Amore macchiato: Roman (German Edition)
eine Flasche Champagner auf einem kleinen Silbertablett serviert, zusammen mit einem Schälchen Erdbeeren und einem mit Kräckern.
»Die Austern folgen sofort«, haucht er, reicht uns je einen gefüllten Champagnerkelch und eilt erneut davon – unsere Blicke auf seinem wohlgeformten Po ruhend.
Sobald der arme Mann außer Hörweite ist, erhebe ich mein Glas und proste Lynn und Maggie zu. »Auf einen tollen Nachmittag zusammen«, rufe ich.
»Yeah«, rufen die Mädels zurück, »let’s have a great time!«
Ich nippe an dem Champagner, knabbere an einem Kräcker und seufze zufrieden. Erst vor drei Stunden gelandet und schon mittendrin im Hautevolee-Geschehen. Genau so habe ich mir Sardinien vorgestellt.
Bereits am Flughafen in Olbia bestätigten sich sämtliche Klischeevorstellungen, die ich von Sardinien hatte. Die Gepäckausgabe spuckte fast ausschließlich Markenkoffer in allen Größen und Formen aus. Überspannte Touristen, ganz in Weiß und Gold gekleidet, luden Berge von Taschen auf ihre Gepäckwagen, während sie mit der freien Hand eifrig telefonierten oder kleine Schoßhunde im Arm warm hielten.
Draußen vor dem Gate standen dann eine Horde Reisebegleiter, Taxifahrer und ähnlich motivierte Personen herum, die irgendjemanden erwarteten oder in Empfang nahmen. Es gab ein lautstarkes Hallo und Gewinke um mich herum, Küsse und Befehle wurden verteilt, Gepäck wurde erleichtert dem nun endlich verfügbaren Personal übergeben.
Nur für mich war weit und breit niemand da. Ein super Start für die Shuttle-Service-Agentur, die wir für unser bevorstehendes Mega-Event gebucht hatten.
Ich wühlte in meiner Tasche nach den Kontaktdaten der Agentur ohne Service und zückte mein Handy. Es war werktags, zwei Uhr am Nachmittag, und niemand nahm ab.
»Zurzeit ist niemand zu erreichen. Bitte versuchen Sie es später noch einmal«, informierte mich eine weibliche Stimme auf zärtlichem Italienisch.
Toll!
Das fing ja gut an.
Mit zwei Koffern, einer Reisetasche und meiner Handtasche beladen, stolperte ich irgendwie vor das Terminal ins Freie. Dort setzte ich mich in eine Bar und beobachtete das Treiben der Menschen um mich herum.
Am Tisch neben mir hatte sich soeben eine Gruppe russischer Touristen niedergelassen, die sich zur Stärkung erst einmal eine Flasche Hochprozentiges bestellt und ein paar teure Zigarillos angezündet hatten. Das Grüppchen aus Männern und Frauen in zäpfchenförmigen Markenslippern, mit klobigen Handtaschen und – sofern weiblich – prall gespritzten Brüsten in viel zu engen, glitzernden Shirts hatte ohne Zweifel das gleiche Reiseziel wie ich: die Costa Smeralda.
Weshalb die Reisegruppe neben mir nicht gleich in einem Mietwagen gehobener Klasse in ihr Urlaubsziel abrauschte, sondern neben ihren Gepäckbergen noch ein paar Gläschen zischte, wusste ich nicht. Ich hingegen konnte nicht anders, als herumzusitzen und auf einen Fahrer zu warten, der weder in Erscheinung trat noch telefonisch erreichbar war.
Ich beschloss also, das Beste daraus zu machen und die ersten Eindrücke der Insel bei einem kleinen Drink auf mich wirken zu lassen. Dazu brauchte ich nur noch einen Drink.
» Scusi – Entschuldigung –, eine Cola bitte«, rief ich einem vorbeieilenden Kellner zu, froh, nach zehn Minuten endlich mal jemanden vom Service zu entdecken.
»Hier keine Bedienung am Tisch«, unterrichtete er mich, ohne mich dabei eines Blickes zu würdigen, und stapelte gelassen ein paar Tassen auf einem Wägelchen aufeinander, »dafür müssen Sie an den Tresen gehen.«
Mussten die Russen für ihren Wodka etwa auch am Tresen anstehen oder hatte er bei denen eine lohnenswerte Ausnahme gemacht?
Mit dem Rücken zur Wand, um erstens mein Gepäck und zweitens die vorbeifahrenden Wagen auf der Anfahrtsstraße vor dem Arrivi -Terminal im Auge zu behalten, trippelte ich zur Bar und gab meine Bestellung auf.
Just in diesem Moment bog eine silberne Limousine um die Ecke. Das musste für mich sein. Mit der Cola in der Hand sprang ich an den Straßenrand und versuchte winkend, den Mann am Steuer auf mich aufmerksam zu machen. Die russische Reisegruppe hinter mir kicherte leise.
Der Wagen hielt, und ein kleiner, schmächtiger Mensch in einem billigen Anzug und mit ungeputzten schwarzen Schuhen stieg aus.
»Signorina Errmaane?«, fragte er zögernd.
»Annika Herrmann, ja das bin ich«, antwortete ich.
» Buon giorno, signorina , und herzlich willkommen auf Sardinien«, begrüßte er mich freundlich. »Ich
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