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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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geschehen«, berichtete sie mir sogleich
mit gesenkter Stimme. »Kommen Sie schnell herein .«
    Das Tor sprang auf, und ich
glitt in den Park wie ein Dieb.
    »Was ist denn ?« fragte ich.
    »Ich habe gehört, wie Doris Neeble gestand, daß sie ihren Mann umgebracht hat«,
flüsterte Linda.
    »Das sind ja aufregende
Neuigkeiten«, stellte ich fest und legte den Arm um ihre Schultern, nur um sie
zu beruhigen. Sie blickte auf und lächelte dankbar.
    »Nachdem ich Sie angerufen
hatte, legte ich mich eine Weile hin, und vor ungefähr einer Stunde ging ich
hinunter. Als ich an Doris’ Zimmer vorüberkam, hörte ich sie mit Libby
sprechen. Sie schluchzte und seufzte und sagte: >Ich habe ihn getötet. Ich
habe Nat getötet .< Und
Libby sagte: >Liebes nimm das hier, dann kannst du schlafen. Morgen geht es
dir bestimmt schon wieder viel besser .< Ich wartete
noch eine Minute oder so, aber ich hörte nichts mehr.«
    »Aber es muß Ihnen doch klarsein , daß Doris ihren Mann gar nicht getötet haben
kann«, bemerkte ich ruhig.
    »Ja, aber sie sagte doch selbst
— «
    »Es besteht kein Zweifel daran,
daß der Mörder ein Mann war. Die Polizei hat die Fußabdrücke sichergestellt.
Ich habe sie selbst gesehen. Doris ist ungefähr neunzig Pfund zu leicht, und
ihre Füße sind etwa sechs Nummern zu klein .«
    »Aber — aber vielleicht hat sie
einen Mörder gedungen .«
    »Das wäre möglich«, meinte ich.
»Hat sie bei den anderen Zweigstellen der Organisation viel Einfluß ?«
    »Nicht daß ich wüßte«,
erwiderte Linda und blickte mich forschend an. »Sie ist Libbys Privatsekretärin
und erledigt ihre ganze Korrespondenz. Aber außerhalb unserer kleinen Gruppe
dürfte sie persönlich kaum bekannt sein. Sie begleitet Libby gewöhnlich auf
Vortragsreisen und so weiter, aber sie hält sich immer im Hintergrund .«
    »Es sind immer die Leute im
Hintergrund, die die beste Gelegenheit haben, heimliche Geschäfte zu machen«,
meinte ich nachdenklich. »Immerhin scheint sie mir eine wenig wahrscheinlich
Verdächtige .«
    »Das finde ich auch«, stimmte
Linda nervös zu. »Aber aus irgendeinem Grund fühlte sie sich schrecklich
schuldbewußt .«
    »Vielleicht macht sie sich
Vorwürfe, weil sie sich weigerte, mit ihrem Mann zu reden. Wenn sie es getan
hätte, dann wäre er gestern abend nicht hierher gekommen und wäre nicht erschossen worden .«
    »Da haben Sie recht , Randy. Ich bin einfach zu erregbar. Ich bin
schrecklich nervös .«
    »Kein Wunder.« Ich drückte sie
ein wenig fester, als unter dem Deckmantel väterlicher Fürsorge vertretbar, an
mich, und sie lehnte ihre Wange einen Moment an meine Schulter.
    »Was tun wir da ?« rief sie plötzlich. »Es könnte uns ja vom Haus aus jemand
sehen .« Hastig löste sie sich von mir.
    Ich öffnete das Tor, und wir
fuhren im Healy zum Haus hinauf.
    »Wo ist Libby ?« fragte ich, als wir vor der Tür standen.
    »In ihrem Büro, glaube ich .«
    »Bis später.«
    Ich drückte ihr die Hand und
eilte durch das Foyer.
    Mit lauter, ungeduldiger Stimme
forderte Libby mich auf einzutreten. Wütend blickte sie von der Zeitung auf,
als ich ins Zimmer kam. Ihr Mund verzog sich.
    »Charles Morgan hat wieder
einen seiner unverschämten Artikel losgelassen«, sagte sie. »Der hier ist noch
verleumderischer als die anderen .«
    »Er läßt sich anscheinend nicht
so leicht einschüchtern«, versetzte ich. »Nun, wir haben es versucht .«
    »Ja, Sie schon«, höhnte sie.
»Und jetzt läßt er durchblicken, daß die >Zornigen Amazonen< ihn mit der
Drohung, ihm einen Millionenprozeß wegen Verleumdung
anzuhängen, daran hindern wollen, in einem Land, in dem die Pressefreiheit
garantiert ist, seine Meinung kundzutun. Und als Handlanger bedienten sie sich
eines armseligen männlichen Wesens. Er behauptet, wir hätten nicht den Mut, uns
mit ihm auf gleichem Fuß zu stellen — die Gleichberechtigung wäre uns nur
Mittel zum Zweck. Und dann wirft er uns einfach mit Gangstern, korrupten
Politikern, Kommunisten und Friedensdemonstranten in einen Topf .«
    »Solche wahllosen
Verallgemeinerungen können seiner Beweisführung nur schaden«, stellte ich fest
und lächelte ermutigend. »Warum ignorieren Sie ihn nicht einfach? Wirklich, was
kann er Ihnen denn schon an tun ?«
    »Was er uns antun kann? Er kann
die Arbeit von Monaten zunichte machen , die allein
darauf ausgerichtet war, die Gesellschaft dazu zu bringen, daß sie uns ernst
nimmt. Er hat es schon getan .«
    »Nun ja, da habe ich
wahrscheinlich einen

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