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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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am Schiff anstelle.«
    »Nur zu.«
    »Von der Bedienung der Computerkonsolen habe ich keine Ahnung«, wandte Ciro ein. »Ich weiß die Prioritätscodes nicht. Und außerdem bin ich sowieso nie allein auf der Brücke.« Sorus nickte. »Das ist wahrscheinlich richtig. Aber vielleicht fällt dir noch mehr ein.«
    Kurz hielt er den Atem an; danach entließ er ihn mit einem Laut, der einem Schluchzen glich. »Ich soll den Antrieb sabotieren.«
    »Beide Antriebe«, stellte Sorus klar, um Mißverständnissen vorzubeugen. »Du hast ’ne Technikerausbildung hinter dir. Du verstehst. Das ist alles. Mehr fordere ich nicht. Du garantierst, daß die Posaune mir nicht davonfliegt. Den Rest erledige ich. Wenn sie nicht abhauen kann, ist sie geliefert. Ich hole sie ein, verankere unser Schiff an ihr, schweiße sie notfalls auf, nehme mir, was ich will. Dann kannst du dich mir anschließen. Ich versorge ich dein Leben lang mit dem Gegenmittel.«
    »Geben Sie mir die Pillen«, bat Ciro im Flüsterton.
    »Noch nicht«, entgegnete Sorus, schloß die Faust fester um die kleine Flasche. »Vorher will ich noch etwas klären. Sobald ich dich von Bord lasse, könntest du in Versuchung kommen, Succorso zu erzählen, was ich getan habe. Du bist, wie du selber gesagt hast, noch jung, und junge Leute lassen sich leicht dazu verleiten, Helden zu spielen. Oder vielleicht glaubst du, ich hätte dich belogen. Aber du kannst mir keinen Strich durch die Rechnung machen. Das sollte dir klar sein. Ich lege ab, wenn du gegangen bist. Ohne Nachschub an Pillen wirst du zum Amnioni. Deine Freunde müßten dich töten. Und mir hättest du nicht geschadet. Ich kann die Posaune immer noch innerhalb des Asteroidengürtels angreifen, wo sie keine Möglichkeit hat, mir davonzufliegen. Ist das klar, Ciro?«
    Sie hatte angenommen, er würde nicken: er wirkte demoralisiert genug, um allem zuzustimmen. Doch sie täuschte sich.
    »Und was, wenn ich über sechs Stunden brauche?« gab er zu bedenken; unverändert beließ er das Gesicht gesenkt, nach wie vor hing ihm der Kopf auf die Brust, als wäre der Hals entzweigebrochen. »Von innen hab ich die Antriebe noch nie gesehen. Ich weiß nicht mal, wie man hineingelangt. Wenn ich nun mehr Zeit brauche?«
    Endlich hob er den Kopf, als triebe der Druck seines rasenden Herzens ihm das Kinn hoch. »Oder wenn Nick bei Ablauf der sechs Stunden nicht fertig ist? Ich hier festsitze und sie draußen im All sind, während meine Frist abläuft?«
    Diesmal krächzte seine Stimme, klang nach unterdrücktem Gejammer.
    Sorus schaute ihm in die verstörten Augen, erwiderte seinen Blick. Obwohl sie schon seit Jahren im Dienst der Amnion stand und trotz ihrer zahlreichen Besuche in Kassafort hatte sie nie zuvor so etwas getan, was sie Ciro zumutete. Dennoch hatte sie genügend Brutalität mitangesehen und selbst erleben müssen, um auf seinen Einwand vorbereitet zu sein.
    »Na gut«, seufzte sie, als ob sie sich zu einem Zugeständnis herabließe. Einer anderen Tasche der Bordmontur entnahm sie ein zweites Fläschchen. »Ich genehmige dir sechs weitere Stunden.« Sie wollte, daß er Furcht litt, voller Entsetzen war, aber nicht, daß er aus Grausen handlungsunfähig wurde. »Aber mehr kann ich dir nicht zugestehen. Hast du meinen Auftrag in zwölf Stunden nicht ausgeführt, mußt du zusehen, was aus dir wird.«
    Weil er noch so ein jugendliches Bürschchen war, empfand er womöglich zwölf Stunden als lange Zeit.
    Er verzog das Gesicht, als müßte er nun zu Tränen zerfließen; doch Sorus wartete wortlos auf seine Antwort. »Also gut«, hörte sie ihn schließlich wimmern. Daraufhin forderte sie Taverner auf, von ihm abzulassen.
    Kaum war Ciro aus Taverners Griff frei, schnappte er sich aus Sorus’ Hand die Fläschchen, riß ein Behältnis auf, kippte eine Pille heraus und steckte sie sich, ehe die zehnminütige Gnadenfrist ablief, mit fahrigzittrigen Bewegungen in den Mund.
    Sorus Chatelaine wußte genau, wie er sich fühlte. Wenige Minuten später brachte Sorus’ Zweiter Offizier Ciro von Bord. Er hatte Weisung, den jungen Mann bei Werkschutzleiter Retledge abzuliefern; ihm zu melden, Ciro sei in der Nähe der Sturmvogel aufgegriffen worden, entweder hätte er dort herumspioniert oder sich verlaufen gehabt, und man übergäbe ihn dem Werkschutz, um Streit mit Kapitän Succorso zu vermeiden; anschließend sollte der Zweite Offizier umgehend aufs Schiff zurückkehren.
    Kaum hatte sich die äußere Schleusenpforte hinter ihm

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