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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sehr mühevoll; er rang nach Atem – oder Mut.
    Er hatte den Helmfunk in Betrieb belassen. Indikatoren zeigten an, daß auch Morn ihren Interkom-Apparat eingeschaltet ließ. Grimmig erneuerte Davies seine Bestrebungen, den in Verflüchtigung begriffenen Partikelsturm mit den Sensoren der Posaune zu durchdringen.
    Das Zentrum des Bosonensturms befand sich in der Nähe des Interspatium-Scouts, zwischen ihm und der Sturmvogel. Aber zuerst löste die Distorsion sich an den Rändern auf: ihr Zentrum zerfiel zuletzt. Als Davies endlich Überlegungen zur Situation der Posaune anstatt über Morn anstellte, kribbelte neue Beunruhigung wie ein Insektenschwarm durch seine Nerven.
    Wenn nun die Sturmvogel nicht an ihrer Position blieb, um das Ende des Partikelsturms abzuwarten? Wenn sie den Kurs änderte und sich näherte, die Distorsionen in der Absicht umflog, die Posaune, solange ihre Ortung noch beeinträchtigt war, zu attackieren?
    Schweiß machte Davies’ Handflächen rutschig. Im Gegensatz dazu fühlte sein Gaumen sich so ausgedörrt wie eine Wüste an. Angus, wollte er sagen, Angus, mir ist gerade was aufgefallen. Aber er brachte keinen Ton heraus: die Stimmbänder verweigerten ihm den Gehorsam. Seine Hände zitterten, während er Tasten drückte, mit den Instrumenten die zerfransten Randbereiche der Distorsion anpeilte.
    Ununterbrochen rasselten Angus’ Bronchien nach Luft, als stünde er im Ringkampf mit Dämonen.
    Augenblicklich erhielt Davies Radarechos aus mehreren verschiedenen Richtungen, von Raumschiffen auf allen Seiten, einem halben Dutzend oder mehr.
    Das jedoch war eindeutig unmöglich. Geisterechos, er empfing nichts als Geisterechos: Phantome und Schimären. Eine andere Erklärung gab es nicht, wenn der Scanningcomputer behauptete, durch massiven Fels ein Raumschiff zu erkennen. Dennoch war es ein gutes Zeichen, wie sehr es Davies auch verdroß. Wenn die Sensoren Geisterechos übermittelten, mußten sie bald wieder wirklich vorhandene Raumschiffe orten können.
    Wie ein Pulk Monde oder Satelliten mit gestörten Umlaufbahnen kreisten die Geisterechos umeinander und rückten sich näher, bis schließlich, als der Scanningcomputer aus dem Schein das Reale herausgefiltert hatte, nur ein Echo übrigblieb. Da.
    Irrtum ausgeschlossen.
    Scheiße!
    Und keine Zeit, um…
    »Angus«, rief er eindringlich, versuchte nicht zu schreien, nicht in Panik zu geraten, »wir kriegen Gesellschaft. Von der Flanke.« Er nannte die relative Position des dritten Raumschiffs. Ein Bild zu übertragen, war das Scanning noch nicht wieder fähig. »Es fliegt schnell an. Es ist die Freistaat Eden.«
    Seine Stimme drohte sich zu überschlagen. Den Scanningdaten zufolge gab es keinen Zweifel. »Die Emissionssignatur ist zu ähnlich, als daß es ’ne Täuschung sein könnte. Guter Gott, Angus! Was machen wir denn nun?«
    Von Angus kam keine Antwort. Aus der Interkom drang nur ein Schnaufen, heiser wie Todesgeröchel.
    Davies schaute Morn an, aber auch sie wußte nichts zu antworten. Ratlos starrte sie auf die Sichtschirme.
    Sie hatte eine Kursextrapolation auf die Scanningschirme projiziert, ihren Kurs; eine Kursberechnung für die Flucht der Posaune. Davies ersah daraus, daß der Interspatium-Scout, wenn sie die Tasten für den Kaltstart betätigte, fast geradewegs dem Verbündeten der Sturmvogel ins Schußfeld der Bordartillerie steuern mußte.

 
ANGUS
     
     
    Hinter Angus schloß und versiegelte sich die Schleusenpforte, doch er nahm es nicht zur Kenntnis. Er mußte schleunigst die andere Rumpfseite der Posaune erreichen, die vom Asteroiden abgewandte Seite. Im Laufe der wenigen Sekunden, die ihm noch blieben, mußte er dort anlangen und in den Sichtschutz der Masse des Interspatium-Scouts umkehren. Er schob die Mündung der Materiekanone unter den nächstbesten Haltegriff und ließ sie zurück. Mit den Stiefeln stieß er sich vom Fels ab und schwebte am Raumschiff empor.
    Im selben Augenblick, als er oben die Rumpfwölbung überquerte, bohrte sich Schmerz wie eine Lanzenspitze durch die EM-Prothese ins Hirn. Zu schnell, als daß seine Zonenimplantate es verhindern oder beheben konnten, schienen seine Sehnerven an die Schädelrückseite gespießt zu werden.
    O verdammt! Scheiße! Ach du guter Gott! Unwillkürlich hob er eine Hand vor die Helmscheibe, aber damit half er sich nicht. Trotz der Abschirmung durch Mylar und Plexulose war sein Fleisch zu schwach, um den Schmerz zu verwinden.
    Er hatte vergessen, die Polarisierung der

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