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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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    Er hat ja auch schon Stoff
genug, dachte ich bekümmert.
    »Sie meinen also, ich soll hier
übernachten ?« fragte ich.
    »Genau. Und morgen möchte ich
Sie auch noch hier haben. Das wird den anderen das beruhigende Gefühl geben,
daß etwas getan wird, und wir können inzwischen zusätzliche
Sicherheitsmaßnahmen treffen .«
    »Wo kann der Kerl denn
hereingekommen sein ?«
    Sie zuckte die Achseln. Ich sah
das Spiel der Muskeln unter der durchsichtigen Bluse. Sie war kräftig, aber
kein Mannweib.
    »Am Tor scheint alles in
Ordnung zu sein. Das sah ich, als ich kam. Das Schloß ist nicht aufgebrochen.
Und die Mauer zu übersteigen, dürfte ziemlich schwierig sein, wenn auch nicht
unmöglich .«
    »Nein, wahrscheinlich nicht«,
meinte sie. »Aber gleich morgen lasse ich oben auf der Mauer elektrisch
geladenen Draht ziehen. Wenn dann jemand versuchen sollte, herüberzusteigen,
wird er einen Schlag bekommen, an den er sich nie erinnern wird, weil er danach
nämlich tot ist .«
    »Es besteht immer die
Möglichkeit, daß er durch das Tor kam«, bemerkte ich. »Daß jemand ihn
hereingelassen hat .«
    »Wer ?« fragte Libby beißend.
    »Vielleicht kann ich dazu einen
Vorschlag machen, wenn ich mit den anderen Frauen gesprochen habe, die Sie
ständig erwähnen .«
    Libby sah Doris an und dann
wieder mich. Kalte Spekulation spiegelte sich in ihren Augen. Worüber, wußte
ich nicht.
    »Die anderen Frauen werden Sie
nicht kennenlernen«, versetzte sie entschieden. »Das ist überflüssig. Ihre
Aufgabe besteht allein darin, hierzubleiben, bis die nötigen Sicherheitsvorkehrungen
getroffen sind. Ein Kennenlernen der anderen Frauen ist dazu nicht notwendig .«
    »Nein, das nicht«, erwiderte
ich, »aber vielleicht würden sie mich gern kennenlernen ?« Ich lächelte aufs charmanteste.
    »Wahrscheinlich ja«, antwortete
Libby bissig, ohne mein Lächeln zu erwidern. »Haben Sie eine Waffe ?«
    »Draußen in meinem Wagen. Ich
habe ihn diesmal vor dem Haus abgestellt .«
    »Holen Sie sie«, befahl Libby.
Sie trat zu Doris und legte der verängstigten jungen Frau den Arm um die
Schultern. »Komm, mein Liebes «, sagte sie mit einer
Stimme, die so weich und behutsam war, daß es mich überraschte. »Du gehörst ins
Bett .«
    Doris stand auf und ließ sich
mit unverhohlener Erleichterung von Libby fortführen. Sie war recht wackelig
auf den Beinen.
    Nachdem die Tür sich
geschlossen hatte, ging ich zu dem Sessel, aus dem Doris eben aufgestanden war.
Auf dem schwarzen Leder waren Tränenflecken. Ich blickte zu dem dunklen Riß in
der Wand und dann zum Fenster hinaus. Etwa fünf Meter entfernt war ein
Blumenbeet zu sehen, davor, näher am Haus, ein gekiester Fußweg. Jenseits des
Beets reihten sich parallel zum Pfad Eukalyptusbäume. Dahinter war Finsternis.
Es war ungefähr halb sieben Uhr abends, und noch spendete die untergegangene
Sonne ein wenig Licht, aber nicht genug, um die weit entfernte Mauer sichtbar
zu machen.
    Ich drehte mich um, den
Revolver aus meinem Austin Healy zu holen, und dann fiel mir ein, daß ich
Libbys Anordnung ja gar nicht zugestimmt hatte. Ich war weder Privatdetektiv
noch Leibwächter. Warum also setzte ich mich nicht einfach in meinen kleinen
roten Flitzer und überließ es den Frauen, für ihren Schutz zu sorgen?
    Das war eine gute Frage, und
vielleicht wäre ich wirklich einfach abgefahren, wenn nicht in diesem Moment
eine lockende Stimme mir ins Ohr geflüstert hätte.
    »Hallo, Freund — ich möchte Sie
gern kennenlernen .«
    Ich fuhr wie von der Tarantel
gestochen aus dem Sessel hoch und wirbelte herum. Eine wunderschöne Vision mit
strahlenden Augen und verführerischem Lächeln blickte durch das offene Fenster.
Sie hatte dunkelbraunes Haar, das ein vollendet geschnittenes Gesicht umrahmte.
Die Stirn war glatt und leicht gewölbt; die Augen strahlten in lichtem Haselnußbraun ; der Mund war so rot und appetitlich wie ein
Schiffchen reifer Wassermelonen.
    »Mich ?« fragte ich und lehnte mich mit erregt klopfendem Herz wieder in den Sessel.
    »Ja, Sie. Gehen Sie in das
Zimmer auf der anderen Seite des Foyers und dann durch die Terrassentür in den
Garten hinaus. Ich warte dort auf sie .«
    Damit verschwand sie.
    Es gibt Zeiten, da haßt ein
Mann es, sich von einer Frau Anweisungen geben zu lassen — aber es gibt auch
andere Momente.
    Ich sagte mir, daß ich meinen
Revolver auch später holen konnte.
     
     
     

4
     
    Auch ihr Körper war vollendet
geformt. Sie trug einen rotgrün karierten

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