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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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setzte. Und er begann von einem heißen Bad und einem großen Becher Kaffee zu fantasieren.
    Der Weg war uneben und von Unkraut überwuchert. Er musste aufpassen, wo er hintrat, aber inzwischen hatten seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er stellte fest, dass er ganz gut sehen konnte. Der Himmel war klar und voller Sterne, das Meer ein schwaches Schimmern am Horizont.
    Und dann zog ein grelles, gelb-orangefarbenes Flackern seine Aufmerksamkeit auf sich. Es kam vom westlichen Ende der Lichterkette, und es schien abwechselnd anzuschwellen und wieder schwächer zu werden, mit einer pulsierenden, wellenförmigen Bewegung. Der Himmel darüber war verhangen, die Sterne nicht mehr zu sehen. Und plötzlich begriff er, was er da sah. Er begann zu laufen.

45
     
    Jemand rief ihren Namen. Julia versuchte zu antworten, doch der Laut, der sich ihrer Kehle entrang, war so schwach, dass er vom Alarmgeheul übertönt wurde. In ihrer Verzweiflung schloss sie die Augen und versuchte alle Muskeln zu entspannen, und dabei begann ihr Bein plötzlich krampfartig zu zucken. Sie zog es an und schaffte es, einen Fuß über die Bettkante zu schwingen.
    Draußen auf dem Flur rief Kate wieder ihren Namen, ihre Stimme gepresst, voller Angst und Verzweiflung. Dann ein hektisches Hämmern an der Tür.
    »Julia? Sind Sie da drin? Wachen Sie auf!«
    »Ich bin hier«, krächzte Julia, in Panik, dass Kate es aufgeben und sie hier zurücklassen könnte. »Ich komme.«
    Allmählich gewann sie die Herrschaft über ihren Körper zurück. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung stemmte sie sich auf die Ellbogen hoch und rutschte dann förmlich vom Bett auf den Boden. Ihre Muskeln gehorchten ihr jetzt mehr und mehr, und es gelang ihr, sich aufzurichten. Sie war benommen und desorientiert, und sie spürte einen dumpfen, unangenehmen Schmerz im Unterleib, aber immerhin konnte sie sich bewegen.
    Gott sei Dank bin ich noch angezogen, dachte sie. Unmöglich hätte sie in diesem Zustand so schnell in ihre Kleider finden können. Als sie sich zum Bett umblickte, sah sie das Tagebuch ihres Vaters dort liegen. Sie hob es auf und wankte zur Tür. Kate rief und klopfte schon wieder.
    Julia schloss die Tür auf und wurde fast umgeworfen, als Kate ins Zimmer stürzte. Hinter ihr war die Luft schwarz vor Rauch. Das ganze Haus schien zu vibrieren von einem Tohuwabohu aus lauten Stimmen, trampelnden Schritten und dem gedämpften Prasseln des Feuers.
    »Kommen Sie«, sagte Kate. Sie packte Julias Arm und zog sie aus dem Zimmer. Es blieb keine Zeit für Erklärungen. Julia lief, so schnell sie es in ihrem Zustand konnte, und hielt sich eine Hand vor den Mund, um sich vor den giftigen, erstickenden Dämpfen zu schützen.
    Kate musste sie stützen, als sie im dichter werdenden Rauch, der aus der Halle und der Gästelounge quoll, die Treppe hinunterliefen. Julia sah eine Gestalt mit einem Feuerlöscher in der Hand rückwärts aus dem Zimmer kommen. Es war Sandy, die Köchin. Sie drehte sich zu ihnen um, ihr Gesicht feuerrot, die Wangen tränenüberströmt. Sie schüttelte den Kopf.
    »Es hat keinen Sinn. Es breitet sich zu schnell aus.« Aus dem Zimmer waren zwei kleine Explosionen zu hören. Flaschen mit Spirituosen, die sich entzündet hatten.
    »Oben ist niemand mehr«, rief Kate. »Jetzt raus hier!«
    Sandy nickte und deutete zur Küche. »Da lang.«
    Kate ging mit Julia am Arm voran, dicht gefolgt von Sandy. Julias Beine fühlten sich jetzt schon kräftiger an, dafür wurden die Schmerzen in ihrem Unterleib heftiger. Die Augen taten ihr weh, und ihr Herz schien in einem unnatürlichen Rhythmus zu schlagen. Sie eilten durch die Küchenräume und sahen direkt vor sich ein paar der anderen Gäste zum Ausgang eilen.
    Die kalte Nachtluft war ein köstlicher Schock, wie ein Sprung in einen Pool. Etwa ein Dutzend Frauen hatten sich schon auf dem Rasen versammelt; manche krümmten sich und rangen nach Luft, andere hielten sich in den Armen und weinten, wieder andere standen nur wie betäubt da. Es gab einen lauten Knall, und Flammen schlugen aus den Terrassentüren, die in den Garten führten.
    »Zurück!«, schrie Kate. Zusammen mit Sandy begann sie die Leute zum hinteren Ende des Gartens zu treiben. Julia konnte hören, wie sie die Gäste halblaut durchzählte.
    »Am besten, wir laufen zum Strand«, sagte sie. »Und dann über den Fußpfad zur Straße. Die Feuerwehr ist schon unterwegs.«
    »Was ist passiert?«, fragte Julia. »War es eine defekte

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