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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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konnte, während er gleichzeitig Formulare ausfüllte und ein wachsames Auge auf potenzielle Unruhestifter in der Warteschlange hatte.
    Craig hatte sich vorgestellt, dass er darauf bestehen würde, über das Schicksal seines Vaters informiert zu werden. Dass er sich weigern würde, das Feld zu räumen, solange er nicht die Fakten kannte. Wahrscheinlich dachten alle in der Schlange wie er. Aber wenn es dann so weit war und sie mit den unverrückbaren Hürden der Bürokratie und ihrer eigenen angeborenen Höflichkeit konfrontiert waren, akzeptierten sie fast alle die Auskunft, dass man ihnen derzeit keine Auskunft geben könne. Die Sicherung des Tatorts und die Versorgung der Verletzten gingen vor. Dagegen zu protestieren wäre nicht nur unschicklich gewesen, sondern einer Beleidigung der Opfer gleichgekommen.
    »Das Beste ist, Sie fahren nach Hause«, beschied der Polizist ihm. »Sobald wir etwas Genaues wissen, melden wir uns bei Ihnen.«
    Craig suchte noch nach Abby, bevor er fuhr, konnte sie aber nirgends finden. Er hatte seinen Presseausweis dabei und hätte sich sicher mit ein wenig Überredungskunst Zugang zum Pressezelt verschaffen können, doch damit würde er sich garantiert Ärger einhandeln. Er kannte zur Genüge den makabren Humor, den Journalisten in solchen Situationen gerne an den Tag legten, und er würde doch nur mit irgendjemandem einen Streit vom Zaun brechen. Auf die Gesellschaft von Leuten, für die das hier kaum mehr als eine Art Volksfest mit einem besonderen Kick war, konnte er gerne verzichten.
     
    Jetzt musste er sich zwingen, aus seinem Wagen auszusteigen, wohl wissend, dass er im Grunde auch nicht die Nerven für einen Streit mit Nina hatte. Es war verlockend, einfach kehrtzumachen und davonzufahren, aber leider hatte er der Polizei gesagt, dass er zu Hause sein würde.
    Sie öffnete die Tür, als er noch mit seinem Schlüsselbund herumhantierte. Sie sah mitgenommen und gestresst aus, aber auch makellos gestylt. Es hatte ihn immer schon in Erstaunen versetzt, wie sie einen anstrengenden Job bewältigen und zwei Kinder großziehen konnte und trotzdem noch so viel Zeit für Frisur, Klamotten und Make-up übrig hatte. Manche ihrer Freundinnen zogen sie damit auf und nannten sie »Superwoman«, und obwohl Craig in ihre Spötteleien einstimmte, war er doch insgeheim stolz. Heute aber störte es ihn. Sie hatte kein Recht, so gut auszusehen.
    Sie trat vor, als wollte sie ihn umarmen, aber dann spürte sie wohl, dass ihm nicht danach war, und begnügte sich damit, seinen Arm leicht zu tätscheln. »Ist er wohlauf?«
    »Es gibt noch nichts Neues. Sie haben gesagt, sie würden mich informieren.« Wieder streckte sie die Arme aus, aber er ließ sie stehen und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Er spürte, wie sie erstarrte, als könnte sie nicht recht glauben, dass er sie zurückwies. »Was sagen sie im Fernsehen?«
    »Hauptsächlich Spekulationen«, antwortete sie, »immer wieder neu aufgewärmt. Die Reporter interviewen sich schon gegenseitig, weil niemand mit ihnen reden will.«
    Craig schnaubte und warf sich auf das Sofa. Sky News zeigte Luftaufnahmen – offenbar die gleichen, die er schon gesehen hatte. Der Kommentator sagte: »… haben wir jetzt die Bestätigung, dass es sich um einen der schlimmsten Amokläufe der letzten Jahre handelt.«
    »Wo sind Tom und Maddie?«
    »Immer noch bei Mum. Sie können dort schlafen, wenn es nötig sein sollte. Ich dachte, es wäre das Beste …«
    Craig nickte, legte den Kopf in den Nacken und starrte an die Decke. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare und über den Hals, wo er sie liegen ließ, als wollte er sich selbst würgen.
    »Wo warst du heute Morgen?«
    Nina zuckte zusammen, überspielte es aber gut. Sie drehte sich zu dem Sessel um, vor dem sie stand, und beschäftigte sich damit, ein paar Comics wegzuräumen, ehe sie sich hinsetzte.
    »Ich war im Büro«, sagte sie, und die Verachtung, die sie in die Worte legte, machte deutlich, dass sie allein die Frage als Beleidigung empfand.
    »Nein, da warst du nicht. Der Typ, mit dem ich telefoniert habe, sagte, er habe dich überall gesucht. Er sagte, dein PC stehe auf Standby, und deine Jacke und deine Handtasche seien nicht da.«
    Die Worte rollten wie Handgranaten durchs Zimmer und machten aus der vertrauten Umgebung ihres Wohnzimmers ein Minenfeld.
    In Ninas Augen blitzten Tränen. Sie schüttelte den Kopf. »Lass das jetzt.«
    »Was soll das heißen, lass das jetzt ? Wie kannst du das

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