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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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überdurchschnittlichen IQs mit Auszeichnung abgeschlossen. Bei den kommenden Gerichtsverhandlungen würde er sich wie immer selbst verteidigen. Eine weitere Demütigung seines Gegners, Johannes Faust, der die aussichtslose Anklage vertrat.
    »Was soll der Quatsch?«, presste Ira hervor. »Wo bin ich?«
    »In der >Hölle<.«
    »Das sehe ich.«
    »Danke für das Kompliment ...«, grinste Marius Schuwa-low.
    »... aber ich meine das nicht im übertragenen Sinn. Das Etablissement hier heißt tatsächlich >Zur Hölle<. Ich nehme an, Sie besuchen nur sehr selten die >Trinker-gasse    So tief bin ich tatsächlich noch nicht gesunken, dachte Ira. Von allen Möglichkeiten, sich in Berlin zu betrinken, war die »Gasse« eine der schäbigsten. Ein gutes Dutzend Kneipen reihte sich im hintersten Winkel eines Einkaufskomplexes zwischen Lietzenburgerstraße und Ku'damm wie Schuhkartons aneinander und unterschied sich nur in einem einzigen Punkt: Entweder sie gingen gerade pleite oder sie waren es bereits.
    »Was wollen Sie von mir?«, versuchte sie es nochmals. Diesmal schien Schuwalow sie zu verstehen. Er griff zu einer Fernbedienung und schaltete einen verstaubten Fernseher ein, der rechts hinter Ira direkt über einer Sitzgruppe hing.
    »Das hat mich Ihr junger Freund auch gefragt.« Ira drehte sich um und entdeckte, wer noch alles mit ihnen im Raum war. Direkt unter dem Bildschirm saß der Mann, der sie auf den Hocker gehoben haben musste, ein anabolikagestärkter Glatzkopf mit einem V-förmigen Gesicht. Neben ihm, den Kopf erschöpft auf dem Tisch abgelegt, erkannte sie den Chefredakteur des Senders. Das V-Ge-sicht riss Diesel an seinen Haaren gewaltsam nach oben. Blut tropfte aus einer Wunde an dessen Stirn über die zugeschwollenen Augen auf die Tischplatte. »Tolle Party, was?«, lächelte er verquollen, als er Ira erkannte. Dann wurde er ohnmächtig. »Ich will wissen, wo Leoni ist und ob sie noch lebt«, forderte Schuwalow, als Ira sich wieder zu ihm wandte. »Da sind Sie heute nicht der Einzige.«
    »Auch das sagte Ihr Freund bereits und musste dafür unnötige Schmerzen in Kauf nehmen.« Schuwalow blies Ira den Rauch seiner Zigarette ins Gesicht. »Ich dachte, Sie wären etwas vernünftiger, und wir beide könnten etwas schneller ins Geschäft kommen.«
    »Ich weiß nichts. Und selbst wenn .« Ira deutete zu der bräunlich getönten Fensterfront, durch die zufällige Passanten bequem ins Innere der Kneipe blicken konnten. »Hier werde ich es Ihnen auf keinen Fall sagen. Es sei denn, Sie wollen mich vor Publikum foltern.«
    »Ja, wieso denn nicht?«, fragte Schuwalow, ehrlich erstaunt. »Was soll denn schon großartig passieren? Sehen Sie die da?« Er zeigte auf eine angestrengte Hausfrau, die gerade mit einem klapprigen Einkaufstrolley an der Glasscheibe vorbeieilte. Ganz sicher nutzte sie die »Gasse« nur als Abkürzung zum Kurfürstendamm. »Die will doch den menschlichen Müll gar nicht sehen, der sich hier drinnen schon am frühen Nachmittag betrinkt. Und selbst wenn .« Er hielt Ira einen Spiegel vor ihr Gesicht, ein Werbegeschenk einer lokalen Bierbrauerei. »Was sieht sie wohl, wenn sie einen Blick riskiert?«
    »Eine abgewrackte Alkoholikerin«, gestand Ira. »Ganz genau. Sie fallen in dieser Umgebung gar nicht auf. Sie können schreien, bluten, auf dem Tresen strampeln. Je auffälliger Sie sich hier drinnen benehmen, desto schneller gehen die peinlich berührten Gutmenschen da draußen weiter. Deswegen erledige ich meine Geschäfte so gerne unter Menschen, liebe Frau Samin. Denn, das sollten Sie sich merken: Nichts ist anonymer als die Öffentlichkeit.«
    Ira hatte schon viele Psychopathen während ihrer Verhandlungen kennen gelernt. Sie brauchte keinen Lügendetektor, um zu wissen, dass Schuwalow völlig wahnsinnig war und die Wahrheit sprach.
    »Na, dann mal los. Stehen die Säurefässer hinter der Theke bereit?«
    »Aber nein, wo denken Sie hin? Für Sie habe ich mir etwas Passenderes überlegt. Ich bin ein Geschäftsmann, und Sie sind eine Verhandlerin. Deshalb werde ich Ihnen ein Angebot machen.«
    Schuwalow sah auf eine filigrane Uhr an seinem Handgelenk. »Sie haben Glück, in der >Hölle< ist gerade Happy Hour. Das bedeutet, ich gebe Ihnen zwei Informationen im Austausch gegen eine von Ihnen. Wie hört sich das an?«
    Sie machte sich gar nicht erst die Mühe zu antworten. »Information Nummer eins: Leoni Gregor ist definitiv nicht tot. Sehen Sie das Bild da drüben?« Ira drehte sich erneut um und

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