Amok: Thriller (German Edition)
muss allein damit fertig werden. Auf diese Weise sind sie sicherer.«
»Und wenn der Mörder gefasst wird?«
»Das wird er nicht. Wie können sie ihn fassen, wenn sie nicht einmal wissen, dass er existiert?«
»Genau. Gerade deshalb müssen Sie sich melden.«
»Es ist eine ausweglose Situation«, sagte Alice verbittert. Sie zog die Hand weg, die Julia immer noch gefasst hielt. »Und Sie sollten nicht weiter Unruhe stiften. Sie sollten einfach vergessen, dass es je passiert ist.«
»Das kann ich nicht«, sagte Julia.
»Dann sind Sie dumm«, erklärte Alice. »Denn er wird Ihnen weiter nachstellen. Und das nächste Mal wird er Sie töten.«
51
Als das Telefon klingelte, war George in seinem Arbeitszimmer und grübelte über den Rat seiner Frau nach. Den Verdacht im Fall Peggy Forester auf Walker und Trent zu lenken könnte sehr wohl die Bedrohung eliminieren, die sie für ihn darstellten, aber es bestand auch die Gefahr, dass der Schuss nach hinten losging. Schon allein, weil die Medien die beiden möglicherweise als Helden der Selbstjustiz darstellen würden, was ihnen lediglich ein breiteres Publikum für ihre Verschwörungstheorien verschaffen würde.
Seine Laune sackte noch weiter in den Keller, als er Tobys Stimme erkannte.
»Vilner. Wir sollten ihn auszahlen. Egal wie. Hauptsache, wir sind ihn los.«
Der Gebrauch des Wörtchens » wir « entlockte George ein Lächeln. »Was bringt dich zu dieser Ansicht?«
»Er ist gemeingefährlich. Es war ein Fehler, ihm den Security-Vertrag anzubieten. Das sehe ich jetzt ein.«
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, was passiert ist.«
»Er war heute Morgen hier. Er war … aggressiv. Unberechenbar.«
Toby verstummte, doch George wartete ab. Er spürte, dass das noch nicht alles gewesen war.
»Er hat meine Kopie des Berichts mitgenommen.«
George fluchte in sich hinein. »Hat er gesagt, was er damit vorhat?«
»Nicht ausdrücklich. Aber damit hat er ein Druckmittel in der Hand.«
Kendrick , dachte George, und fast hätte er es laut gesagt. Er war noch nicht ganz so weit, Toby die Neuigkeit zu unterbreiten.
»Wie kommst du darauf, dass er sich kaufen lässt?«
»Jeder hat seinen Preis«, erwiderte Toby.
George schnaubte. Und wie kommst du darauf, dass ich mir das leisten kann? Aber auch das sagte er nicht laut. Er kannte Tobys sorglose Einstellung zum Geld und wusste, dass er damit wenig erreichen würde.
»Mir ist schon klar, dass ich kein Recht habe, dich darum zu bitten«, fügte Toby hinzu. »Aber wenn wir jetzt nichts unternehmen, könnten wir es alle bereuen.«
»Ich werde darüber nachdenken, aber ich wäre an deiner Stelle nicht übermäßig optimistisch. Vilner ist nicht dumm. Für das Ausnutzen von Schwachpunkten hat er ein spezielles Talent.«
Es war eine bewusste Spitze gegen Toby, und sein Neffe wusste es. Aber diesmal gab es keine Proteste, keine Retourkutsche, nur ein lammfrommes, versöhnliches »Danke«.
George legte den Hörer auf. Fast wünschte er, Toby hätte die Beherrschung verloren. In einem hitzigen Wortwechsel wäre es ihm leichter gefallen, die schlechte Nachricht über Kendrick loszuwerden. Außerdem sah er in der Begleichung von Tobys Schulden einen willkommenen Anlass, ihre Verbindungen mit Anstand abzubrechen. Eine Art Abfindung.
Wie immer, wenn seine Probleme ihm über den Kopf zu wachsen drohten, schloss er seinen Schreibtisch auf und betrachtete das Foto, das er ganz unten in der Schublade versteckt hatte. Er legte es auf den Tisch und strich zärtlich mit dem Finger über das makellose, wunderschöne Gesicht.
Es war ein Uhr mittags, und Sullivan hatte es sich in einer ruhigen Ecke in einem gemütlichen Pub am Rand des Ashdown Forest bequem gemacht, wo er eine Fleischpastete aß und in der Daily Mail blätterte. Er überlegte kurz, sich noch ein drittes Bier zu bestellen, beschloss aber, zu warten und es sich von Walker holen zu lassen.
Craig war wie zu erwarten pünktlich. Wenige Sekunden nach der vereinbarten Zeit kam er zur Tür hereinmarschiert. Er entdeckte Sullivan, der sein leeres Glas hochhielt und mit den Lippen den Namen seiner Biermarke formte: »IPA.«
»Sie sind eigentlich dran mit ausgeben«, sagte Craig, als er mit den Drinks wiederkam. Sullivan fiel auf, dass er diesmal nichts verschüttete.
»Das ist ja wohl das Mindeste, wenn Sie mich schon hier in der Pampa antanzen lassen«, entgegnete er und hob sein Glas. »Also, was haben Sie denn so furchtbar Interessantes?«
Vielleicht hatte er
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