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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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müsste. Ich bitte Sie: Die Unterlagen müssen hier sein.«
    »Aber Sie können sie mir nicht zeigen?«
    »Nein«, gestehe ich. Verdammt, warum fordere ich nicht einfach eine Kopie von jedem Schritt an, den die Fireagency und ihre Partneragenturen für uns unternehmen? Allerdings könnte GID den Job dann auch selbst machen und bräuchte keine teuren Agenturen mehr …
    Die Rathausdame schüttelt den Kopf. » Signorina , derartige Anfragen laufen für die gesamte Region über meinen Schreibtisch. So, wie Sie mir die Planung beschreiben, scheint das eine äußerst umfangreiche Angelegenheit zu sein. Das wäre ein Genehmigungsprozedere im ganz großen Stil.«
    Schock, sie hat tatsächlich »wäre« gesagt.
    »Vielleicht«, unternehme ich verzweifelt einen letzten Versuch, »ist die Akte nur gerade … verlegt.« Ich deute mit einer weitläufigen Geste auf die Fluten von Ordnern an den Wänden. »Womöglich liegt unser Vorgang hier irgendwo dazwischen.«
    Fast-Rentner Francesco funkelt mich empört an. Soeben habe ich das Lebenswerk seiner persönlichen Archivierung und Ablage infrage gestellt. Auch seine Kollegin ist sichtlich verschnupft über meine Überlegungen.
    »Hier hat alles seine Ordnung«, erwidert sie spitz. »Ich kann Ihnen versichern: Dieser Vorgang liegt in diesem Rathaus und damit für die gesamte Region nicht vor.« Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme.
    Sprachlos schnappe ich nach Luft.
    »Wenn ich dazu auch mal etwas sagen dürfte«, mischt sich nun Pittalis in unser Gespräch ein, der sich bisher dezent im Hintergrund gehalten hat. »Bitte geben Sie uns doch einfach die nötigen Formulare und Anträge, damit wir die Sache zügig vom Tisch bekommen.«
    »Zügig vom Tisch bekommen?«, fragt Frau Rathaus weiterhin spitz und zieht die Augenbrauen hoch. Immerhin steht sie auf und zieht aus einigen Ablagekästen im Regal verschiedene Zettel vom Sexappeal des Vordruckes einer Einkommenssteuererklärung hervor. Sie reicht die Unterlagen Pittalis. »Die Formulare hier brauche ich komplett ausgefüllt und von sämtlichen Verantwortlichen unterschrieben zurück. Die Bearbeitungszeit liegt zwischen vier und sechs Wochen, bis wir alle Anträge geprüft und untersucht haben.«
    Die Aktenordnerberge um mich herum beginnen sich zu drehen. Nur schemenhaft bekomme ich mit, wie Pittalis ein Danke herauspresst und mich am Arm nach draußen führt.
    Die ersten zwanzig Kilometer der Rückfahrt sprechen wir kein Wort miteinander. Ich starre aus dem Fenster und versuche an gar nichts zu denken. Doch die Gedanken wirbeln nur so durch meinen Kopf und verschwimmen zu einer wirren, alles erschlagenden Masse. In meinen klammen Händen halte ich den Berg von Formularen, die schon vor Monaten ausgefüllt in Arzachena hätten liegen müssen.
    »Pah, vier bis sechs Wochen Bearbeitungszeit«, dringt von Weitem die fast trotzige Stimme von Pierluigi Pittalis an mein Ohr. »Die Cousine meiner Frau arbeitet im Rathaus von Arzachena!«, ruft er dann heldenhaft aus.
    Langsam drehe ich meinen schwirrenden Kopf in seine Richtung. »Was macht die Cousine Ihrer Frau denn dort?«, will ich wissen. »Ist sie zufällig Bürgermeisterin oder die Präsidentin der Region?«
    »Nein, Peppa ist Verwaltungsfachangestellte«, erwidert Pittalis geradezu stolz. » Ma molto in gamba – aber die kann echt was! Außerdem arbeitet sie in einer leitenden Position.«
    Liebe Verwaltungsfachangestellte Peppa, könnten Sie mir bitte ein verloren gegangenes Vier-Millionen-Projekt aus dem Schlamm ziehen, weil Sie ja offenbar ach so in gamba sind?
    Sehr schön, danke.
    »Unterschätzen Sie unsere raccommandazioni – die Wirkung von Vitamin B – nicht, signorina «, spricht Pittalis weiter, als habe er meine Gedanken erraten. »Ich weiß, wie das bei Ihnen in Deutschland läuft: Es gibt für ein Problem nur einen einzigen Lösungsweg, und den muss man gehen. Hier in Italien ist das etwas anders. Weil die Dinge bei uns immer kompliziert sind, egal was wir tun, suchen wir uns unsere Wege selbst. Dabei müssen wir uns helfen lassen und die richtigen Leute kennen. Da kommt eine Großfamilie gerade recht!«
    Ich starre ihn abwartend an und konzentriere mich auf meine holprige Atmung. »Warum sind wir dann nicht gleich zu Ihrer Peppa gegangen?«, will ich wissen.
    »Weil wir uns zunächst an die Stelle wenden mussten, die in erster Linie dafür zuständig ist«, erklärt Pittalis mir ruhig, während er auf der rechten Spur der Schnellstraße zu

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