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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Seine Waffe hielt er fest in der Linken, richtete sie aber gegen den Boden.
    »Leoni wird mit dem Hubschrauber eingeflogen. Wir gehen hoch. Sie sehen Ihre Freundin. Sie werden verhaftet, und ich darf gehen. Das ist der Deal.«
    »Ich will sie umarmen!«, forderte er eigentümlicherweise.
    »Sie können froh sein, wenn Sie nicht von einer Panzerfaust umarmt werden«, antwortete Ira. »Da oben werden ein Dutzend bewaffneter Elitepolizisten auf Sie warten:
    zwei mobile Einsatzkommandos auf unserem Gebäude und ein Präzisionsschützenteam gegenüber. Sobald wir das Dach betreten, dürfen Sie sich auf gar keinen Fall hektisch bewegen. Werfen Sie alle Waffen weg, und nehmen Sie dann ganz langsam die Hände hoch. Jeder von den Jungs wartet nur darauf, dass Sie einen Fehler machen. Immerhin sind Sie ein Polizistenmörder.«
    »Ich habe niemanden getötet«, widersprach er. »Mal von Manfred Stuck und Onassis abgesehen.«
    »Sie meinen den UPS-Fahrer und den Scharfschützen?«
    »Ja. Der Beamte war einer unserer besten Männer. Sein kleiner Junge wird morgen neun.«
    »Hören Sie auf mit dem Theater, Ira. Wir beide kennen doch die Wahrheit. Stuck und Onassis leben.«
    »Nein.« Ira schüttelte traurig den Kopf und goss den letzten Schluck Wasser in den Ausguss. »Ich habe die Leichen selbst gesehen.«
    »Sie lügen!« Jan sah aus, als ob in seinem Körper eine Sprungfeder gerissen sei, die ihn bislang unter Spannung gehalten hatte. »Das kann nicht sein.«
    »Nur zur Erinnerung: Sie selbst haben Stuck exekutiert. Millionen haben es gehört. Und meine Tochter hat es gesehen.«
    Jan blinzelte angespannt. Aus seinen Lippen war jede Farbe gewichen. Ira konnte spüren, wie er nachdachte. Wie er nach Erklärungen suchte.
    »Sie glaubte, es zu sehen«, erwiderte er nach längerer Pause. Dann deutete er auf den Boden, zwei Meter von der Spüle entfernt. »Es geschah genau hier. Ich habe Stuck beruhigt, gab ihm ein schnell wirkendes Betäubungsmittel. Hochkonzentriertes Flunitrazepam. Es knockt den Körper bis zu zweiundsiebzig Stunden aus, und das Opfer kann sich hinterher an nichts mehr erinnern. Dann setzte ich eine Schreckschusspistole an, damit jeder es im Radio gut hört. »Und deshalb ...«, Jan ging zur Spüle und riss die Lamellentür auf. »... konnte es Ihre Tochter von hier aus gut sehen. Aber es war nur ein Bluff.« Das wäre möglich, aber ... Ira starrte beim Nachdenken das Glas an, das sie immer noch in ihrer Hand hielt. »Aber was ist mit Onassis?«
    »Der . also . ich, ich .«
    Jans Augen wanderten nervös in der Küche umher und fanden keinen Fixpunkt. Die Frage schien ihn noch mehr zu beunruhigen als die nach dem UPS-Fahrer. »Dafür habe ich keine Erklärung«, setzte er an. Dann sagte er leise, wie zu sich selbst: »Vielleicht stand er auf der falschen Seite.«
    »Auf der von Schuwalow?« Sollte er etwa der Maulwurf gewesen sein? »Na klar.« Ein Ruck ging durch Jans Körper. »Kommen Sie!« Er wies Ira mit der Waffe den Weg zurück ins Studio. Dort angelangt, zeigte er nach oben, zum Lüftungsschacht.
    »Er arbeitete für die Mafia. Ich sollte Onassis entdecken. Er hat mit Absicht so viel Lärm da oben gemacht.« Jan lief aufgeregt im Studio umher und klatschte dabei in die Hände. »Ja, so war es! Hinter den Kulissen hat ein Krieg stattgefunden. Ein viel größerer, als im Radio zu hören war.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Geiselnahme war für die Mafia ein Gottesgeschenk. Zunächst hielten die mich für einen Spinner. Wie der Rest der Welt. Doch je länger ich mit Ihnen verhandelte, Ira, desto mehr kamen Schuwalow Zweifel. Er fragte sich: >Was, wenn der Staatsanwalt mich doppelt gelinkt hat?<, >Was, wenn ich siebenhundertfünfzigtausend Euro dafür gezahlt habe, dass meine Tochter noch lebt und in zwei Tagen aussagen wird?<«
    »So weit, so gut.« Ira nickte. »Sie und Marius haben in einem Punkt ein ähnliches Interesse. Sie beide wollen Leoni. Es gibt nur einen kleinen Unterschied. Er will sie töten.«
    »Und deshalb musste Schuwalow eine Studio-Stürmung verhindern.« Jans Körper gewann wieder an Spannung. »Um jeden Preis. Ich durfte auf gar keinen Fall erledigt werden, bevor nicht klar war, was mit Leoni wirklich geschehen ist. Verstehen Sie den Wahnsinn? Die Mafia hat die Stürmung sabotiert. Marius Schuwalow war Ihr geheimer Verbündeter, Ira. Je länger Sie mit mir verhandelten, desto größer wurde die Gefahr für Leoni.«
    »Und für Faust.«
    »Richtig. Wäre es ihm nur um den Prozess

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