Amok: Thriller (German Edition)
hinaus?«
»Nun ja, du warst nicht ehrlich zu mir, was deine Vergangenheit oder den Besuch bei Peggy Forester betraf. Ich frage mich allmählich, was du mir sonst noch alles nicht gesagt hast.«
»Er ist direkt auf mich zugefahren«, entgegnete er wütend. »Ich bin im Graben gelandet. Als ich dich am Strand gefunden habe, waren meine Kleider klatschnass, erinnerst du dich? Ich hatte Schnittwunden an den Händen und am Kopf. Ich hab mir das nicht ausgedacht, verdammt.«
»Ich habe ja nicht behauptet, dass es nicht passiert ist«, gab sie zurück. »Aber wie soll ich wissen, ob der Mörder daran schuld war oder etwas anderes?«
Er sah sie verdutzt an. »Was denn zum Beispiel?«
»Sag du‘s mir. Vielleicht warst du ja unkonzentriert.« Sie sah ihm in die Augen und achtete sehr genau auf seine Reaktion. »Vielleicht hattest du ja getrunken.«
Als Vanessa wieder allein war, ließ sie sich auf das Kopfkissen sinken und überdachte die Situation. Sie hatte Toby noch nie so schockiert, so wütend erlebt, aber er hatte sich erstaunlich gut beherrscht. Sie hatte ihm zu bedenken gegeben, dass er nichts erreichen würde, wenn er George zur Rede stellte, solange er noch so aufgebracht war. Fast hatte sie damit gerechnet, dass er ihren Rat in den Wind schlagen würde, doch er hatte sich still und leise verzogen, ohne dass sonst jemand etwas von seinem Besuch mitbekam. Bald würde auch Vilner gehen, und George würde ihr vielleicht von ihrer Besprechung berichten.
Oder vielleicht auch nicht.
Während sie wartete, dachte sie darüber nach, wie leicht es war, eine Lunte zu entzünden, und wie schwierig, die Konsequenzen vorherzusagen. Wenn George zu ihr heraufkäme, würde sie ihm vielleicht sagen, was sie getan hatte.
Oder vielleicht auch nicht.
Die Anschuldigung traf Craig offensichtlich schwer. Er ließ die Schultern hängen, und sein Blick schien sich nach innen zu richten, düster und voller Selbstverachtung.
»Du hast recht«, sagte er leise. »Ich war nicht aufrichtig zu dir.«
Er stand auf und ging zum Fenster, als ob er eine gewisse räumliche Distanz zu ihr aufbauen müsste, ehe er zu einer Erklärung ansetzen konnte. Julia wartete, immer noch wütend und jetzt auch ein klein wenig bange vor dem, was er enthüllen mochte.
»Vor Jahren hatte ich ein ernsthaftes Alkoholproblem. Angefangen hatte es während meiner Arbeit als Investigativreporter. Der ganze Stress, nehme ich an. Ich hielt den Redaktionsschluss nicht ein, fing mit allen möglichen Leuten Streit an und benahm mich überhaupt ziemlich daneben. Der Wendepunkt kam, als ich mit der Polizei in Konflikt geriet.«
Julia dachte daran, wie Kate sie vor ihm gewarnt hatte. »Was ist passiert?«
»Ich hatte einen heißen Tipp über einen korrupten Bullen. Ein leitender Ermittlungsbeamter bei der Metropolitan Police, der von einigen Unterweltgrößen Schmiergelder kassierte. Ich bastelte gerade an der Story, als ich Besuch von seinem Sergeant erhielt. Er schwor Stein und Bein, dass sein Chef absolut sauber sei, dass jemand ihm etwas anzuhängen versuche, und er bekniete mich, die Sache fallen zu lassen. Er klang sehr überzeugend, war sehr freundlich und ließ nur ganz leise eine Drohung mitschwingen. Ich sagte ihm, ich würde darüber nachdenken.«
Er wandte sich von ihr ab. »Am nächsten Tag wurde ich angehalten und musste ins Röhrchen blasen. Ich hatte zu viel getrunken und musste für ein Jahr den Führerschein abgeben.«
»Du glaubst, dass dieser Sergeant etwas damit zu tun hatte?«
»Das habe ich nie endgültig klären können. Aber ich habe mich für die feige Lösung entschieden und die Geschichte fallen lassen. Danach hatte ich nicht mehr die Nerven für den Job. Die Kinder waren noch sehr klein, und Nina drohte, mich vor die Tür zu setzen. Ich schaffte es, mit dem Trinken aufzuhören und einen Neuanfang zu machen, und seitdem habe ich jahrelang keinen Tropfen mehr angerührt.«
Er drehte sich wieder zu ihr um. »Dann wurde Vater ermordet, und ich fand heraus, dass Nina eine Affäre hatte. Da habe ich wieder zur Flasche gegriffen.«
Julia nickte. »Ich dachte mir doch, dass ich im Auto etwas gerochen habe.«
»Ich hatte einen Schluck Whisky getrunken, als wir am Haus deiner Eltern Halt machten. Und noch ein bisschen mehr, als ich dich zu Hause absetzte …« Er zuckte mit den Achseln. »Aber der Unfall hat sich so zugetragen, wie ich es geschildert habe. Der Alkohol spielte dabei keine Rolle.«
»Aber du musst das doch im Hinterkopf
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