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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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sagen?«
    »Ich meine, lass uns dieses Gespräch ein andermal führen. Wenn wir wissen, dass dein Dad wohlauf ist.«
    Er ist nicht wohlauf , sagte eine Stimme in seinem Kopf. Er ist tot.
    Er seufzte. Sie hatte es ihm schon so gut wie verraten, nicht wahr?
    »Wer ist es?«
    »Craig, bitte. Du bist jetzt durcheinander wegen dieser Sache, und wir sind immer noch -«
    »Wer?«
    »Nein. Hör mir zu.«
    »Sag‘s mir einfach. Sag mir den verdammten Namen!«
    Sie beugte sich vor, presste die Knie fest zusammen und verschränkte die Arme, als wollte sie sich so klein wie möglich machen. Er wandte sich ab, ebenso angewidert von sich selbst wie von ihr.
    Sie atmete ein, hielt die Luft an, atmete aus. Dann sagte sie: »Bruce Abbott.«
    Sie stand auf und ging aus dem Zimmer. Er hörte, wie sie Schuhe und Jacke anzog, ihre Schlüssel nahm und das Haus verließ. Sie jagte den Motor des Citroën unnötig hoch und fuhr mit quietschenden Reifen davon.
    Vor sechs Stunden hatte er im Bett gelegen und einem entspannten Wochenende in ehelicher Harmonie entgegengesehen. Jetzt hatte er vielleicht sowohl seinen Vater als auch seine Frau verloren. Was kam als Nächstes?
    Er stand auf. Er wusste genau, was als Nächstes kam.
    Normalerweise hatten sie nicht viel Alkohol im Haus. Hauptsächlich Rotwein, den Nina trank, und ab und zu eine Flasche Weißen. Bier war tabu, und das schon seit über vier Jahren. Genau gesagt, seit vier Jahren, drei Monaten und zehn Tagen.
    Harte Sachen kamen ihnen auch nicht ins Haus, aber da war dieser gute Malt Whisky, den Nina an Weihnachten bei einer Tombola gewonnen und noch nicht verschenkt hatte. Der würde für den Anfang genügen.
     
    Zwei Autos folgten ihnen bis London, und als sie in den Cadogan Place einbogen, sahen sie einen TV-Übertragungswagen und einen Pulk Reporter vor dem Haus warten. George hatte mit so etwas gerechnet. Er war zwar nicht sonderlich prominent, aber ab und zu tauchte sein Name im Wirtschaftsteil auf, und bei einem Ereignis dieser Größenordnung reichte das wahrscheinlich aus, um ihn für die Medien interessant zu machen. Vanessa schrie erschrocken auf, als sie sie erblickte.
    »Wir halten nicht an«, versprach er ihr. Und er hielt Wort, indem er die Reporter beinahe über den Haufen fuhr, als er das Haus passierte. Vanessa drehte sich von den Objektiven weg und hielt sich die Hände vors Gesicht. Er konnte ihre Reaktion gut verstehen, obwohl er wusste, dass sie ihnen damit nur umso mehr Anreiz gab, die Fotos zu veröffentlichten. Es würde so aussehen, als hätten sie ein schlechtes Gewissen.
    Ohne darauf zu achten, ob sie sich dabei selbst gefährdeten, rannten die Reporter hinter ihrem Wagen her und bombardierten sie im Laufen mit Fragen.
    »Was haben Sie in Chilton gesehen?«
    »Wie war Ihre Reaktion, als Sie von dem Massaker hörten?«
    »Was hat die Polizei Ihnen gesagt, Mr. Matheson?«
    Er ignorierte sie alle, starrte mit unbewegter Miene geradeaus und fuhr weiter, bis er einen Parkplatz fand. Dabei sagte er sich immer wieder, dass er sich später irgendwann Zeit nehmen würde, um über alles nachzudenken. Er spürte, dass sein Leben sich bis zur Unkenntlichkeit verändert hatte; die Auswirkungen dieser Sache waren unmöglich abzusehen.
    Sie zogen sich in ihre jeweiligen Refugien zurück, sie in ihr Schlafzimmer, er in sein Arbeitszimmer. Erst viel später – nach gut einer Stunde – wurde ihm mit einem noch größeren Schock bewusst, dass er auf Vanessas Neuigkeiten nicht nur nicht reagiert, sondern kaum einen Gedanken darauf verwendet hatte.
    Wochen. Sie hatte nur noch Wochen zu leben.
    Allein in seinem Arbeitszimmer, drehte er sein Brandyglas zwischen den Fingern und versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, Witwer zu sein. Er hatte gewusst, dass es passieren würde. Die erste Diagnose war schon denkbar düster gewesen. Was er sich nie hatte vorstellen können, war, dass er es gleichzeitig mit dieser … Katastrophe zu tun haben würde.
    Dann kam ihm der Gedanke, dass die Leute sich vielleicht Hilfe suchend an ihn wenden würden. Trotz allem schwellte ein Anflug von Stolz seine Brust, wenn er daran dachte. Möglich, dass man ihn aufforden würde, die Dinge in die Hand zu nehmen.
    Eigentlich ironisch, wenn man bedachte, dass er bisher immer als derjenige dargestellt worden war, der danach trachtete, die perfekte Idylle von Chilton zu zerstören.
    Aber es könnte Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis die Wogen sich geglättet hätten. Und in der Zwischenzeit … würde

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