Amok der Amazonen
will, warum sollte ich sie dann erschießen wollen ?«
»Weil sie sich weigert,
zurückzukehren. Aber Sie dachten, Sie könnten sie doch dazu bringen, wenn Sie
ihr einen richtigen Schrecken einjagten .«
»Hören Sie, das reicht mir,
Mr.... Ich weiß nicht einmal Ihren Namen. Aber das macht nichts, ich will ihn
gar nicht wissen. Ich möchte nur, daß Sie auf der Stelle gehen. Ich glaube, ich
weiß, weshalb Sie gekommen sind. Dieses Frauenzimmer, diese Libby, hat Sie
hergeschickt, um mich einzuschüchtern, weil sie weiß, daß es mir ernst ist mit
dem, was ich sage. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Wenn sie Doris
nicht freigibt, werde ich ihre ganze Organisation auffliegen...« Er klappte hastig
den Mund zu.
»Was wollen Sie auffliegen
lassen, Mr. Neeble ? Sie reden ja so, als wäre Doris
eine Gefangene .«
»In gewisser Weise ist sie das
auch — aber darüber brauche ich ja wohl mit Ihnen nicht zu sprechen.
Offensichtlich stehen Sie in Libbys Diensten. Ich habe alles gesagt, was ich zu
sagen habe .«
»Waren Sie den ganzen
Spätnachmittag und Abend hier ?« fragte ich
unvermittelt, in der Hoffnung, ihn zu Fall zu bringen.
Er starrte mich an, als hätte
ich etwas Obszönes gesagt.
»Wir sind hier nicht vor Gericht
— ich brauche mich nicht zu rechtfertigen. Aber natürlich war ich die ganze
Zeit hier — seit vier Uhr, als ich von meiner Reise zurückkehrte .«
»Reise?«
»Ich reise regelmäßig an die
Ostküste. Das gehört zu meinem Beruf .«
»Und was ist das für ein Beruf ?«
»Vertreter.«
»Wie ist es denn um diese
Jahreszeit in New York ?«
»Schwül und schmutzig. Ist das
nun alles, was Sie mir zu sagen haben? Ich bin froh, daß meiner Frau nichts
zugestoßen ist. Wenn das, was Sie sagen, stimmt, dann danke ich Ihnen, daß Sie
es mir berichtet haben. Ich werde sie selbst anrufen und mich nach ihrem
Befinden erkundigen .«
» Heute abend würde ich lieber nicht anrufen. Sie ist früh zu
Bett gegangen. Der Schock.«
»Ja, natürlich.« Er stand auf
und ging zur Tür.
»Nur noch eines, Mr. Neeble «, sagte ich auf dem Weg nach draußen.
»Ja?«
»Wenn Sie es sich anders
überlegen sollten und doch mit jemandem über das sprechen wollen, was Sie
offenbar wissen — ich bin Anwalt und möchte Ihrer Frau helfen. Ganz gleich, was
Sie mir erzählen, es würde unter uns bleiben .«
Er musterte mich argwöhnisch.
»Ich glaube nicht«, sagte er
und knallte die Tür zu.
Ich mußte zehn Minuten warten,
nachdem ich am Tor zu >Amazon Acres< geläutet hatte. Dann hörte ich
Schritte auf dem Kies.
»Mr. Roberts«, sagte Libby,
»ich bin ja so froh, daß Sie wieder da sind. Ohne Sie waren wir ganz verloren .«
Ich beachtete die
Unaufrichtigkeit in ihrem Ton nicht. Außerdem war sie in Begleitung von Linda
und Denice , und der Ausdruck auf ihren Gesichtern war
entschieden ermutigend für ein egozentrisches, männliches Wesen. Ihre Unruhe
wurde nur von der Erleichterung, mich zu sehen, übertroffen.
»Hat sonst jemand geläutet ?« fragte ich.
»Niemand«, antwortete Libby.
»Wir haben alle im Empfangszimmer gesessen und gewartet, aber es rührte sich
nichts. Er hat wahrscheinlich nicht den Mut, es noch einmal zu versuchen .«
»Oder er wartet, bis wir alle
schlafen, und bringt uns dann der Reihe nach um«, meinte ich humorvoll.
Ich sah die drei Frauen an, die
auf der anderen Seite des Tors standen. Linda und Denice sahen aus wie gut gekleidete Häftlinge, die ausnahmsweise Besuch empfangen durften. Libby sah aus wie die Wärterin.
»Wo ist Carrie ?« erkundigte ich mich.
»Oben, um nach Doris zu sehen.
Ich fand, daß einer von uns vorläufig bei ihr bleiben sollte. Sie schläft
natürlich .«
Libby drückte auf einen Knopf
hinter dem Torpfosten, und das Schloß sprang auf. Ich stieß das Tor auf und
kletterte wieder in den Healy.
»Wer will mitfahren ?« rief ich vergnügt.
Libby schoß einen giftigen
Blick auf mich ab und sah dann mißbilligend die beiden anderen an.
»Oh, Klasse«, quietschte Denice . »Ich bin noch nie in so einem teuren Wagen gefahren .« Sie sprang über die Tür des Kabrios hinweg und ließ sich
in den Sitz neben mir plumpsen.
»Und wo kann ich sitzen ?« fragte Linda zweifelnd und kam näher.
»Hier, neben mir«, rief Denice und drückte ihr die Tür auf. »Randy macht es nichts
aus, wenn ich mich ein bißchen an ihn kuschle .«
Linda schlängelte sich hinein.
Beim dritten Versuch gelang es ihr, die Tür zuzuschlagen.
»Huh, das ist aber wirklich
eng,
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