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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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geeignete Persönlichkeit als auch die richtige Stimme.
    »Das soll alles sein?« donnerte er den Frachterkapitän an, als rumste ein Erzhammer. »Behaupten Sie, er hätte Ihnen verschwiegen, mit was für ›Vorfällen‹ er rechnet, auf was Sie achten müssen?« Das schiere Vergnügen an Sarkasmus und autoritärer Pose schien seine Kräfte mit jedem Moment aufzufrischen. »Übernehmen Sie öfters Aufträge, denen jeder Sinn abgeht, ohne daß Sie Fragen stellen?«
    Auch diesmal brauchte Kapitän Scroyle nicht zu überlegen, ehe er antwortete.
    »Wenn so gut gezahlt wird, wie in diesem Fall, ja.«
    »Na, dann spannen Sie mich nicht weiter auf die Folter«, entgegnete Dolph. »Was haben Sie beobachtet? Was haben Sie gemeldet?«
    Dieses Mal ließ die Antwort länger auf sich warten. Drei, vier, fünf Herzschläge verstrichen, bevor Kapitän Scroyles Stimme erneut aus den Lautsprechern drang.
    »Kapitän Ubikwe, was soll denn das?« Jetzt hörte man ihm Verärgerung an; und vielleicht ein ganz klein wenig Verunsicherung. »Sie wissen doch alles längst. Unser Scanning hat gemessen, daß Sie mit dem Lauschposten in Verbindung standen. Wozu soll es wohl gut gewesen sein, wenn nicht dem Zweck, das Logbuch zu kopieren und unseren Funkspruch zu lesen?«
    Nun schien Dolphs Stimme Säure zu vertriefen. »Wir können den Funkspruch nicht lesen. Ihre Codes verwehren uns den Zugriff. Und es sind keine VMKP-Codes, das kann ich Ihnen glaubwürdig versichern. Kapitän Scroyle, was ist hier los? Ich habe den Eindruck, Sie sind zu mir nicht ehrlich. Sie sprechen mit einem VMKP-Kreuzer, und ich verlange Antworten.«
    Drei Sekunden. Mehr nicht.
    »Es ist die Wahrheit, Kapitän Ubikwe, ich schwör’s.« Die Lautsprecher übermittelten Anklänge von Eindringlichkeit. »Ich habe die Codes von Cleatus Fane. Was das für Codes sind, weiß ich nicht, ich habe sie einfach benutzt, verdammte Scheiße. Selbstverständlich weiß ich, daß das ’n VMKP-Lauschposten ist. Vermutlich wollte Fane, daß ich ihn benutze, weil die VMK keinen eigenen Lauschposten an günstigerer Position hat. Und ich bin davon ausgegangen, daß jeder Funkspruch, den ich an ihn absetze, durchs VMKP-HQ geleitet wird. Kooperieren Sie und die VMK nicht ständig auf diese Weise? Ich habe keine Ahnung, weshalb die Codes Ihnen den Zugriff verweigern.«
    Dolph schaltete das Mikrofon ab. »Klar, du Arsch«, nuschelte er halblaut. »Und ich bin der Fliegende Holländer. So naiv kann ja wohl niemand sein.« Er schaute Min an. »Was nun? Ich kann fordern, daß er uns den Funkspruch kopiert. Aber sollten wir ernsthaft glauben, was er uns zukommen läßt, könnte man mit uns alles machen. Oder ich kann unter Berufung auf das Polizeiliche Autorisierungsgesetz Einsichtnahme in seinen Data-Nukleus verlangen. Dann fänden wir die Wahrheit raus, könnten ihm allerdings anschließend nichts Gerichtsverwertbares vorwerfen.« Er grinste. »Und das wäre gesetzwidrig.«
    Verschaffen Sie mir den Text! lag Morn als Antwort auf der Zunge. Ihre Erbitterung ließ die Forderung hitzig in ihr emporkochen; doch ehe sie sie ausstoßen konnte, erscholl von den Scanninggeräten ein Krächzen Porsons.
    »Orte weiteres Raumschiff, Kapitän.«
    »Scheiße«, murrte irgend jemand; wer, das entging Min. Sie und Dolph fuhren gleichzeitig zum Scanningoffizier herum. Schlagartig wich das harsche Gehabe von Ubikwe. »Her mit den Daten, Porson«, knirschte er in gedehntem Ton.
    »Das Schiff ist gerade in die Tard zurückgefallen…« Zittrig glitten Porsons Hände über die Tasten, tippten Befehle, klärten Sensormessungen ab, deuteten Daten. »Mann, das war nah! Kapitän, es hat bloß fünftausend Kilometer achtern materialisiert. Es fliegt in die andere Richtung, fort vom Bannkosmos. Zwanzigprozentige Lichtgeschwindigkeit.« Seine Stimme drohte überzuschnappen. »In den Asteroidengürtel fliegt’s, zwischen die Asteroiden. Es wird kollidieren… !«
    Min überließ es Dolph, sich mit den Scanningmeldungen zu beschäftigen. Ihre Handflächen brannten wie Feuer, als sie die Kanten der Kommunikationskonsole umfaßte und den Kopf neben Crays Gesicht senkte, ihre Aufmerksamkeit in Beschlag nahm. »Das Schiff sendet«, sagte sie leise, als wüßte sie die Wahrheit; als hätte sie Gewißheit. »Es ist hier, um den Lauschposten zu benutzen. Fangen Sie’s auf, Cray. Zeichnen Sie alles auf, was es funkt. Ich will den Text haben.«
    »Es feuert!« rief Porson. »Laserfeuer, es versucht sich den Asteroiden vom Kurs zu

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