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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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großartig«, beteuerte er, als hätte er sie nicht gehört. »Ich verfasse gerade den Text für einen Funkspruch. Unter meinem Namen, ich hoffe, das sorgt für eine gewisse Glaubwürdigkeit. Im wesentlichen steht drin, daß ich nach meinem Abgang von Intertech die damals dort betriebenen Forschungen zu Ende geführt habe. Daß das Resultat ein Antimutagen ist. Ich nehme auch die Formel in den Text auf und schlage vielleicht ein paar zur Verifikation taugliche Tests vor. Wir können auf Dauerabstrahlung schalten und den Funkspruch überall senden, wo wir sind. Jeder, der ihn empfängt, kann das Immunitätsserum selbst herstellen. Guter Gott, Morn, ich habe immer davon geträumt, so etwas zu tun. Ich kann noch gar nicht glauben, daß es nun wahr wird. Dadurch hat sich alles gelohnt, was hinter uns liegt.«
    »Aber nicht jetzt«, erwiderte Morn in scharfem Ton. Ihre Stimme strotzte von Empörung. »Vector, ich brauche dich! Dein Funkspruch kann warten. Das hier nicht.«
    So ausgedehntes Schweigen folgte, daß Mikka schon befürchtete, Vector würde sich weigern. Dann knackte der kleine Lautsprecher.
    »Na gut. Ich komme. Wo bist du?«
    »In Mikkas Kabine.«
    Morn schaltete den Interkom-Apparat ab.
    Mikka klammerte sich an einen Haltegriff. Erst einen Moment später merkte sie, daß sie vor sich hinjapste. Sie konnte nicht mehr denken; sie verstand nichts mehr. Es schien, als ob Morns wachsender Zorn irgendwie die gesamte Luft der Kabine verbrauchte.
    In Ciros Augen zeigte sich schwacher Glanz, der ein Anzeichen frischer Hoffnung sein mochte. »Was kann Vector denn ausrichten?« fragte er mit stockender Stimme.
    Morn fuhr zu ihm herum, als müßte sie dem Wunsch widerstehen, ihn anzuschreien. »Verdammt noch mal, Ciro, was glaubst du denn, wofür man ein Antimutagen benutzt? Ich weiß nicht, ob’s in deinem Fall hilft. Ein Immunitätsserum ist nicht dasselbe wie ein direktes Gegenmittel. Das Immunitätsserum hätte vor dem Mutagen in deinem Körper sein sollen. Ich habe keine Ahnung, was geschieht, wenn das Mutagen schon drin ist. Aber wir werden’s herausfinden. Den Versuch ist’s, bei Gott, wert.«
    Ciro musterte sie; dann legte er die Hände über die Augen, als wagte er nicht daran zu denken, daß sie recht haben könnte.
    Zu ihrer Bekümmerung mußte Mikka einsehen, daß sie so schnell nicht mithalten konnte; sie hatte nicht die Fähigkeit, so unvermittelt von Verzweiflung zu Hoffnung überzuwechseln. Ihre zerrissenen Gefühle ließen es nicht zu. Sie mußte irgend etwas tun, um ihren inneren Aufruhr zu bezähmen. Um nicht nochmals in Geschrei auszubrechen, schwang sie sich zur Tür und öffnete sie für den Fall, daß Vector nicht wußte, welche Kabine sie bewohnte.
    Doch er stand schon davor und hatte die Hand gehoben, um anzuklopfen.
    Reichlich roh – wie grob, scherte sie nicht – grapschte sie nach seiner Bordmontur und zerrte ihn herein, schloß hinter ihm die Tür.
    Völlig überrascht fuchtelte er in dem aussichtslosen Versuch, einer vertretbaren Trajektorie zu folgen, mit den Armen. Doch sofort half Morn ihm dabei, sich abzufangen, legte beide Hände auf seine Schultern, um ihm Halt zu geben; ihm und sich selbst.
    Vectors blaue Augen leuchteten: Er war dem Entzücken so nahe, wie Mikka es bei ihm noch nie erlebt hatte. Aber er war stets jemand gewesen, der sich zu konzentrieren verstand. Sobald er Morns, Ciros und Mikkas Miene sah, vergaß er seinen persönlichen Enthusiasmus.
    »Was ist passiert?« fragte er ruhig. »Wie kann ich behilflich sein?«
    Morn holte tief Luft, hielt den Atem einen Moment lang an, als brauchte sie Zeit, um abermals Mut zu sammeln. Dann gab sie Vector eine kurze, bündige Zusammenfassung von Ciros Ereignisbericht.
    »Du weißt über Mutagene mehr als wir alle zusammen«, sagte sie abschließend. »Und über Antimutagene. Sag uns, was wir noch machen können.«
    Als Bordtechniker mochte Vector Shaheed lediglich tüchtig gewesen sein. Auf anderen Gebieten jedoch war er erheblich mehr als das. Ein leichter Ausdruck des Mißmuts verdunkelte sein rundliches Gesicht – eine Art von stummem Kommentar zu Ciros Schicksal –, aber er wußte auf Anhieb, wie sie vorzugehen hatten.
    »Packen wir einfach eins nach dem anderen an«, sagte er in rauhbeinig-gutmütigem Tonfall zu Ciro: dem Ton eines Mannes, der keinen Anlaß zur Panik sah. »Nimm unbedingt weiter das Gegenmittel ein. Selbst wenn es nur zeitweilig wirkt, es verlängert die Frist. Wieviel Zeit bleibt denn eigentlich

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