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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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alles ist gut, Kleines.«
    Kitty fühlte eine fast krampfartige Anspannung von sich abfallen. Erst jetzt registrierte sie die bohrenden Kopfschmerzen, die als Spannungsschmerz von ihren Schläfen ausstrahlten.
    »Was ist denn los? Von welchem Apparat rufst du an?«
    »Das ist jetzt egal. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht.«
    »Ja, kein Problem.«
    Kitty merkte, wie sie wieder in ihren kurz angebundenen, harschen Ton verfiel. Eigentlich wollte sie nicht mehr so mit ihrer Mutter reden, zumal nach allem, was heute passiert war. Doch andererseits war sie auf ein versöhnendes Gespräch noch überhaupt nicht vorbereitet. Für das, was es zu sagen gab, brauchte sie definitiv viel mehr Zeit. Und Ruhe.
    »Ich freu mich, dass es dir gut geht, Mutter, aber ...« Sie kniff die Augen zusammen. Mutter. So hatte sie Ira noch nie genannt. Es klang so kühl und abweisend. »Ich weiß, du bist böse auf mich, Schatz«, setzte Ira an. »Nein, das ist es nicht«, unterbrach Kitty sie und ging zu ihrem frisch bezogenen Bett. Das gestärkte Laken knackte regelrecht, als sie sich mit ihrem Jeansrock darauf setzte.
    »Ich muss mich nur noch zurechtmachen. In wenigen Augenblicken kommt ein Psychologe, der mit mir über die Geiselnahme sprechen will, und ich habe noch nicht einmal geduscht.«
    »Kenn ich ihn?«
    »Keine Ahnung.« Kitty stand wieder auf und ging zu der halb geöffneten Badezimmertür. Das luxuriöse Bad war wie das eines Hotel ausgestattet, sogar mit Bidet und einer Eckwanne.
    »Er heißt Pasternatz oder so ähnlich. Er hat mich auf dem Hausapparat angerufen und wird gleich bei mir sein.«
    »Pasternack?«, schrie Ira ihr so laut aus dem Hörer entgegen, dass Kitty das Ohr wechseln musste.
    »Ja, kann sein. Pasternack. So hieß er. Was hast du denn?«
    »Du ... Hilf. ho. ty!« Iras Worte waren nur noch bruch stückhaft zu verstehen.
    »Ich versteh dich nicht mehr, Mami, du bist in einem Funk loch.«
    ».lass so. immer!«
    »Was sagst du?«
    Kitty presste das Handy noch fester an ihr Ohr, aber sie konnte ihre Mutter nicht mehr hören, als diese ihre Tochter anflehte, sofort das Zimmer zu verlassen, um Hilfe zu holen.
    Die Verbindung war abgerissen, und mit ihr die Nachricht, dass Dr. Pasternack ganz bestimmt nicht zu ihr kommen würde. Iras befreundeter Kollege praktizierte schon seit einem halben Jahr in Südamerika und wurde nicht vor Weihnachten zurückerwartet. Kitty rief die Nummer zurück, unter der ihre Mutter sie angerufen hatte, doch sie erreichte nur eine Computerstimme, die ihr sagte, was sie eh schon wusste. Ihre Mutter befand sich außerhalb des Empfangsbereichs eines Mobilfunknetzes.
    Sie wird sich schon wieder melden, sobald sie wieder ein Netz hat, waren ihre letzten Gedanken, bevor sie sich auszog, um wenig später unter den warmen Wasserstrahl der Dusche zu treten.
    Unter gar keinen Umständen. Sie wollte da nicht raus. Der Krach hier in dem wackelnden Blechkasten war schon schlimm genug. Und da draußen? Die vermummten Männer machten ihr Angst. Da hinten, links neben der riesigen Schüssel. Oder etwas weiter abseits bei dem grauen Block, aus dem Rauch quoll. Nein, sie wollte das nicht. Sie wimmerte leise. Dann folgte lautes Weinen, und kurz darauf brüllte sie wie am Spieß. » Schhhhhh .«
    Leoni flüsterte beruhigend in das Babyöhrchen. »Ich bin doch bei dir, Maja, schhh.« Sie sah aus dem Plexiglasfenster des Hubschraubers, der vor einer halben Minute sanft auf dem Dach des Hochhauses aufgesetzt hatte. Zwei mit Maschinengewehren bewaffnete SEK-Teams brachten sich gerade in Stellung. Sie bezogen hinter verschiedenen Leichtmetallquadern Stellung, die vermutlich irgendeine wichtige Funktion für den Klimahaushalt des MCB-Gebäudes besaßen. Sie sahen aus wie überdimensionierte Dunstabzugshauben einer Einbauküche. Hin und wieder entwich ihnen Wasserdampf.
    »Bleiben Sie bitte so lange sitzen, wie ich es Ihnen sage«, bat Leonis Begleitung. Der uniformierte Polizist hatte sie in Tegel in Empfang genommen und zu dem bereitstehenden Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes geführt. Er sah so aus, als würde er sich seine Zwei-Millimeter-Stoppelfrisur selbst vorm Spiegel schneiden. Zwischen den blonden Härchen schimmerte in verschiedenen Bereichen die rötliche Kopfhaut durch.
    »Verstehe«, sagte Leoni viel zu leise, so dass ihre Worte von dem Lärm der immer noch austrudelnden Rotoren verschluckt wurden. Als sie den nächsten Blick aus dem Fenster warf, hatte sich die Szene auf dem

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