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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Kinder an, denen es oben offenbar langweilig geworden war. Jetzt schauten sie sich in dem kleinen Fernseher mit DVD-Player High School Musical 2 an.
    »Ich hab Hunger«, erklärte Maddie.
    »Hol dir was Süßes.«
    Sie musterte ihn durchdringend. Dass er so schnell kapitulierte, war ein absolutes Novum. Und prompt meldete sich Tom zu Wort: »Mama sagt aber, wir dürfen vor dem Abendessen nichts Süßes essen.«
    »Ist Mama vielleicht hier?«, konterte Craig.
    Tom zuckte mit den Achseln. Das schien ihm als Erklärung zu genügen.
    Im Fernsehen sprachen die Moderatoren jetzt mit einem pensionierten Polizeipräsidenten. Während sie ihm hartnäckig immer mehr berichtenswerte Spekulationen zu entlocken versuchten, hörte Craig, wie es am anderen Ende läutete und läutete.
    Dann meldete sich eine leicht verärgerte Stimme: »Craig? Ist ja eine Ewigkeit her.«
    »Hab ich dich geweckt?«
    »Red keinen Unsinn. Ich muss schließlich meinen Lebensunterhalt verdienen.«
    Jetzt konnte er die Verkehrsgeräusche im Hintergrund hören. »Wo bist du?«
    Sie lachte leise. »Streng vertraulich, mein Lieber. Ich könnte dir sagen …«
    »Ich schaue gerade News 24. Ein Bericht über eine Schießerei in Chilton.«
    Ihr Ton änderte sich schlagartig. »Da fahre ich gerade hin. Was hast du gehört?«
    »Nichts – ich hatte gehofft, du wüsstest etwas.«
    »Nur sehr vage, aber es ist die Rede von einem zweiten Hungerford.«
    Für ein paar Sekunden verschlug es ihm die Sprache. Hungerford, ein kleiner Marktflecken in Berkshire. 1987 war dort ein Mann namens Michael Ryan Amok gelaufen und hatte … wie viele Menschen getötet?
    »Und wieso interessierst du dich so dafür?«, wollte Abby wissen.
    Er wollte antworten, aber seine Zunge lag wie eine trockene Socke in seinem Mund. Er war beinahe überrascht, als er sich schließlich sagen hörte: »Mein Vater wohnt dort.«
     
    Abby Clark war Journalistin bei der Times . Vor fünfzehn Jahren hatten sie beide gemeinsam bei einer Lokalzeitung in Hampshire angefangen. In den letzten Jahren war der Kontakt sehr sporadisch gewesen, was hauptsächlich an Craig lag. Als sie gehört hatte, dass er sich als freier Feuilleton- und Sportjournalist selbstständig machen wollte, hatte sie höchst belustigt reagiert, ohne allzu viel über die Hintergründe zu wissen. »Hauptsache, du kannst eine ruhige Kugel schieben, wie?«
    Er war nicht beleidigt gewesen. Das war er bei Abby nie. Sie konnte ihm die ungeheuerlichsten Sachen an den Kopf werfen, ohne dass er ihr etwas nachtrug. »Weil du in mich verknallt bist«, hatte sie ihn einmal aufgezogen – und damit wahrscheinlich richtiggelegen.
    Jetzt versuchte sie ihn zu beruhigen. »Ich bin sicher, dass es längst nicht so schlimm ist wie Hungerford. Du weißt ja, wie es zugeht, wenn die Nachrichtenlage noch so unklar ist. Da machen alle möglichen Gerüchte die Runde. Terrorismus, Unfälle, organisiertes Verbrechen.«
    Falls das seine Befürchtungen zerstreuen sollte, war der Versuch gründlich misslungen. »Ich habe versucht anzurufen, aber anscheinend ist das ganze Dorf von der Außenwelt abgeschnitten.«
    »Ich vermute, dass die Polizei die Leitungen gekappt hat. Oder sie hat sie für ihre eigenen Zwecke requiriert.«
    »Mag sein«, erwiderte er. Es gab noch einen anderen Grund, weshalb die Polizei die Telefonverbindungen unterbrochen haben könnte, aber keiner von ihnen sprach es laut aus: eine Geiselnahme.
    »Ich bin sicher, dass er wohlauf ist«, sagte Abby. »Ich rufe dich an, sobald ich irgendwas weiß, okay?«
    Trotz der ernsten Situation musste er lächeln. Ihr Mitgefühl war durchaus echt, aber das Ganze war für sie auch ein Job. Sie konnte es sich nicht leisten, ihr Handy allzu lange mit einem Privatgespräch zu blockieren.
    Er wählte wieder die Nummer seines Vaters. Keine Verbindung. Im Fernsehen gab es jetzt eine Schaltung zu einem Lokalkorrespondenten, der vor der Polizeiwache in Lewes stand. Der Korrespondent hatte inoffiziell erfahren, dass es vermutlich eine »beträchtliche« Zahl von Opfern gebe. Dann war das Interview zu Ende, und der Moderator im Studio fühlte sich bemüßigt, das Gesagte noch einmal kurz zu wiederholen, wobei er die Worte beträchtlich und Opfer besonders genüsslich betonte.
    »Wie war das noch mal – ›nicht viel los in der Welt heute‹?«, murmelte Craig. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sich die Aufregung in den Nachrichtenagenturen und Fernsehsendern im ganzen Land ausbreitete, vielleicht sogar auf der

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