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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Pläne mochten ruiniert sein, aber das hieß noch nicht, dass er aus dem Spiel war. Es war noch Zeit, seine wahren Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Zeit, zu improvisieren.
     
    »Wer ist es?«, wollte Kendrick wissen. Als niemand antwortete, hob der Mann, der am dichtesten bei Kendrick stand, seine Waffe und entsicherte sie.
    »Wer?«, wiederholte Kendrick.
    Craigs Blick ging zu George, in dessen Augen er eine stumme Bitte las: Sagen Sie es ihm.
    »Julia Trent.«
    Kendrick schien plötzlich zu begreifen. »Toby hat sie entführt und Vilner dazu?«
    »Ich glaube, ja.« Craig konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Soll das heißen, dass sie entkommen ist?«
    Kendrick wandte sich ab und ignorierte Craig, während er mit barscher Stimme Befehle erteilte. »Moss, du bleibst hier. Ihr zwei geht rüber und helft Jacques suchen. Fangt sie beide ein und bringt sie her. Wenn euch irgendjemand in die Quere kommt, knallt ihn ab.«
    Die zwei Männer trotteten aus dem Zimmer, und zurück blieb nur der eine, der in der Nähe von Kendrick stand. Er war um die vierzig, an die eins neunzig groß, ein Muskelberg, für den Gewalt ganz offensichtlich Routine war. Craig wusste, dass dies höchstwahrscheinlich die Männer waren, die seinen Kindern gefolgt waren und sie fotografiert hatten; die Männer, die Abby ermordet und ihre Leiche in die Themse geworfen hatten. Wenn er es mit ihnen aufnehmen wollte, musste er den richtigen Moment sorgfältig abpassen.
    Er dachte an Julia. Sie war noch am Leben. Sie hatte den Kampf noch nicht aufgegeben. Das würde ihm ein Trost sein, was immer hier passierte.
     
    »Los, komm«, sagte Jacques. Er erreichte den Jeep als Erster und stieg auf den Beifahrersitz. Barrett machte Anstalten, ihm zu folgen, hielt aber mit dem Türgriff in der Hand inne.
    »Sollten wir sie nicht besser zu Fuß verfolgen?«
    »Nein. So sind wir schneller.«
    Barrett nickte. Er wusste genau, dass man Jacques besser nicht zweimal fragte. Also steckte er die Waffe weg und stieg ein. Das Auto schaukelte hin und her und neigte sich unter seinem Gewicht zur Seite.
    »Wer ist denn die Schlampe eigentlich?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Aber sie ist eine Zeugin. Wir müssen verhindern, dass sie das Dorf erreicht.«
    Barrett drehte den Zündschlüssel um, und der Motor sprang an, jedoch mit einem viel raueren Geräusch als sonst. Doch bevor er etwas dazu sagen konnte, sah er, wie Jacques in einem Regen von Blut und Fleischfetzen gegen das Armaturenbrett flog. Eine dunkle Gestalt erhob sich aus dem hinteren Fußraum, und er nahm nur einen Schatten wahr, der auf sein Gesicht fiel. Den ersten der beiden Schüsse, die ihn töteten, hörte er noch, spürte ihn aber kaum.

75
     
    Julia hatte den Weg ins Dorf zur Hälfte zurückgelegt, als sie sich gezwungen sah, ihr Tempo zu verlangsamen. Das Zwicken in ihren Knöcheln und Beinen konnte sie ignorieren, nicht aber die rasenden Schmerzen im Bauch. Es war ähnlich wie Seitenstechen, nur sehr viel intensiver. Sie dachte an den Rat, den ihr der Arzt am Mittwochabend gegeben hatte. Langsam gehen. Nicht laufen. Sie musste fast lachen.
    Und am besten auch nicht kidnappen lassen. Sehen Sie zu, dass Sie möglichst nicht um Ihr Leben rennen müssen.
    Das Dorf tauchte auf, anfangs nur ein Häufchen ferner Lichtpunkte, warm und einladend. Als der Wind sich unvermittelt legte, hätte sie fast das Gleichgewicht verloren, und in der plötzlichen, unheimlichen Stille vernahm sie das Vibrieren eines schweren Fahrzeugs, das schnell über unebenen Untergrund fuhr. Sie blickte sich um, sah die Scheinwerfer aufblitzen und warf sich ohne nachzudenken zur Seite.
    Sie rechnete damit, in eine dornige, aber weiche Hecke zu fallen, doch stattdessen stieß sie mit der Schulter gegen etwas Hartes. Ein hölzernes Tor. In ihrer Verzweiflung hangelte sie sich daran hoch und rutschte auf der anderen Seite herunter, gerade noch rechtzeitig, bevor der Jeep vorbeirumpelte.
    Angestrengt versuchte sie etwas zu erkennen, sah die schemenhaften Umrisse von Pflanzen und Büschen, und als ihr Blick auf die Konturen des Gebäudes fiel, begriff sie endlich, wohin das Schicksal sie geführt hatte.
    Es war das alte Schulhaus.
     
    Toby brauchte keine Minute, um die zwei Leichen aus dem Jeep zu ziehen. Der Fahrersitz und das Lenkrad waren voller Blut, aber das war jetzt nicht der rechte Moment, um zimperlich zu sein.
    Mit dem großen Allrad-Geländewagen war er nicht vertraut. Beim Wenden würgte er einmal den Motor ab, dann trat

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