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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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ließ sich ein paar Zentimeter weit aufdrücken, dann war Schluss. Entweder war sie im Graben gegen einen Widerstand gestoßen, oder der Rahmen war verzogen. Mit dem Ellbogen befreite er den Fensterrahmen von Glasresten und stemmte sich dann hoch, bis er mit angezogenen Beinen auf dem Sitz kauerte. Während dieses Manövers geriet der Wagen in Bewegung und rutschte noch ein Stück tiefer in die trübe Brühe. Von einer plötzlichen, irrationalen Panik getrieben, dass das Auto ganz untergehen könnte, streckte Craig den Arm aus dem Fenster, hielt sich am Dach fest und zog sich heraus. Er hinterließ einen nassen, schlammigen Streifen auf dem Dach, als er sich über das Heck hievte und halb springend, halb fallend im Gras der Böschung landete.
    Eine Weile lag er nur regungslos da und rang nach Luft, mit Tränen in den Augen, frierend und durchnässt und mit Schmerzen an einem Dutzend verschiedenen Stellen, aber so dankbar, noch am Leben zu sein, wie er es sich nie hätte vorstellen können. Er presste sein Gesicht ins Gras und sog seinen köstlichen Duft ein, den schweren, lehmigen Geruch der Erde darunter.
    Dann registrierte er ein tiefes, vibrierendes Brummen, das sich durch den Boden übertrug. Sekunden später durchschnitten Scheinwerfer die Dunkelheit. Ein Auto. Er wollte schon aufspringen und es anhalten, doch dann meldete sich sein Selbsterhaltungstrieb. Er hatte zwei sehr gute Gründe, sich nicht zu zeigen.
    Zum einen war ihm das Auto, das ihn von der Straße gedrängt hatte, von der Pension gefolgt, hatte ihn mit hoher Geschwindigkeit überholt und dann gewendet, um ihm entgegenzufahren. Es könnte durchaus noch in der Nähe sein.
    Der zweite Grund lag in Scherben im Fußraum. Als er sich die Lippen leckte, konnte er noch einen Hauch von Scotch darauf schmecken. Er hatte vielleicht nicht so viel davon im Blut, dass es ihn den Führerschein kosten würde, aber das Risiko durfte er nicht eingehen.
    Er wartete, bis das Auto verschwunden war. Es schien ewig zu dauern, bis das surrende Geräusch der Reifen auf dem Asphalt verhallt war. Dann stand er auf und machte sich, so gut es eben ging, ein Bild von seinem Zustand.
    Er sah fürchterlich aus – die Jeans und der größte Teil der Jacke klatschnass, alles voller Matsch. Blut in den Haaren und im Gesicht. Der rechte Handteller mit kleinen Schnittwunden übersät, die jetzt sogar noch heftiger schmerzten als seine Kopfwunde. Er klopfte seine Taschen ab und fand seine Geldbörse und das Handy unversehrt. Das Telefon funktionierte noch, aber es gab keinen Empfang.
    »Wen sollte ich auch anrufen?«, fragte er sich.
    Er drehte sich um und sah sich den Graben an. In der Dunkelheit war sein Auto fast nicht zu erkennen. Es lag so, dass die Rücklichter von den abgeblendeten Scheinwerfern eines vorbeifahrenden Wagens nicht erfasst würden; so würde es mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht vor dem Morgen entdeckt werden.
    Er marschierte los in die Richtung, aus der er gekommen war. Seine Schuhe quatschten bei jedem Schritt, und er schwang die Arme, um sich ein bisschen Wärme zu verschaffen. In der Ferne war eine kleine Kette von Lichtpunkten zu sehen. Einer davon musste Julias Pension sein. Er schätzte, dass er ungefähr zwei Meilen gefahren war, allerdings nicht in gerader Strecke. Luftlinie war es wahrscheinlich sehr viel weniger, aber ein Marsch quer über die Felder hatte auch seine Risiken: Gräben, Zäune, Tiere.
    Nach ein paar hundert Metern kam er zu einer Parkbucht und hockte sich hin. Ein aufgemotzter Kleinwagen mit Schrägheck raste vorbei. Aus den Boxen drangen rhythmisch wummernde Bässe, wie das Schlagen eines gewaltigen Herzens. Er erhaschte einen Blick auf die Insassen, drei oder vier junge Leute, die aussahen, als seien sie kaum alt genug für den Führerschein. Einer zeigte ihm grinsend den Stinkefinger. Craig lachte.
    Er zog die Schuhe aus, wrang seine Socken aus und zog beides wieder an. Es machte keinen großen Unterschied, aber er fühlte sich ein wenig besser. Als er die Straße entlangblickte, entdeckte er ein Schild mit einem Pfeil und der Aufschrift Fußpfad ; außerdem Symbole für einen Parkplatz, Toiletten und das Meer, dazu die Angabe: 1 Meile .
    Eine Meile bis zur Küste; dann würde er sich nach links wenden und am Strand entlang bis zur Pension gehen. Er sah auf seine Armbanduhr, die den Unfall ebenfalls unversehrt überstanden hatte. Es war sieben. Er stellte sich vor, wie Julia sich in der warmen Stube entspannt an den Abendbrottisch

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