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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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dachte an das Treffen am Mittwoch und an Julias Vermutung, dass George den Polizeibericht ebenfalls in die Finger bekommen haben könnte. Und an die Art und Weise, wie Sullivan ihm heute zu entlocken versucht hatte, ob er bei Peggy Forester gewesen war – so, als kennte er bereits die Antwort. Er stöhnte.
    Julia hielt mitten im Satz inne. »Was ist?«
    »Mir ist gerade eine Idee gekommen, wer Georges Maulwurf bei der Polizei sein könnte.«
    »Red weiter.«
    »Ich erzähl‘s dir, wenn ich es sicher weiß. Was hast du gerade gesagt?«
    Julia schilderte ihren Besuch in Alices Wohnung. »Sie ist in einem fürchterlichen Zustand. Sie quält sich mit Selbstvorwürfen wegen ihres Verhaltens damals.«
    »Sie hat sich mit den Kindern im Obergeschoss versteckt. Das ist doch völlig in Ordnung.«
    Am anderen Ende trat eine lange Pause ein. Craig fragte sich schon, ob die Verbindung unterbrochen war. Er drückte das Telefon ans Ohr und hörte Julias kummervollen Seufzer.
    »Sie hat den Mörder gesehen.«
    »Was?«
    »Alice hat ihn gesehen, wie er neben Carls Leiche stand.« Sie lachte bitter. »Wenigstens bedeutet das, dass ich es mir nicht eingebildet habe.«
    »Nein, das ist eine wunderbare Neuigkeit«, sagte Craig. Er begriff nicht, warum sie so resigniert klang.
    »Das Problem ist, dass sie sich strikt weigert, zur Polizei zu gehen und eine Aussage zu machen. Sie glaubt, es sei zu gefährlich.«
    Craig stöhnte. »Sie könnte sich von deiner Courage eine Scheibe abschneiden.«
    »Ich habe auch nicht drei Kinder zu beschützen.«
    »Und wenn wir einfach selbst damit zur Polizei gehen?«
    »Sie sagt, sie wird alles leugnen und mich beschuldigen, sie zu drangsalieren. Wir dürfen uns nichts vormachen, Craig. Wir sind in dieser Sache auf uns allein gestellt.«
    »Mag sein, aber wir machen Fortschritte, da bin ich mir sicher. Sag mal, wie wär‘s, wenn wir uns treffen, um zu besprechen, wie wir weiter vorgehen?«
    Sie sagte bereitwilliger zu, als er erwartet hatte. »Ich fahre morgen nach Chilton, um endlich mal mit dem Räumen anzufangen. Sagen wir um zehn im Haus meiner Eltern?«
    »Super.« Bevor sie das Gespräch beendeten, ermahnte Craig sie noch, auf sich aufzupassen. Gleich darauf kam ihm der Gedanke, dass er selbst auf diesen Rat hätte hören sollen, ehe er sich mit Sullivan eingelassen hatte.
     
    Der Killer verbrachte einen ruhelosen Abend. Unentwegt grübelte er darüber nach, was er getan hatte und was noch zu tun war. Schon jetzt kostete er im Geist den Moment von Decipios Demaskierung aus, den Augenblick, in dem er den Spieß umdrehen würde. Nur noch ein oder zwei Tage, hoffte er.
    In der Zwischenzeit hatte es einen weiteren knappen Mailwechsel gegeben, und Decipio hatte ihn vor einer neuen Bedrohung gewarnt.
    Auf die Frage, ob er etwas mit Peggy Foresters Tod zu tun gehabt habe, hatte er bewusst unverbindlich geantwortet. Er hatte nicht die Absicht, weiter an dem Galgen zu bauen, an dem sie ihn hängen würden. Jetzt war ihm klar, wie naiv und vertrauensselig er gewesen war, und er war verdammt wütend auf sich selbst.
    Es war eine herbe Enttäuschung, dass sowohl Craig Walker als auch Julia Trent den Mittwochabend unbeschadet überstanden hatten. Schlimmer noch, es schien sie nicht abgeschreckt zu haben. Trent schnüffelte herum, versuchte Unruhe zu stiften, und es war ein schwacher Trost, dass bislang niemand auch nur im Entferntesten von ihrer Geschichte überzeugt zu sein schien.
    In seinen eher düsteren Momenten beschlich ihn das mulmige Gefühl, dass sein ganzer genialer Plan auffliegen könnte. Dass, ganz gleich, was er tat, ganz gleich, wie gewagt und einfallsreich seine Aktionen auch sein mochten, immer irgendein Hindernis, irgendein vergessenes Detail ihm unversehens in die Quere kam. Selbst etwas so Banales und scheinbar Harmloses wie dieses beschissene Tagebuch.

53
     
    Als Julia am Freitagmorgen erwachte, fühlte sie sich so kräftig und erholt wie seit Wochen nicht mehr. Vielleicht lag es nur daran, dass sie endlich wieder eine ganze Nacht in ihrem eigenen Bett verbracht hatte, oder vielleicht war es ein Zeichen dafür, dass sie sich von den Strapazen des Mittwochs gründlich erholt hatte – wie auch immer, es war ein Energieschub, den sie in ihrer ansonsten so misslichen Lage gut gebrauchen konnte.
    Nach ihrem frustrierenden Besuch bei Alice Jones am Abend zuvor hatte sie sich mit banalen Erledigungen abgelenkt – Einkaufen, Hausarbeiten, Post sortieren -, aber auch ausgiebig ausgeruht.

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