Amore macchiato: Roman (German Edition)
und ein paar Anhänger mit glückbringenden roten Peperoni. Daneben eine Schar gerahmter Fotos von kleinen Kindern – wahlweise völlig verschmiert beim Nudelessen oder spielend auf grellbunten Decken.
Signor Pittalis stellt weiße Tässchen und eine Zuckerschale auf den Tisch. »Sie sind also von GID aus Germania ?«, fängt er überflüssigerweise an.
»Korrekt«, antworte ich. »Ich bin hergekommen, um die Aufbauten für unser Event zu koordinieren. Aber als ich heute früh zum Veranstaltungsgelände kam, auf dem noch nichts passiert ist, hat mich fast der Schlag getroffen. Was ist denn da los? Warum haben Sie die Zelte nicht aufbauen können?«, frage ich und knibbele an der Plastikdecke unter dem Tisch.
Pittalis zuckt mit den Achseln. »Wenn ich das wüsste, signorina . Es ist so …« Er zündet eine Gasflamme am Herd an, stellt den Espressokocher aufs Feuer und setzt sich zu Soru und mir an den Tisch. »Mich hat«, fängt er noch mal an, »eine Eventagentur aus Livorno beauftragt, hier vor Ort die … sagen wir … Infrastruktur für eine Veranstaltung aufzubauen – Zelte, Elektrik, Wasser, mobile Toiletten und alles, was sonst noch dazugehört. So eine Arbeit mache ich oft für Agenturen vom continente – dem Festland. Ich bekomme die Ware geliefert und baue sie zusammen mit meinem Team auf. Das ist alles.«
Eine Agentur in Livorno. Ja, davon wusste ich. Halbwegs zumindest. Zwar vergeben wir die Organisation unserer Events praktisch immer an die Fireagency in München, allerdings erteilen die wiederum Unteraufträge und geben einzelne Aufgaben an ein Heer kleiner Agenturen, Spezialisten und Dienstleister. Für Events in Italien, so hatte man uns erklärt, übernehme einen Teil der Koordination eine Partneragentur in Livorno. Welche Aufgaben das genau sind, weiß ich bisher alles andere als genau. Als Kundin hat mich das eigentlich auch nicht zu interessieren, wie und mit wem die Fireagency ihre Arbeit verrichtet.
Bis heute früh zumindest.
»Warum hat das dieses Mal nicht geklappt?«, will ich daher wissen.
»Als ich letzten Montag«, Pittalis steht eilig auf und nimmt die sprudelnde Cafetiere vom Herd, »mit meinem Team losfahren wollte, um Sorus Lieferung entgegenzunehmen, rief mich jemand aus Livorno an, um mir zu sagen, dass sich die Arbeiten verzögern, weil noch keine Genehmigung für das Gelände vorliege. Daraufhin habe ich Soru Bescheid gegeben, dass ich nicht komme, womit das Thema für mich erst mal erledigt war. Seitdem warte ich darauf, dass die Livornesi mir Bescheid geben, wann und wie es weitergeht.«
»Am Montag war das?«, hake ich nach. Heute ist Donnerstag, und seitdem hat uns keiner gewarnt, dass die Arbeit nicht vorangeht. »Und die Agentur wollte sich um die Genehmigungen kümmern?«
»Na, ich jedenfalls nicht«, winkt Pittalis ab und schenkt uns dreien Espresso ein.
Ich hole mein Handy aus der Tasche und rufe Paula an.
»Fireagency, Stahl, Guten Tag?«
»Paula, ich bin’s schon wieder. Hör mal, diese Agentur in Livorno, die du mit der Organisation hier vor Ort beauftragt hast, sollte sich doch auch um die Genehmigungen für den Veranstaltungsort kümmern, oder nicht?«
» Agenzia Livorno Eventi? Klar, das ist deren Aufgabe, plus die Orga zur Verschiffung der Ware vom Festland auf die Insel.«
»Haben die dir was davon gesagt, dass der Aufbau noch nicht begonnen hat, weil keine Genehmigung vorliegt?«, frage ich und streue Zucker in meinen Espresso.
Soru und Pittalis beobachten mich aufmerksam, als würden sie die deutsche Unterhaltung verstehen.
»Nein, das ist es ja!«, gibt Paula zurück. »Ich habe seit vorgestern nichts von denen gehört. Gerade habe ich wieder in Livorno angerufen, aber meine Ansprechpartnerin Sofia ist krank, und alle anderen Kollegen wissen offenbar nicht, worum es geht. Oder sie tun zumindest so. Dort scheint das reinste Chaos zu herrschen.«
»Gut zu wissen, dass Ihr GID-Jobs an Idioten vergebt«, maule ich. »Hast du denn jemals Unterlagen oder Kopien erhalten, aus denen hervorgeht, dass die Chaosagentur sich um die Aufbaugenehmigungen für das Veranstaltungsgelände gekümmert hat?«
»Annika, ich habe gefühlte tausend Unterlagen und einen Wust von Faxen von denen bekommen. Alles auf Italienisch. Ich beherrsche die Sprache zwar recht gut, aber geschriebene Amts- und Geschäftssprache ist doch noch mal eine andere Hausnummer. Ich habe mehrfach per Mail nachgefragt, ob die verschiedenen Aufgaben auf der Projektliste laufen, und habe
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