an unserer Beleuchtung etwas aufgefallen, Dr. Shaheed?« wollte Dr. Beckmann wissen.
    Falls er Beunruhigung verspürte, verheimlichte Vector sie. »Nichts Besonderes, muß ich gestehen.«
    »Sie hat Unregelmäßigkeiten«, konstatierte Beckmann. »Das Licht flackert, Dr. Shaheed, und zwar infolge der schlichten Ursache, daß unsere Energieversorgung nicht ausreicht, um allen Anforderungen, die wir an sie stellen müssen, zu genügen. Wir müßten Energiemengen erzeugen, die den Kräften entsprechen, aus denen Singularitäten bestehen, aber wir können es nicht. Wir haben dazu keine Möglichkeit. Ständig durchsuchen wir den Asteroidenschwarm nach Rohstoffen, schaffen uns auf jede erdenkliche Weise neue technische Ausstattungen an, belohnen Leute, die in unserem Auftrag Verbrechen begehen, und verüben selbst Verbrechen, und trotzdem bringen wir kaum genug Energie für eine kleine Echtzeit-Simulation unserer eigentlichen, hauptsächlichen Experimente zusammen, der wahren, großen Herausforderung. Und warum ist es so?« Diese Frage hatte selbstverständlich nur rhetorischen Charakter.
    »Weil die VMKP uns zum Tätigsein als Illegale zwingt. Anstatt unsere Arbeit zu sanktionieren, statt alle Ressourcen der Zivilisation in die Forschung zu investieren, die der Menschheit die einzige Hoffnung erschließt – für das Trachten nach Rettung durch Wissen –, drängt die ›Polizei‹ uns in eine jämmerliche Existenz am Rand eben der Gesellschaft, der wir zu dienen versuchen. Meine Forschung, Dr. Shaheed, meine Forschung« – offenbar konnte er es gar nicht genug betonen – »hat das immanente Potential, die Zukunft der Menschheit gegen jede vorstellbare Bedrohung zu sichern, die die Amnion verkörpern oder die von ihnen ausgehen könnte. Und trotzdem bin ich praktisch ein Ausgestoßener, was ich für meine Experimente brauche, kann ich nur durch Stehlen und Rauben zusammenkratzen.«
    Nick mußte der Neigung zu einem hämischen Grinsen widerstehen. Dir Scheißforscher seid doch alle gleich. Immer tut ihr Eierköpfe euch leid. Am besten versteht ihr euch aufs Selbstmitleid. Wachsender Drang zum Handeln machte ihn hektisch, so daß es ihm zusehends Schwierigkeiten bereitete, seine Ungeduld zu verhehlen.
    Sorus hatte ihm damals das Gesicht zerschlitzt. Sie hatte mit ihm gefickt, aber seine Hoffnungen zerstört, ihm das Gesicht zerschnitten, ihn im Stich gelassen. Und jetzt hielt sie sich hier auf.
    Doch Dr. Beckmann war noch nicht fertig mit dem Schwadronieren.
    »Allerdings wäre nicht einmal die VMKP

Weitere Kostenlose Bücher