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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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müssen doch wissen, dass das ganze Dorf gegen seine Pläne war.«
    Sullivan bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen. Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich weiß, dass Sie nicht auf den Kopf gefallen sind, aber da sind Sie auf dem Holzweg.« Er lachte plötzlich.
    »Was?«
    »Haben Sie von der Frau gehört, die vom Baum gefallen ist?«
    »Ja, hab ich. Julia Trent.«
    »Richtig. Wir haben sie noch nicht befragen können, aber soweit wir die Ereignisse rekonstruieren konnten, hat Carl sie auf den Dorfplatz gejagt. Irgendwie ist es ihr gelungen, auf den Baum zu klettern, obwohl er ihr dicht auf den Fersen gewesen sein muss.«
    Sullivan hielt inne und wartete ab, ob Craig verstanden hatte, worauf er hinauswollte.
    »Irgendwie?«
    »Haben sie Ihnen gesagt, dass auf Ihren Vater zweimal geschossen wurde?«
    »Zwei Kugeln, meinen Sie?«
    Sullivan schüttelte den Kopf. »Zweimal, aber mit einem längeren Abstand dazwischen.«
    Die Farbe wich aus Craigs Gesicht. Er beugte sich vor und hielt sich mit beiden Händen an seinem Stuhl fest, als fürchtete er, ins All geschleudert zu werden. »Was?«
    »Das erste Mal wurde er in die Brust getroffen. Eine schwere, vielleicht sogar tödliche Verletzung. Aber nicht notwendigerweise.« Er wartete wieder, ließ die Worte ihre Wirkung tun.
    »Sie meinen, Carl ist noch mal zu ihm zurückgegangen …?« Craig stockte. »Aber warum?«
    »Vielleicht wegen der Frau. Es ist nur eine Vermutung, aber es sieht so aus, als hätte Ihr Vater seine Haustür geöffnet und versucht einzuschreiten. Carl machte einen Umweg, um ihn zu erschießen, bevor er sich Trent vornahm.«
    »Er hätte also im Haus bleiben können? Und hätte vielleicht überlebt?«
    »Stimmt.« Sullivan beugte sich ebenfalls vor und setzte seine bewährte »Lassen-Sie-uns-mal-ganz-offen-reden«-Miene auf. »Ich erzähle Ihnen das, weil Sie verstehen sollen, dass es nur die Willkürtat eines Wahnsinnigen war. Wenn Sie unbedingt Leute beschuldigen wollen, nur zu. Aber wenn das so ist, dann hat Julia Trent mehr als irgendjemand sonst Ihren Vater auf dem Gewissen. Es gab keinen großen Plan und ganz bestimmt nichts, wobei George Matheson die Finger im Spiel gehabt hätte. Wäre er an diesem Tag in Chilton gewesen, er wäre auch unter den Opfern gewesen, da bin ich mir sicher.«
    Craig war einen Moment lang still. Als er sprach, klang er viel ruhiger, als Sullivan erwartete hatte. Sein Ton war bedächtig und merkwürdig respektvoll.
    »Sie sagen, Sie haben sie noch nicht befragt? Wenn Sie es tun, verraten Sie mir dann, was sie gesagt hat? Und bevor Sie selbst damit anfangen: Ich werde Ihnen nicht drohen. Aber wenn Sie ehrlich zu sich selbst sind und wenn Sie wirklich nicht wussten, dass Kennedy sich schmieren ließ, dann werden Sie mir zustimmen, dass Sie mir noch den einen oder anderen Gefallen schulden.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Weil ihm und damit auch Ihnen ganz schön viel Scheiße um die Ohren geflogen wäre, wenn ich nicht den Mund gehalten hätte, und ich wette, dass einiges davon auch hängen geblieben wäre.«
    Craig stand auf, wobei er an den Tisch stieß und fast die Gläser umwarf. Sullivan packte instinktiv sein Guinnessglas. Craig sah ihn an und lächelte schwach.
    »Na los«, sagte er. »Überraschen Sie sich selbst. Tun Sie, was sich gehört.«

21
     
    Freitag. Sie musste sich immer wieder sagen, dass heute Freitag war. Es war sehr wichtig, dass sie immer wusste, welches Datum gerade war, und es quälte sie, dass drei Tage praktisch spurlos verschwunden waren. Ein banales Problem, verglichen mit allem anderen, aber es hatte eine seltsam desorientierende Wirkung. Sie hatte das Gefühl, es müsste eigentlich Dienstag sein.
    Julia dachte an ihre Schüler. Wahrscheinlich waren sie von den Weihnachtsferien noch ganz lethargisch; im Januar war es immer ganz besonders schwer, sie zu begeistern. Trotzdem hätte sie alles gegeben, um in diesem Moment vor ihrer Klasse stehen zu können. Dafür hätte sie auch all ihre blöden Witze erduldet, all die nachgespielten Szenen aus Fernsehsendungen, die sie eigentlich gar nicht hätten sehen dürfen. Die Comedyserie Little Britain war für Lehrer ein wahrer Fluch gewesen – wie oft konnte man sich von einem affektiert herumtänzelnden Kind den Satz » Ich bin eine Laaady « anhören, ohne dass man Mordgelüste bekam?
    Ihre Gedanken rannten gegen eine Wand. Bloß nicht das M-Wort benutzen.
    Die Erinnerung an die Ereignisse war wiedergekehrt, nicht nach und nach, sondern in

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