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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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die Straßen fast leer, während zu Hause in Crawley die Autos sicherlich noch Stoßstange an Stoßstange standen. Er ertappte sich bei dem Gedanken, ob er Nina wohl dazu überreden könnte, hier herauszuziehen, ehe ihm einfiel, dass sie sich ja getrennt hatten. Wenn es dabei bliebe, könnte er wohnen, wo immer er wollte.
    Allein.
    Das grelle Scheinwerferpaar im Rückspiegel lenkte seine Aufmerksamkeit schlagartig wieder auf die Straße. Der Wagen hing ihm urplötzlich an der Stoßstange, scherte dann auf die Gegenfahrbahn aus und schoss vorbei. Es war ein hohes, kantiges Modell, eine Art Jeep, und er hatte mindestens hundertzehn Sachen drauf.
    »Kranker Raser«, brummte er angewidert, wobei er vergaß, dass Nina ihm schon oft den gleichen Vorwurf gemacht hatte. Er sah, wie der Fahrer in einer engen Linkskurve leicht auf die Bremse trat, dann war der Wagen verschwunden. Craig warf einen Blick auf den Tacho und stellte fest, dass er selbst fünfundsechzig Stundenkilometer fuhr, weit unter dem Tempolimit.
    Er beschleunigte ein wenig, achtete aber sorgfältig darauf, seine Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen anzupassen. Hier draußen gab es keine Beleuchtung, und die Straße vor ihm war ein blasses, schmales Band, das sich durch eine gesichtslose Landschaft schlängelte. Die Dunkelheit schien von allen Seiten auf ihn einzustürmen und gab ihm ein Gefühl der Isolation und Schutzlosigkeit.
    Das ist alles ein Fehler, entschied er, und eine plötzliche Sehnsucht nach Licht und Wärme und Familie erfasste ihn. Er sollte zu Hause sein und daran arbeiten, seine Ehe zu retten, anstatt durch die Gegend zu rasen und zu versuchen, Beweise für irgendeine lächerliche Theorie zu finden.
     
    Wieder einmal lag Kate schon auf der Lauer. Julia wusste, wie erschöpft sie aussah, und rechnete fest damit, ausgeschimpft zu werden, weil sie sich zu sehr verausgabt hatte. Doch Kates erste Worte waren: »Peggy Forester ist tot.«
    »Was? Sie kann doch nicht -« Julia konnte sich gerade noch bremsen, ehe es ihr herausrutschte: Wir waren doch erst heute Morgen bei ihr.
    »Ihr Haus ist abgebrannt«, fuhr Kate fort. »In den Trümmern wurde eine Leiche gefunden. Sie war so stark verkohlt, dass sie noch nicht identifiziert werden konnte, aber man nimmt an, dass sie es ist. Wenn Sie mich fragen: Um die ist es nicht schade.«
    »Wann war das?«
    »Irgendwann heute Nachmittag. Wieso?«
    Julia schüttelte den Kopf. »Nur so.«
    Jetzt kam der kritische Blick. Kate runzelte die Stirn und fragte: »Soll ich einen Arzt rufen?«
    »Was?«
    »Sie sehen aus, als würden Sie jeden Moment zusammenklappen. Wenn Sie so weitermachen, landen Sie wieder im Krankenhaus. Wenn nicht Schlimmeres«, fügte sie düster hinzu.
    Julia war zu müde, um ihr zu widersprechen. »Ich werde heute mal früh ins Bett gehen.«
    Als sie die Treppe erreichte, musste sie sich mit aller Kraft am Geländer festhalten und die Zähne zusammenbeißen, weil Kate sie immer noch beobachtete. Sie hatte plötzlich rasende Kopfschmerzen, und die Konturen verschwammen vor ihren Augen. Kate hat recht, sagte sie sich. Ich brauche einen Arzt.
    Irgendwie schaffte sie es bis in ihr Zimmer, wo sie das Tagebuch ihres Vaters aufs Bett warf und sich daneben fallen ließ. Sie starrte den zerfledderten Einband an, doch was sie sah, war etwas ganz anderes.
    Die verdreckte, enge Küche. Der Wodka. Die Zigaretten. Peggys Trunkenheit und ihre unkontrollierten Bewegungen. Unfall oder Selbstmord, es musste das eine oder das andere sein, oder etwa nicht?
    Aber der Gedanke ließ ihr keine Ruhe – und da war noch etwas anderes. Etwas, was sie nicht genau benennen konnte.
    Zufall. War es nicht ein fürchterlicher Zufall? Es bedeutete auch, dass sie wahrscheinlich die Letzten waren, die Peggy lebend gesehen hatten. Das allein hatte alle möglichen Konsequenzen, doch im Moment war sie viel zu müde, um sich zu überlegen, welche es sein mochten. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie ihre Schuhe abstreifte, sich zusammenrollte, bis sie bequem lag, und die Augen schloss, um, wie sie sich sagte, ein paar Minuten zu ruhen.
     
    Nachdem Craig einmal angefangen hatte, über Tom und Maddie nachzudenken, konnte er nicht mehr aufhören. Er wusste, dass er in eine rührselige, sentimentale Stimmung abglitt, aber zugleich bedrängte ihn mehr und mehr die Sorge um ihre Sicherheit. Heute hatte er Matheson und James Vilner getroffen. Er hatte gesehen, mit was für Leuten er es zu tun hatte. Was trieb er

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