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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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gegangen, hätte er Leoni per Telefon mit mir verbinden können. Aber er hatte ja das dreckige Geld kassiert. Schuwalow durfte unter keinen Umständen erfahren, dass seine Tochter noch lebt. Faust musste mich mundtot machen. So schnell es nur ging. Deshalb setzte er Steuer unter Druck, sabotierte die Ermittlungsmaßnahmen und zog Sie von den Verhandlungen ab. Er wollte um jeden Preis stürmen.« Ira schüttelte den Kopf.
    »Irgendwie ist die Geschichte noch nicht rund. Warum sind Stuck und Onassis dann nicht mehr am Leben? Onassis hat sich wohl kaum selbst zur Täuschung erschossen.«
    »Gegenfrage: Wie lange haben Sie die Leichen untersucht?«
    Ira zögerte.
    »Steuer hat den Leichensack aufgemacht, und ich warf einen Blick drauf.«
    »Das hab ich mir gedacht. Ich wette, die leben noch.« Dann müsste Steuer auch mit drinhängen. Ira legte den Kopf in den Nacken. Aber das ergibt doch keinen Sinn.

23.
    »Sie machen einen großen Fehler!«
    »Und Sie können froh sein, dass ich Ihnen noch nicht das Kommando über Ihr Team entzogen habe.« Die beiden Streithähne trennte nur Steuers wuchtiger Schreibtisch in der Einsatzzentrale im neunten Stock. Götz hatte die Tür hinter sich zugeschlagen, als er vor zwei Minuten in das Büro des SEK-Chefs gestürmt war. Ira befand sich jetzt schon über eine Stunde in der Gewalt des Geiselnehmers. Sie hatten seitdem nichts mehr von ihr gehört.
    Im Radio lief ein Notband mit Achtziger-Jahre-Hits. Obwohl noch keine Uhrzeit für eine weitere Cash-Call-Run-de angekündigt war, wurde die Sendeschleife immer noch von fast allen zweihundertfünfzig Radiosendern der gesamten Bundesrepublik Deutschland übertragen. So viele Menschen hatten sich zuletzt vor ihren Radiogeräten versammelt, als 1954 das Wunder von Bern geschah und Deutschland Weltmeister wurde.
    »Sind Sie eigentlich vollkommen übergeschnappt, Götz?« Sie waren allein im Raum, aber beide dämpften ihre auf-gebrachten Stimmen, damit niemand von draußen etwas von ihrem vertraulichen Gespräch aufschnappen konnte. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Dass ich es kommentarlos hinnehmen würde, dass Sie eine Tatverdächtige ausbüxen lassen? Was glauben Sie, wer Sie sind? Sie entfernen sich ohne Rückmeldung von Ihrem Team, evakuieren irgendwelche brennenden Hinterhofkneipen und brechen mit einer suspendierten Verdächtigen beim Oberstaatsanwalt ein, anstatt sich hier vor Ort um die Befreiung der Geiseln zu kümmern. Und jetzt wollen Sie schon wieder abhauen?«
    »Ich habe eine Ausbildung zum Hubschrauberpiloten, wie Sie wissen. Leoni landet in knapp fünfzig Minuten in Tegel. Ich kann sie sicher und schnell zum MCB-Gebäu-de fliegen.«
    »Nein.« Steuer stützte sich mit den Fingern seiner Hände auf die Schreibtischplatte. Er sah aus wie ein Sprinter kurz vor dem Startschuss.
    »Aber wieso? Wir können hier niemandem trauen. Faust muss mit jemandem zusammengearbeitet haben. Marius Schuwalow hat garantiert auch einen Maulwurf bei uns eingeschleust. Wenn Sie mir den Auftrag geben, kann ich persönlich für Leonis Leben und ihr Wohlbefinden garantieren.«
    »Ich wiederhole mich ungern. Eigentlich müsste ich Sie aus dem Verkehr ziehen, so wie Ira Samin. Doch leider werden Sie hier noch gebraucht.« Steuer setzte sich wieder hin und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück. »Und ich meine hier, und nicht irgendwo in der Luft.« Da stimmt doch was nicht, dachte Götz. Warum ist er so stur?
    »Das ist doch Blödsinn, und das wissen Sie. Sobald Leoni landet, ist es der Job der Präzisionsschützen, ihre Deckung zu sichern. Sie sind bereits auf den Dächern postiert. Mein Team ist überflüssig. Wenn ich Leoni wirklich schützen soll, dann muss ich von Anfang an in ihrer Nähe sein. Lassen Sie mich wenigstens mitfliegen.« Steuers Augen verengten sich plötzlich, und er zog die Stirn kraus. Dann zog er den klobigen Apparat der Gegensprechanlage zu sich herüber. »Was haben Sie vor?«, fragte Götz.
    »Ich instruiere alle Beamten an den Ausgängen, mich zu informieren, falls Sie wieder unerlaubt das Gebäude verlassen sollten.«
    Götz winkte ab und atmete schwer aus. »Das wird nicht nötig sein. Ich hab verstanden.« Der Alte muss durchgedreht sein.
    Er wandte sich zum Gehen, hielt aber in der Bewegung inne.
    »Wissen wir wenigstens, wer Leoni abholt?«
    »Ja.« Steuer nahm gar keine Notiz mehr von ihm und antwortete mit Blick auf den Computer, in den er irgendeinen Befehl tippte. Vermutlich informierte er gerade alle

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