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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Kollege kann schon mal das Teewasser aufsetzen.«
    Craig, der die Antwort nicht gehört hatte, machte ein paar Schritte in Richtung Küche. Der Uniformierte trat ihm in den Weg und steuerte ihn zu einem Stuhl, als hätte er es mit einem ungezogenen Kind zu tun.
    »Ist Ihre Frau zu Hause, Mr. Walker?«
    Craig schüttelte den Kopf. »Hat mich verlassen«, sagte er.
    »Oh.« Seine Antwort schien den Kriminalbeamten zu verwirren. Craig dachte, er sollte vielleicht noch eine Erklärung nachschieben, doch er merkte, dass ihm dazu die Kraft fehlte. Allerdings musste er sich ein bisschen zusammenreißen.
    Er schlug sich ein paar Mal mit der flachen Hand ins Gesicht. Das Klatschen hallte in dem stillen Haus wider. Überrascht stellte er fest, dass seine Finger feucht waren. Er berührte wieder seine Wangen, betupfte sie vorsichtig, als suchte er nach einem Leck.
    »Ich will Sie nicht länger im Ungewissen lassen«, sagte der Kriminalbeamte. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Vater, Philip Anthony Walker, unter den Opfern des Amoklaufs heute Morgen in Chilton ist.« Er wartete eine Sekunde. »Er ist noch am Tatort seinen schweren Verletzungen erlegen. Es tut mir sehr leid.«

15
     
    James Vilner hatte es mit seinen achtunddreißig Jahren weit gebracht, sowohl in geographischer als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Er sann darüber nach, als er seinen Range Rover in die Tiefgarage eines der exklusivsten Londoner Hotels steuerte.
    Geboren in Scarborough, war er sieben Jahre alt gewesen, als sein Leben durch den Tod seines Vaters bei einem Arbeitsunfall eine entscheidende Wende genommen hatte. Seine Mutter, der aufgrund eines juristischen Formfehlers eine Entschädigung verwehrt blieb, zog mit ihm in einen der ärmlicheren Stadtteile von Leeds, wo die schiere Geldnot sie dazu zwang, ihre karge Sozialhilfe durch Prostitution aufzubessern. Der junge Jimmy lernte alsbald, dass er vor allem finanziell unabhängig sein musste, wenn er in dieser rauen neuen Umgebung überleben wollte.
    Mit neun stahl er sein erstes Autoradio, und zwei Jahre später war er bereits ein geübter Dieb. Mit zwölf wurde er von seiner Mutter vor die Tür gesetzt, und er war froh, sie los zu sein, sie und ihre widerlichen Freier und ihren brutalen neuen Freund. Er schlief auf den Rücksitzen gestohlener Autos, übernachtete bei Freunden, wann immer es ging, und manchmal verbrachte er die Nacht im Freien, im Schutz eines Wartehäuschens oder im Eingang eines Bürogebäudes in den ruhigen Nebenstraßen der Park Row.
    Eines Nachts verwechselte ein fetter, älterer Geschäftsmann ihn mit einem Strichjungen. Das brachte Jimmy, der sich nie eine Gelegenheit entgehen ließ, auf die Idee, Männer mit der Aussicht auf Sex in Toiletten zu locken, wo er dann ein Teppichmesser zückte und sie um ihr Geld erleichterte. Das war recht profitabel, aber ein paar Mal suchte er sich die falschen Opfer aus, und einmal wäre er um ein Haar von zwei Männern vergewaltigt worden.
    Er war vierzehn, als er auf dem Autobahnkreuz Armley die Kontrolle über einen gestohlenen Fiesta XR2 verlor. Der Wagen überschlug sich, und sein Beifahrer, ein Mitglied seiner Diebesbande, kam dabei ums Leben. Jimmy wurde aufgegriffen, als er vom Unfallort zu fliehen versuchte, obwohl sein Bein und ein halbes Dutzend Rippen gebrochen waren. Er lag drei Wochen im Krankenhaus und verbrachte anschließend zwei Jahre in einer Jugendstrafanstalt. Es war wie ein Studium an der Verbrecherakademie, und nachdem er seinen Abschluss in der Tasche hatte, machte er sich gleich daran, seine neu erworbenen Fertigkeiten nutzbringend einzusetzen.
    1989 fuhr er sein Leben wieder einmal an die Wand. Er hatte zusammen mit zwei anderen Männern eine kleine Postfiliale in der Roundhay Road überfallen, doch die pakistanische Familie, die den dazugehörigen Laden führte, leistete Widerstand. Jimmy flüchtete, feuerte aber vorher noch seine Schrotflinte ab, wobei er die Tochter des Ladenbesitzers verletzte, und ballerte dann blindlings aus dem Fluchtwagen, um die Polizei abzuschütteln, die sie auf der inneren Ringstraße verfolgte. So kam er mit einundzwanzig ins Gefängnis von Wakefield und saß dort etwas über sechs Jahre ab.
    Als er wieder herauskam, war er um einiges gewiefter. Er ging nach London und nutzte seine Knastkontakte, um Arbeit als »Vollstrecker« zu finden. Binnen weniger Jahre hatte er sich genug Ansehen erworben, um sich selbstständig machen zu können. Mit der Billigung einer der großen

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