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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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haben sich aber erst vor kurzem überhaupt registrieren lassen. Ich habe eine Überprüfung angefordert und Diesel aus dem Sender geschickt.«
    »Wieso?«
    »Weil er zu clever ist. Er hat schon zu viel herausgefunden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er entdeckt, dass Kitty noch im Studio steckt. Wenn er mit dieser Information zu Steuer rennt, wirst du abgezogen. Also habe ich ihm eine Aufgabe gegeben, mit der er erst einmal beschäftigt sein dürfte. In der Zwischenzeit überprüfen meine Jungs den Hintergrund von Jan und den anderen Geiseln.«
    »Und?«
    »Ich warte noch immer auf die Rückmeldung. Auch hier werde ich vertröstet. Irgendwas stinkt gewaltig. Und es ist nicht nur Steuers Mundgeruch.«
    Ira nickte bedächtig mit dem Kopf, als ob sie Migräne hätte und sich nicht zu schnell bewegen dürfte. Gwen Ste- fani setzte zum letzten Refrain an, und der Song wurde langsam ausgeblendet.
    »Es geht los«, sagte Götz. »Der Cash Call.«
    »Dann gib mir jetzt sofort Katharina.«
    Sie blickte ihn fordernd an. Er schüttelte den Kopf und griff mit einer Hand hinter seinen Rücken. »Hör auf mit den Spielchen«, sagte Ira lauter. »Ich will mit meiner Tochter reden.«
    Verblüfft registrierte sie, dass nach einem kurzen Sender-jingle ein weiterer Song startete. Eigentlich hatte sie das Telefonwahlgeräusch für die nächste Spielrunde erwartet. Jan war schon lange über der Zeit. Doch nun hörte sie eine Country-Pop-Nummer von Shania Twain, deren Titel sie nicht mehr kannte. Hatte er es sich anders überlegt? Ließ Jan auch diese Runde ausfallen? Egal. Was auch immer gerade im Studio vor sich ging, es verschaffte ihr Zeit. Zeit für ihre Tochter.
    »Hol mir Katharina endlich an das Funkgerät, du elender Scheißkerl, oder .«
    Während sie noch nach einer passenden Drohung suchte, öffnete Götz die Gürteltasche hinter seinem Rücken und zog das Funkgerät hervor.
    »Pass auf, was du sagst.« Er streckte es ihr entgegen. Sein dicker Daumen drückte fest auf die Sprechtaste. »Sie kann dich schon hören.«
    »Was willst du?«
    Ira konnte nichts dagegen tun. Sie hatte es sich so fest vorgenommen, alles zurückzuhalten. Doch jetzt schossen ihr die Tränen in die Augen. Noch nie hatte sie sich so sehr gefreut, eine so offen feindselige Stimme zu hören. »Geht's dir gut?«, stellte sie die Frage, die jede Mutter als Erstes parat hat, wenn sie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder mit ihrem Kind spricht. Nur dass Katharina sich dieses Mal nicht zu einem lästigen Pflichtanruf zu Weihnachten durchrang, sondern nur wenige hundert Meter Luftlinie entfernt in Lebensgefahr unter einer Einbauspüle hockte.
    »Was erzählst du da für widerliche Dinge, Mama?«
    Für einen Moment war Ira verwirrt, dann schloss sie die Augen, als es ihr schlagartig einfiel. Sara! Natürlich! Kitty hatte ja alles über das Radio mitgehört.
    »Reicht es dir nicht, dass du Sara nicht helfen konntest?
    Musst du sie jetzt auch noch öffentlich als Sex-Schlampe durch den Dreck ziehen?«
    Du kannst es nicht wissen, wollte Ira antworten. Du bist ihr nicht gefolgt. In die Kinos. Auf die Parkplätze. Und du hast auch keine Ahnung, warum ich darüber mit Jan sprechen muss. Weil ich nur so eine Chance habe, an ihn ranzukommen. Und dich zu retten.
    »Wir haben jetzt keine Zeit dafür«, antwortete sie stattdessen und wunderte sich, wie ausdruckslos ihr das über die Lippen kam. »Bitte sprich nicht so viel. Stell dein Funkgerät so leise wie möglich. Und antworte nur, wenn Musik läuft, und auch nur, wenn ich dich etwas frage.«
    »Klar. Damit du meine Vorwürfe nicht hören musst. Weil du die Wahrheit nicht ertragen kannst.« Ira schluckte.
    »Nein. Weil du die Batterie schonen musst. Und weil du nicht entdeckt werden darfst.«
    Statt einer Antwort gab es ein atmosphärisches Zischen. Katharina hatte nur kurz auf die Sprechtaste gedrückt, aber in Iras Ohren klang es wie ein höhnisches Naserümpfen.
    »Hör mir jetzt gut zu. Ich brauche deine Hilfe, um euch da rauszuholen.«
    »Du willst uns retten? Du hast es ja noch nicht einmal bei Sara geschafft. Und die wurde damals nicht von einem Wahnsinnigen bedroht. Sie hat dich sogar vorher noch angerufen.« Katharina flüsterte zwar, doch sie hätte die Worte genauso gut mit einem Megaphon brüllen können. Jedes einzelne prallte wie eine Rasierklinge auf Iras Trommelfell.
    Aber sie hat Recht, dachte Ira.
    Das Telefon hatte damals zum ersten Mal bei Wolfsburg geklingelt. Die Verbindung im Zug war

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