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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nachdem Sorus sich willentlich für den Weg einer Illegalen entschieden gehabt hatte.
    »Vor Jahren hat dies Schiff einen anderen Namen getragen. Damals hatte es keinen Ponton-Antrieb. Deshalb ist’s den Astro-Schnäppern irgendwann gelungen, uns zum Kampf zu stellen. Kaputtkriegen konnten sie uns nicht, dafür sind wir zu stark bewaffnet. Sie schafften’s aber, das Schiff gehörig zu beschädigen. So schwer, daß es so gut wie fluguntüchtig wurde, es war nur eine Frage der Zeit, bis wir abkratzen mußten. Wir hatten nur die eine Aussicht, uns ins Grab fortzuschleichen.« Allzu deutlich erinnerte sich Sorus noch daran. »Beim nächsten Zusammenstoß hätten die Polypen uns in Stücke geballert. Bloß sind wir vorher von den Amnion gefunden worden. Wir machten damals schon Geschäfte mit ihnen und hatten wegen des Gefechts ein Rendezvous verpaßt. Sie suchten nach uns.«
    Wie benommen glotzte Ciro sie an; er näherte sich dem Zustand blanken Entsetzens.
    »Leider sind sie dann gar nicht nett zu uns gewesen.« Sorus’ Stimme knarrte. »Als sie merkten, wie schwer unser Raumschiff beschädigt war, haben sie uns nicht etwa Hilfe angeboten. Sie doch nicht. Statt dessen haben sie uns ein Ultimatum gestellt. Wir sollten ihre Forderungen erfüllen oder verrecken. Sie wollten uns im Schneckentempo durchs All tuckern lassen, bis wir verhungerten oder uns die Luft ausging, wenn wir uns nicht ihrem Willen beugten.«
    Errätst du, was nun folgt, Junge? Ahnst du, in was für Schwierigkeiten du steckst?
    »Sie hatten den Wunsch, an mir ein Experiment vorzunehmen. Damals war von ihnen ein neues Medikament entwickelt worden – ich gehe mal davon aus, man kann’s ein Medikament nennen –, und sie wollten wissen, ob es bei Menschen wirkt. Falls es wirksam sei, sagten sie mir, bliebe ich ein Mensch. Ich dürfte mein Raumschiff behalten, man würde uns retten, uns einen Ponton-Antrieb überlassen, alles geben, was wir benötigten.«
    Bis der Schmerz ihrer Erinnerungen zumindest zum Teil abgeklungen war, legte Sorus eine kurze Pause ein. »Falls das Experiment mißlang, würde ich mich in ihresgleichen verwandeln.«
    Sie bewegte ihre Schultern, um die Verspannungen ein wenig zu lockern.
    »Ich konnte mir mühelos denken, was passieren mußte, wenn ich ablehnte. Ein Gefecht hätten sie nicht riskiert, sie wollten nicht auch beschädigt werden. Sie hätten uns einfach uns selbst überlassen, bis wir nicht mehr dazu imstande gewesen wären, uns zu wehren. Dann wären wir geentert worden, und sie hätten ihre verdammten Experimente auf alle Fälle durchgeführt. So oder so wären wir alle verloren gewesen. Die Amnion hätten bekommen, was sie wollten, wir dagegen gar nichts. Also habe ich mich für das Experiment zur Verfügung gestellt.«
    Hätte Ciro jetzt irgendeine Reaktion gezeigt, wahrscheinlich wäre er von ihr angebrüllt worden. Sie bedurfte dringend eines Ventils für das nagende Weh ihrer Verzweiflung. Doch aufgrund irgendeiner Ursache flößte seine stille, geballte Furcht ihr Scheu ein, so wie Taverners Gefeitsein gegen Beunruhigung sie abschreckte.
    »Es hat geklappt«, klärte sie ihn voller Bitternis auf. »Ich bin noch ein Mensch.«
    Nochmals hob sie die Schultern. »Allerdings hatten sie mir vorher verschwiegen, um was für eine besondere Art von Medikament es sich handelte. Das habe ich erst nachher bemerkt. Es ist kein Antimutagen, sondern etwas Komplizierteres. Es neutralisiert die Amnion-Mutagene nicht, sondern verschiebt lediglich das Eintreten ihrer Wirkung. Wie ein zeitweiliges Gegenmittel. Ein Mutagen bleibt im Körper, lebt weiter, dringt in jede Zelle vor, rankt sich um die DNS-Stränge, nur verändert es nichts, solange das Medikament gleichfalls durch den Körper kreist. Wie lange der Mutationseffekt verzögert wird, ist von dem verabreichten Quantum des Medikaments abhängig – oder davon, wie oft man es erhält. Man kann das Dasein als Mensch weiterführen, bis man von der Versorgung mit dem Mittel abgeschnitten wird. Und dann verwandelt man sich zum Schluß« – sie schnippte mit den Fingern – »doch in einen Amnioni.«
    Ihre Füße scharrten übers Deck, während sie ihre Balance der geringen Asteroiden-G anpaßte.
    »Darum diene ich den Amnion, Ciro. Täte ich’s nicht, entzögen sie mir das Gegenmittel. Und das ist der Grund, weshalb du nun mir dienen wirst.«
    Sie schob die Linke in eine Tasche ihrer Bordmonrur und holte eine gefüllte Injektionsspritze heraus.
    Für ein so junges Bürschchen

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