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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Eden rumorte. Falls die größeren Felsklötze der Umgebung ihre Konstellationen nicht zu stark verändert hatten, mußte der Steuermann dazu in der Lage sein, das Schiff sicher rückwärtszufliegen – zumindest ein paar Klicks weit –, indem er sich an den letzten Kursvektoren orientierte. Das mochte genügen…
    Stand er davor, sich aus dem Staub zu machen? Voraussichtlich reduzierte die Absetzbewegung das Partikelbombardement auf ein für die Bordcomputer bewältigbares Maß. Dann konnte die Freistaat Eden sich neuen Überblick verschaffen, wieder navigieren; den Pulsator-Antrieb auf volle Kraft voraus schalten…
    Sich aus diesem verfluchten Wahnwitz, solang es noch möglich war, unbeschadet zurückziehen.
    Aber sobald er diese Möglichkeit ernsthaft erwog, wurde ihm einsichtig, daß er keineswegs Reißaus zu nehmen gedachte.
    Er hatte sich auf einen Kontrakt eingelassen; einen Auftrag verbindlich angenommen.
    Nicht nur wegen seines glänzenden Gespürs für Risiken und des ausgeprägten Überlebenswunschs hatte er bisher alle Gefahren überstanden, sondern auch, weil er sich an schlichte Regeln hielt. Er vertraute seinem Credo: Für einen Auftrag gut bezahlt zu werden und ihn zuverlässig auszuführen. Doch die Wahrheit lautete, er wußte gar nicht, ob man ihn für diesen Auftrag tatsächlich gut entlohnte. Vielleicht hatte er ihn falsch eingeschätzt. Andererseits konnte er nie genau beurteilen, ob man ihn gut bezahlte; so richtig war es nie möglich. Überraschende Ereignisse, Irrtümer, ja sogar Mißgeschicke kamen stets vor: zu oft, als daß man ihnen mit etwas anderem als einfachen, grundsätzlichen Verhaltensregeln begegnen könnte. Er hatte Vertrauen zu seinen Prinzipien, weil er die Alternativen als schlimmer einstufte. Anders ergab das Leben keinen Sinn.
    Wie immer zog er es vor, eigene Festlegungen zu treffen und sich daran zu halten, statt sich nach den Regeln anderer Leute zu richten.
    »Die Ortung funktioniert wieder, Kapitän«, meldete plötzlich der Scanning-Hauptoperator. »Der Asteroid wirft ’n Schatten, der das Scanning begünstigt. In ’n paar Sekunden müßte ich wieder verwertbare Informationen haben.«
    Darrin stellte sämtliche Fragen zurück, die ihn beschäftigten, und legte die Hände an die Tastatur.
    »Wir bleiben in der jetzigen Position, Steuermann«, befahl er. »Aber halt dich bereit. Falls die Posaune uns angreift, müssen wir sofort volle Pulle stochen. Alesha, konzentriere dich. Einmal haben sie drüben unsere Treffer verkraftet. Wir wollen hoffen, daß sie sie nicht jedesmal so einfach wegstecken.«
    »Die Situation bereinigt sich, Kapitän«, meldete der Scanning-Hauptoperator einen Moment später. »Vorerst beträgt die Scanningreichweite bloß einen Klick… Nein, zwei. Aber die Posaune ist nicht zu orten. Soweit ist der Raum ringsum frei.«
    Er meinte: frei von Raumschiffen. Die Darstellungen und Bilder, die jetzt auf den Monitoren erschienen, machten eine Vielzahl von Felsen erkennbar. Durch die Eruption, die die Freistaat Eden geblendet hatte, waren unter den benachbarten Asteroiden keine wesentlichen Verschiebungen der Konstellationen erfolgt.
    Darrin hatte sich Fragen gestellt und sich dabei vergegenwärtigt, daß er längst Antworten wußte, die er als maßgeblich ansah. Darum gab es für ihn nun kein Zögern mehr. »So, Leute«, sagte er mit fester Stimme. »Es wird ernst. Daß die Posaune ein starker Gegner ist, wußten wir. Davor hat Hashi Lebwohl uns gewarnt. Nur hat er sich die Mühe gespart, uns zu erklären, wie gefährlich der Kahn ist. Von nun an behandeln wir sie wie ein Kriegsschiff. Ich vermute, daß sie ebenso wie wir geblendet worden ist. Das heißt, sie greift nicht an. Sie fliegt zum Asteroidenschwarm hinaus, soweit die scanningabhängige Orientierung es zuläßt. Und die sicherste Methode, wie sie sich auswärts verpissen kann, besteht darin, auf dem Kurs zurückzufliegen, den sie vorher genommen hatte, auf ganz genau diesem Kurs. Wir steuern zurück in den Partikelsturm. Mit soviel Beschleunigung, Steuermann, wie du für vertretbar hältst. Sollte er sich noch nicht in befriedigendem Umfang zerstreut haben, schießen wir aus der Materiekanone nach allen Seiten. Das halten wir durch, bis wir tadellose Scanningdaten haben. Dann sehen wir, wo die Posaune steckt. Es wird sich klären, ob wir sie zufällig getroffen haben und eventuell deswegen der Partikelsturm entstanden ist oder ob sie etwa ’n zweites derartiges Phänomen erzeugen

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