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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihres Asteroidengürtels meiden.«
    Nun schaute sie Angus doch an. »Aber wir sind zu mehr in der Lage. Ein so kleines Schiff mit dermaßen starker Schubleistung ist mir noch nie begegnet. Herrje, es ist genauso schnell, wie’s die Käptens Liebchen war. Wenn wir in den nächsten zwanzig Minuten ordentlich stechen« – sie tippte neue Zahlen ein, besah sich die Ergebnisse der Kalkulation –, »kämen wir auf fast dreißigprozentige Lichtgeschwindigkeit. Dann könnten wir glatte sieben Lichtjahre hinter uns bringen. Beschleunigen wir nach dem Rücksturz in den Human-Kosmos ausreichend stark, wird es wahrscheinlich möglich, Sprünge von zehn Lichtjahren durchzuführen. Dadurch ließe sich zwischen unserer hiesigen Position und dem Valdor-System eine Menge Zeit sparen.«
    Angus lehnte die Anregung ab. »Und bei Morn würde mit jeder Hoch-G-Beschleunigung das Hyperspatium-Syndrom akut. Irgendwann wird es zum Dauerzustand. Ich möchte ihr Glück nicht herausfordern. Außerdem haben wir’s sowieso nicht so gottverdammt eilig. Niemand weiß, wohin wir fliegen. Wir brauchen uns also auf dem Flug nach Massif 5 nicht zu überschlagen.«
    Mikka öffnete den Mund zu einem Einwand; klappte ihn jedoch zu, ohne etwas zu äußern. Ihr entging die Unaufrichtigkeit an Angus’ Antwort. Nachdem sie ihn für einen Augenblick gemustert hatte, schüttelte sie den Kopf und setzte ihre Tätigkeit an der Konsole fort.
    Angus trank Kaffee, während er Mikka beobachtete, und wartete auf das unausbleibliche Unheil.
    Kurz bevor die Posaune ins Startfenster einflog, schaltete Angus nochmals die Interkom zu den Kabinen ein. »Nullgravitation in fünf Minuten«, sagte er durch. »Alles anschnallen. Außer dir, Nick. Vielleicht bringt’s dich zur Vernunft, wenn du gegen die Schotts knallst. Davies, ist mit Morn alles in Ordnung?«
    »Mir geht’s gut«, antwortete Morn unverzüglich. »Ich habe Davies das Kontrollgerät gegeben. Er weckt mich« – der Brückenlautsprecher verlieh ihrer Stimme einen schwachen Klang, als ertönte sie aus weiter Ferne –, »sobald du ihm mitteilst, daß die Gefahr vorüber ist.«
    Angus unterdrückte ein Knurren und deaktivierte die Interkom-Anlage. Erst in der letzten Minute legte er die eigentlichen Tach-Parameter fest.
    Als sein Data-Nukleus sie ihm nannte, erkannte er, womit er es da zu tun hatte: dem ersten, beinahe unmerklich kleinen Schritt zur zwangsweisen Selbstvernichtung.
    Mikka bemerkte die Korrektur und faßte die Bedrohung in andere Worte. In plötzlichem Schrecken drehte sie ihm ihren Sessel zu. »Angus«, schnauzte sie, »was, zum Teufel, machst du da?!«
    Seine Antwort beschränkte sich auf einen ausdruckslosen Blick.
    »Dort liegt der Montan-Kombinate-Asteroidengürtel«, fuhr Mikka ihn an. »Wir können viel weiter springen, du verkürzt völlig unnötig unsere Hyperspatium-Durchquerung. Verfluchter Mist, Angus, auf dem Kurs fallen wir doch gleich am Rand des Asteroidengürtels in die Tard zurück, und der KombiMontan-Sicherheitsdienst, wer weiß wie viele Prospektoren und vielleicht die ganze beschissene VMKP haben ’ne Chance, um sich auf uns zu stürzen.«
    »Denkst du etwa, das wüßte ich nicht?« schrie Angus zurück. Korrektursteuern konnte Mikka seine Befehle nicht: ihre Konsole hatte auf die Steuerungssysteme keinen Zugriff. »Aber ich muß nun mal ’n Scheißfunkspruch absetzen. Das Arschloch Hashi Lebwohl will ’ne Meldung haben. Und Morn will, daß ich sie funke. Na, und dort, ganz in der Nähe dieses blödsinnigen Asteroidengürtels, befindet sich doch der nächste Lauschposten.«
    Damit führte er Tatsachen auf. Nur seine Begründung war eine Lüge.
    »Glaubst du«, fügte er zum Schluß in bitterem Ton hinzu, »ich könnt’s mir erlauben, die Meldung zu schlabbern?«
    »Ich glaube«, knurrte Mikka, »wenn’s dir mit der Meldung so eilig wäre, wärst du nicht erst hier hingeflogen. Du hättest dir ’n Umweg von neun Stunden gespart und sofort den Human-Kosmos angesteuert.«
    »Du kannst glauben, was dir paßt«, erwiderte Angus. »Es ist mir scheißegal.« Ehe Mikka weiter Einspruch erheben konnte, gab Angus Befehle ein, die die Posaune ins Zentrum des Startfensters lenkten.
    Wie der KombiMontan-Sicherheitsdienst anläßlich der Verhaftung Angus’ und der Beschlagnahmung des Data-Nukleus der Strahlenden Schönheit festgestellt hatte, war er durch seine zahlreichen illegalen Umtriebe nicht reich geworden. Trotz aller Verbrechen hatte er nie genügend Kredits angehäuft,

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