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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erkennen.
    »Kurzfristig besteht der hauptsächliche Vorteil darin«, erläuterte Kapitän Vertigus, »daß die Polizei dann uns verantwortlich ist, nicht mehr den VMK. Folglich kann Sonderbevollmächtigter Igensard seine Untersuchungen weiterführen, ob Holt Fasner oder Warden Dios es billigen oder nicht. Langfristig aber werden sich aus diesem einen Vorzug noch Hunderte von signifikanten Verbesserungen ergeben.«
    Er schwieg, sammelte neue Kräfte oder endgültige Entschlossenheit, nahm anschließend seine Erklärungen mit festerer Stimme wieder auf.
    »Verabschieden wir das Gesetz, sind wir endlich dazu in der Lage, das Werk zu verrichten, zu dessen Bewältigung wir gewählt worden sind – die Aufgabe, die Zukunft der Menschheit im Weltraum zu bestimmen und zu sichern.« Trotz ihrer Zittrigkeit gewann seine Stimme nun eine schneidende Schärfe. »So wie die Verhältnisse momentan sind, bleibt uns immerzu nur die Gelegenheit, über Entscheidungen zu diskutieren, die andere Leute schon getroffen haben. Gegenwärtig, heute, ist es Holt Fasner, der die Politik der Menschheit im Weltall lenkt. Und seine Untergebenen führen seine Politik aus. Ab und zu erlaubt er uns, kleine Teile seiner Konzeptionen staatlich zu legitimieren. Während der übrigen Zeit könnten wir genausogut schlafen. Diesen Zustand will ich verändern. Wir können ihn ändern. Wir sind dazu imstande. Als ins Erd- und Kosmos-Regierungskonzil gewählte Vertreter der Menschheit haben wir dazu die Macht. Wir müssen uns nur dafür entscheiden« – offenbar kam er zum Ende seines Vertrags –, »das Gesetz zu beschließen.«
    Er senkte den Kopf. Das Kinn auf der Brust, blieb er stehen, die Arme durchgestreckt auf die Ratstafel gestützt, als wartete er auf jemandes Segen.
    Vor Hashi saß Koina Hannish mit an die Seiten gedrückten Händen da, als bezähmte sie den Drang, Kapitän Vertigus begeistert zu applaudieren.
    Hätte sie zu klatschen angefangen, wäre Hashi in stärkste Versuchung geraten, gleichfalls Beifall zu spenden.
    Wie vielen Deputierten, fragte er sich, war ähnlich zumute? Sigune Carsin wirkte völlig frappiert, war vielleicht durch spontane Bewunderung für den ihr übergeordneten VWB-Deputierten, dem sie stets nur Mißgunst entgegengebracht hatte, aus dem inneren Gleichgewicht geworfen worden. Abrim Len fuchtelte mit seinem Zepter: es hatte den Anschein, als dächte er, seine Würde hinge vom richtigen Hantieren mit dem Amtsstab ab. Vest Martingale äugte zwischen Cleatus Fane und Kapitän Vertigus hin und her, als fühlte sie sich unwillkürlich zu Fluchtverhalten gedrängt, aber wüßte nicht, bei welcher Partei sie in Sicherheit sein konnte. Punjat Silat strahlte wie ein gütiger Götze. Obschon sie in dem Ruf stand, im Konzil nur so eifrig tätig sein, weil sie dadurch Gelegenheit zu sexuellen Eroberungen erhielt, betrachtete Blaine Manse jetzt Kapitän Vertigus mit einem Glanz erneuerter Sinnfindung in der Miene.
    Hashi Lebwohl hätte sich noch die Gesichter anderer Deputierter angesehen, doch ein zweites Mal zog Bewegung gegenüber bei den Wachleuten seine Aufmerksamkeit an. Der Mann, der anfangs an der Eingangstür gestanden hatte, wechselte nochmals den Standort, entfernte sich um weitere zwei oder drei Meter von seinem ursprünglichen Posten. Dann blieb er wieder stehen. Teilweise befanden sich seine Gesichtszüge im Schatten: Hashi konnte sie nur undeutlich ausmachen.
    »Kapitän Vertigus«, fragte der Geschäftsrührende Obermanagementdirektor des Drachen, als wäre er wirklich besorgt, »sind Sie sicher, daß Sie sich wohl fühlen?«
    Sixten Vertigus wandte nicht den Kopf. »Lesen Sie meine Gesetzesvorlage, Mr. Fane. Daraus ersehen Sie, was ich fühle.«
    Cleatus Fane verlagerte sein Körpergewicht auf eine Weise, die ihn aufzublähen schien. »Dann bin ich leider zu sagen gezwungen – bei allem Respekt vor Ihrem Alter und Ihrer Reputation –, daß Ihr Anliegen absurd ist.«
    Sein Tonfall hatte etwas Abstoßendes an sich, ähnlich wie süßliche Medizin, als legte er Wert auf überbetonte Freundlichkeit, um seine Verbitterung spürbarer werden zu lassen.
    »Im Namen der Vereinigten Montan-Kombinate und im Interesse des Regierungskonzils muß ich auf mehrere Punkte aufmerksam machen, die zu übersehen Ihnen anscheinend beliebt hat.«
    Fane bat nicht ums Wort. Er hatte so etwas nicht nötig: er sprach für Holt Fasner. Konzilsvorsitzender Len ließ ihn gewähren.
    »Erstens ist Ihre Behauptung, die Zuständigkeit für die

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