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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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eigentlich für ein Spiel?
    Ein paar hundert Meter voraus war eine Rechtskurve. Er konnte noch nicht sehen, wie sie verlief, aber sie schien ziemlich eng zu sein. Ein großes, unbeleuchtetes Gebäude an der Innenseite der Kurve versperrte ihm den Blick auf den Gegenverkehr. Eine Scheune, vermutete er, wahrscheinlich ein Lager für Winterfutter. Rechter Hand säumte ein Zaun die Straße, und dahinter waren schemenhafte Kleckse auszumachen, bei denen es sich um Schafe oder Kühe handeln mochte.
    Die Felder zu seiner Linken waren nicht eingezäunt, aber durch einen Graben von der Straße getrennt. Seine Scheinwerfer erfassten hohes Schilfrohr und die dunkel schimmernde Oberfläche des Wassers.
    Es waren keine hundert Meter mehr bis zur Kurve, und er hatte gerade in den dritten Gang heruntergeschaltet, als das Auto urplötzlich vor ihm auftauchte. Die Form kam ihm bekannt vor: hoch und kantig, eine Art Jeep. Und er hielt direkt auf Craig zu. Genau auf der Mittellinie schoss er aus der Kurve heraus und machte keine Anstalten auszuweichen. Er beschleunigte, und das grelle Licht seiner hoch sitzenden Scheinwerfer blendete Craig, füllte die ganze Windschutzscheibe mit gleißendem Licht.
    Craig reagierte ganz instinktiv. Er riss das Steuer mit aller Kraft nach links, und der Golf rumpelte über den schmalen Randstreifen. Craig stieg auf die Bremse, doch die Reifen drehten auf dem nassen Gras schon durch. Die Motorhaube kippte nach unten weg, und er spürte einen würgenden Schmerz im Rumpf, als der Gurt ihn auffing. Sein Kopf knallte gegen das Seitenfenster, und dann wurde ihm schwarz vor Augen.

44
     
    Julia wurde von Lärm geweckt: laut, beharrlich, verworren. Ihr Hirn mühte sich hektisch, die Geräusche zu verarbeiten. Noch im Halbschlaf gefangen, hatte sie splitterndes Glas, stampfende Schritte und Schreie gehört. Sie hatte Menschen schreien gehört.
    Jetzt war sie wach, und noch immer hörte sie die Schreie. Sie hörte Laufen und Türenschlagen, alles übertönt von einem hohen, schrillen Alarmgeheul, das sich in ihr Gehirn bohrte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass es noch früher Abend war, dass sie nicht lange geschlafen hatte. Sie war groggy und verwirrt, und ihr war übel. Wenn es ein Traum war, wieso hatten die Geräusche dann nicht aufgehört?
    Und wenn es kein Traum war, was war es dann?
    Es ergab alles keinen Sinn – bis sie einen tiefen Atemzug tat und ein Stechen in der Nase spürte: Rauch.
    Es brannte. Sie musste hier raus.
    Doch als sie dem Impuls folgen wollte, geschah nichts. Es war, als hätte jemand sie von Kopf bis Fuß mit schnell härtendem Beton übergossen. Panisch versuchte sie ihre Gliedmaßen dazu zu bringen, ihr zu gehorchen. Sie spürte, wie ihre Muskeln sich spannten und entspannten, aber es half nichts. Sie konnte sich nicht rühren. Sie würde hier liegen, hellwach, aber ans Bett gefesselt, und bei lebendigem Leib verbrennen.
     
    Craig fror. Er schlotterte vor Kälte. Eiskaltes Wasser tränkte seine Jeans, und eine wärmere Flüssigkeit rann durch seine Haare.
    Als er die Augen aufschlug, fand er sich in völliger Finsternis. Zuerst dachte er, er sei blind. Er versuchte die aufsteigende Panik zu unterdrücken, blinzelte ein paar Mal und bewegte den Kopf. Es tat weh. Ein heftiges Pochen über dem rechten Ohr und ein brennender, ziehender Schmerz im Nacken, als hätte jemand versucht, ihm den Kopf abzureißen.
    Allmählich gewöhnten seine Augen sich an die Dunkelheit. Das Erste, was er sah, war der erschlaffte Airbag, der über dem Lenkrad hing wie ein riesiges Kondom. Der Golf war mit der Schnauze voran in den Graben gefahren, und vorne waren sämtliche Scheiben zersprungen. Craig saß bis zur Hüfte in schlammigem Wasser, auf dessen Oberfläche winzige Glassplitter glitzerten wie Diamanten.
    Er spannte seine Beinmuskeln an, hob vorsichtig die Füße und drehte sie hin und her. Erleichtert stellte er fest, dass offenbar keine Knochen gebrochen waren. Er versuchte die Zündung auszuschalten, aber anscheinend war die Lenksäule verdreht, denn der Schlüssel klemmte. Er musste sich damit begnügen, die restlichen Schlüssel vom Ring abzuziehen. Mit der anderen Hand tauchte er ins Wasser und tastete nach der Gurtschnalle. Er spürte, wie seine Rippen protestierten, als der Gurt sich löste und sein Rumpf nach vorne kippte. Rasch griff er nach dem Türrahmen und fluchte, als Dutzende winziger Glaskörnchen sich in seine Haut bohrten.
    Als Nächstes versuchte er die Tür zu öffnen. Sie

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