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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Nimm mich mit«, sagte sie mit heiserem Flüstern.
    »Du brauchst Ruhe«, widersprach Davies. »Du bist durch die Hölle gegangen. Ich glaube, ’ne neue Hoch-G-Belastung steht bis auf weiteres nicht an, aber auf alle Fälle brauchst du Schlaf. Egal wo wir sind, voraussichtlich bleiben wir hier ’ne Zeitlang. Du kannst es dir leisten, dich erst mal…«
    Morn schüttelte den Kopf. Für eine Sekunde wackelte er ihr auf den Schultern, als könnte sie die Bewegung nicht mehr beenden. »Ich weiß nicht, was Angus treibt«, sagte sie mit einer Stimme, die sich wie das Knistern einer Festkopie anhörte, die jemand zerknüllte. »Jedenfalls trau ich ihm nicht. Ich darf nicht…« Sie stockte, schloß die Lider, als wollte sie ein Stoßgebet zum Himmel senden. Mühselig öffnete sie die Lider noch einmal. »Ich kann nicht zulassen, daß er alle Entscheidungen allein trifft.«
    Sie unternahm schwächliche Anstalten, sich des Anti-G-Kokons zu entledigen.
    Davies trat einen Schritt vor, um ihr zur Hand zu gehen, blieb dann jedoch stehen. Ihre Mattigkeit war schrecklich anzusehen; vielleicht verbrauchte es ihre geringen Kräfte, wenn er sie sich ohne Beistand abmühen ließ, und sie schlief wieder ein.
    Aber als sie die Hände frei hatte, entdeckte sie in ihrer Faust das Zonenimplantat-Kontrollgerät.
    »Oh, Davies…«
    Plötzlich rannen ihr Tränen über die Wangen. Sie drückte das schwarze Kästlein an den Busen, krümmte sich, als drohte ihr ein Nervenzusammenbruch.
    Davies konnte den Anblick nicht mehr ertragen. Kurz loderte in ihm Wut auf Angus und Nick sowie alle Männer ihres Schlages. Dann ging er zu der Koje und schloß Morn in die Arme. Während sie das Kontrollgerät umklammerte, öffnete er die Verschlüsse, schnallte Morn los und hob sie heraus. Danach stützte er sie, bis sie sich darauf besonnen hatte, wie man auf eigenen Beinen stand.
    Er erwartete, daß sie das schwarze Kästchen sofort aktivierte, aber sie verzichtete darauf. Noch ein, zwei Augenblicke lang barg sie es an der Brust, dann ließ sie die Arme sinken und schob sich das Kontrollgerät in die Tasche. »Oh, Davies«, wiederholte sie unter Tränen, »was hat er dir angetan…?«
    Sie gab den Ursprung seines Bewußtseins ab: er verstand ihre Denkweise vollkommen. »Nichts«, antwortete er schwerfällig, während er gegen die Enge in seiner Kehle anrang. »Ich habe mich erinnert… Sonst nichts. Als ich ihn sah, habe ich mich erinnert. Das war schlimm, aber angetan hat er mir das nicht.«
    Redlichkeit bewog ihn trotz der durch Angus an Morn verübten Verbrechen zu diesen Äußerungen.
    »Er hat mich gerettet… Vor dem Kassierer. Wie eigentlich, das weiß ich noch nicht.« Ich kann uns visuell tarnen, hatte Angus gesagt, aber keine Geräusche unhörbar machen. Nicht ohne sämtliche Überwachungsanlagen der Umgebung zu neutralisieren… Wie war so etwas erklärlich? »Ich bin von ihm ins Schiff gebracht worden. Er hat mich vor Nick beschützt. Und er hat Nick und die anderen« – Mikka und Ciro, Sib und Vector – »dahingehend überredet, uns bei deiner Befreiung zu unterstützen. Mir hat er nichts getan.«
    Mit einer Hand krallte Morn sich an seinen Arm; mit der anderen wischte sie sich Tränen aus den Augen. »Da bin ich aber froh«, sagte sie so leise wie ein kaum vernehmlicher Schrei aus weiter Entfernung. »Begreifen kann ich’s zwar nicht, aber ich bin darüber froh.«
    Zum drittenmal läutete der Interkom-Apparat. Diesmal war Sib der Anrufer.
    »Davies, Vector ist da. Nick macht keine Faxen, aber sicherheitshalber hält Vector ihm die Knarre unter die Nase. Und Lumpi hat noch die Stunnerrute. Wenn du möchtest, gebe ich auf Morn acht, während du auf der Brücke bist.«
    Davies warf Morn einen Blick zu. Sie nickte; belastete die Beine stärker mit ihrem Körpergewicht. Sobald Davies sicher war, daß sie stehen konnte, trat er ans Interkom-Gerät und drückte die Taste.
    »Sie ist wach. Wir kommen beide.«
    »Gut«, sagte Mikka unvermittelt dazwischen. »Wir müssen uns besprechen.«
    Ohne zu antworten, schaltete Davies den Apparat ab.
    »Bist du soweit?«
    Morns weher Blick ruhte auf Davies’ Miene, während sie unsicher einen Schritt auf ihn zutappte. Aus Sorge, sie könnte stürzen, streckte er ihr die Arme entgegen. Doch sie blieb auf den Beinen, bis sie vor ihm stand.
    »Ich konnte einfach nicht glauben«, bekannte sie, erstickte fast an den eigenen Worten, »daß du in Sicherheit bist… Mir ist beteuert worden, du wärst’s, aber

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