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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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zum Vorschein, der so groß war, daß sich dahinter ein Schlachtschiff verstecken konnte. Die Manövrierdüsen glosten, während es beidrehte und Kurs auf die Posaune nahm. Obwohl es nicht die Abmessungen der Sturmvogel hatte, war es groß, übertraf die Posaune um mehrere Größenordnungen. Möglicherweise war es ein Handelsschiff, wahrscheinlicher jedoch ein Illegalen-Erzfrachter. Seine Emissionen drängten der Ortung Beweise eines hohen Energiepegels geradezu auf: der Pulsator-Antrieb war darauf vorbereitet, jederzeit hohen Schub zu erzeugen, die Bordartillerie aufgeladen.
    Davies’ Hände schlugen so wuchtig auf die Tastatur, daß sich seine Schultern wölbten und er mit dem Oberkörper gegen die Gurte fiel. Augenblicklich gab die Posaune eine volle Salve aus ihren Impacter-Kanonen und Materiekanonen ab.
    Er hatte sich nicht die Zeit genommen, auf das Raumschiff zu zielen: die eigene Erpichtheit aufs Zuschlagen war ihm dabei in der Quere gewesen. Die Eruptionen der Impacter-Kanonen leckten am Rumpf des anderen Raumers entlang oder streiften es; die Materiekanone hingegen schoß weit vorbei.
    Sofort verschwand das Raumschiff fast völlig aus der Ortung, weil Asteroiden zersprangen wie Splitterbomben, die Leere ihrer Zwischenräume mit Tonnen über Tonnen von Trümmern füllten, die kreuz und quer durchs gesamte Instrumentenspektrum sausten und trudelten.
    Ein Bombardement aus Bruchgestein hagelte gegen die Abschirmung und auf den Rumpf der Posaune, daß es nur so donnerte. Von vorn bis hinten hallte ein Klingen durch den Interspatium-Scout, als wäre er ein Carillon.
    In der folgenden Sekunde erbebte das Schiff, fiel das Scanning aus, als die Materiekanone des gegnerischen Raumschiffs es mit der Wucht einer Lawine traf.
    Die Scanningdisplays knisterten und knatterten von Statik. Das Dröhnen überlasteten Metalls dröhnte durch den Rumpf. Alarmsirenen gellten, als johlten irre Bordgespenster. Angus hämmerte auf Tasten und manövrierte die Posaune aus dem Schußfeld, riß sie praktisch, indem er kräftig Schub gab, herum bis in Gegenrichtung, um Gestein zwischen den Interspatium-Scout und die Bordartillerie des Feindschiffs zu bringen.
    Morn wußte, was er vollführte, obwohl sie ihn weder sehen noch hören konnte. Sie merkte es, weil ihre Füße vom Deck abhoben, das eigene Körpergewicht ihre Hände von der Rücklehne seines Kommandosessels löste, als hätte sie keinerlei Kräfte.
    So hilflos, als wäre sie ein Korken, wirbelte sie durch die Luft und flog kopfüber aufs Steuerbordschott zu.
    Sie zog den Kopf ein, buckelte die Schultern, drehte sich gerade noch rechtzeitig, um einen Schädelbruch zu vermeiden. Dennoch wumste ihre Masse mit voller Eigen-G ans Schott.
    Der Anprall betäubte sie, rammte ihr den Atem aus den Lungen, trieb ihr das Blut aus dem Hirn. Sie schien aus sich selbst hinauszugleiten, als ob das Schott sie einsaugte.
    Irgendwo nahebei hörte sie Davies schreien.
    »Es klappt! Das Dispersionsfeld funktioniert.«
    Kein Wunder, daß die Scanninginstrumente der Posaune nichts mehr orteten. Die Sensoren und Partikelanalysatoren maßen nur noch das wüste Chaos innerhalb des Strahls der Materiekanone.
    Diese Signatur ist mir doch schon…
    Da schwand Morn die Besinnung. Ihr entging, ob das andere Raumschiff noch einmal feuerte.

 
DARRIN
     
     
    Darrin Scroyle betrachtete das Durcheinander, das sich auf den Scanning-Sichtschirmen abspielte; für einen Moment blieb er völlig reglos. Ringsum sperrte die Brückencrew vor Verblüffung und Bestürzung die Augen auf.
    Die Posaune war nicht mehr zu erkennen, verschwunden in einem Ausbruch von Bosonen-Tohuwabohu. Bis die Sensoren wieder scannen konnten, blieb die Freistaat Eden quasi blind und taub, hätte geradesogut waffenlos sein können. Die Crewmitglieder an Scanning- und Datensysteme-Konsole mühten sich mit den Instrumenten und Programmen ab, versuchten den Partikelsturm zu durchdringen, doch er erwies sich als zu stark. Und als zu ungewöhnlich: Noch nie hatte die Freistaat Eden dergleichen erlebt.
    Trotz des Emissionsdurcheinanders war Darrin jedoch der Überzeugung, den Interspatium-Scout nicht getroffen zu haben. Kein normaler Materiekanonen-Treffer hatte derartige Ergebnisse zur Folge. Wäre der Antrieb der Posaune explodiert oder das Raumschiff in seine Atome zerfallen, hätten die Computer der Freistaat Eden das Geschehen mühelos verstanden, die Verzerrungen ausgefiltert, um Resultate vorzulegen.
    Der Interspatium-Scout war nicht mehr zu

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