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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Helmscheibe auf den Bosonensturm zu adjustieren, um die heftige Strahlung abzuwehren, die ihm jetzt ungehindert in dem durch seine Prothese empfangbaren Frequenzspektrum ins Hirn drang.
    Verflucht noch mal! Was taten diese elenden Datenspeicher, wenn er ihre Unterstützung brauchte? Weshalb hatte seine Programmierung diese Panne nicht vorausgesehen? Er wußte, warum nicht. Weder Warden Dios noch Hashi Lebwohl hatte geahnt, wie weit er zu gehen bereit war, wenn ihn Verzweiflung vorwärtspeitschte.
    Durch einen rot tosenden Schleier der Qual ertastete er die Kontrollen auf der Brustplatte des EA-Anzugs, paßte in rasender Hast die Polarisation den Verhältnissen an.
    Als die neurale Marter so weit nachgelassen hatte, daß er wieder sehen konnte, war er schon über fünfzig Meter von der Posaune abgetrieben. Auf das Zentrum des Partikelsturms zu, hinter dem die Sturmvogel lauerte…
    Wieviel Zeit hatte er noch?
    Fünfundfünfzig Sekunden, meldete sein Interncomputer. Zählung läuft.
    Erbittert zündete Angus die umgeschnallten Lenkdüsen, korrigierte mit komprimiertem Gas seine Trajektorie, so daß er zurück in die Richtung der Posaune schwenkte.
    Mit Lenkdüsen-Höchstgeschwindigkeit schoß er längs des Schiffsrumpfs zu der Stelle, an die er wollte.
    Wuchtig sauste er gegen den Rumpf; hätte fast keinen Halt gefunden und wäre abgeprallt. Doch diesmal bedeuteten seine Maschinenreflexe die Rettung. Seine Finger krallten sich an eine Klampe der Zugangsluke.
    Noch siebenundvierzig Sekunden.
    Er versuchte sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren, Pein und Zeitlimit zu vergessen, den Mikroprozessoren den Vorrang zu lassen, tippte den Öffnungscode ins Kombinationsschloß der Luke.
    Auch das Freigeben der Luke zum externen Öffnen war eine der Vorbereitungsmaßnahmen gewesen, die er von der Brücke aus erledigt hatte. Andernfalls hätte er jetzt Davies oder Morn Weisungen zuschreien, sie über das Erfordernis informieren, ihnen den Code nennen müssen. Sein Vorausplanen ersparte ihm diese Umstände. Der Atem fauchte ihm so schwerfällig durch die Kehle, daß er bezweifelte, sprechen zu können, von Schreien ganz zu schweigen.
    Die Luke gewährte Zugang in den Munitionsbunker, der die Singularitätsgranaten der Posaune dem Werfer zuführte.
    Vor geraumer Zeit schon hatte er sich darüber gewundert, daß seine Quälgeister den Aufwand betrieben hatten, den Interspatium-Scout mit Singularitätsgranaten auszurüsten. Verwenden konnte man sie so gut wie nie. Sie abzufeuern war einfach; sie wirksam zu zünden hingegen wesentlich schwieriger.
    Im Moment jedoch interessierte er sich nicht im entferntesten für Dios’ oder Lebwohls Beweggründe.
    Noch neununddreißig Sekunden.
    Eilends löste er die erste Granate aus der Halterung und bugsierte sie zur Luke hinaus. Das zu bewältigen bedeutete bei Nullschwerkraft kein Problem. Und die Granate war nicht größer als Angus’ Brustkasten: Mit diesen Maßen kam er ohne weiteres zurecht. Eine andere Sache verkörperte dagegen ihre Masse. Sie wog, wie ein Datenspeicher Angus mitteilte, über fünfhundert Kilo. Sie hatte ein erhebliches Trägheitsmoment. In Bewegung setzen konnte er das Ding, aber um es anschließend zu stoppen, würde er die Lenkdüsen bis zum äußersten belasten müssen.
    Einen Fehlschlag durfte er sich nicht erlauben. Was nutzten ihm alle seine verstärkten Kräfte, wenn sie, sobald er sie benötigte, doch nicht ausreichten?
    Indem er gleichermaßen um Mut und Atem rang, stemmte er die Granate hinaus, schaltete die Lenkdüsen auf volle Kraft und schwebte leicht wie eine Feder an der freien Seite der Posaune die Rumpfwölbung empor.
    Vierundzwanzig Sekunden.
    Außer Davies’ zeitliche Schätzung war falsch. Vielleicht konnte die Sturmvogel ihn schon sehen.
    Er wagte keinen Blick in ihre Richtung zu werfen.
    Vorwärts, du Arsch! Elendes Arschloch, vorwärts!
    An der Rumpflinie, die ihm als Sichthorizont der Posaune diente, veränderte er den Vektor der Lenkdüsen. Er legte sich ins Zeug, um die Granate zu drehen, bis er glaubte, die Sehnen müßten ihm reißen. Er schob sie über die obere Rundung des Rumpfs der Posaune, direkt aufs Schwarz des Asteroiden zu. In den engen Raum zwischen der Posaune und dem Felsgestein.
    Siebzehn Sekunden.
    Angus konnte die Granate nicht im rechten Moment abfangen. Sie schmetterte gegen den Asteroiden. Ein Hagel von Felssplittern und Steinbrocken stob davon, als sie abprallte.
    Doch auch darauf war Angus vorbereitet. Um sich

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