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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Corda
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einem fröhlichen Überholmanöver an einem alten Ford Fiesta vorbei ansetzt. »Wenn das nicht den gewünschten Erfolg bringt, und das hat es in unserem Fall nicht«, fügt er hinzu, »müssen wir andere Wege einschlagen, wie ich Ihnen das eben erklärt habe. Peppa kann bei diesem Francesco und seiner schlecht gelaunten Kollegin ein gutes Wort für uns einlegen und damit die Prozesse, sagen wir, ein wenig vorantreiben …«
    »Und das funktioniert?«
    »Vielleicht!«, ruft Pittalis unbekümmert.
    Ein Vielleicht ist mir im Land der unkonkreten Lösungswege definitiv zu wenig.
    »Das klingt echt vielversprechend«, antworte ich sarkastisch.
    »Warten Sie erst mal ab, Sie werden schon sehen.«
    Nun soll ich auch noch abwarten!
    Mir brummt der Schädel. Ich möchte jetzt gerne alleine sein und nachdenken.
    »Hier in der Nähe muss mein Hotel sein, Herr Pittalis. Könnten Sie mich bitte irgendwo an einem Strand absetzen, und ich rufe später meinen Fahrer an, damit er mich abholt?«
    Der Messebauer nickt zufrieden. »Genau so müssen Sie das machen, signorina : Nerven bewahren, Geduld haben, und in der Zwischenzeit schwimmen gehen. Sie haben heute schon viel gelernt.«
    Stimmt. Würde Goethe nicht auch heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen, wenn er wüsste, dass morgen die Welt untergeht?
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sage ich also zu Pittalis, »ich weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte.«



5.
    Vor mir liegt das kristallklare türkisfarbene Meer Sardiniens. Darüber der weite blaue Himmel, garniert mit ein paar Schäfchenwolken. Die winzige Bucht hat etwa die Größe dreier gutbürgerlicher Wohnzimmer. Schroffe Felsen, mit Macchiavegetation bewachsen, ragen bis weit ins Wasser hinein, wo sie untergehen wie müde Krokodile, hier und da wieder auftauchen, um wie Miniinseln im Meer zu treiben.
    Ich setze mich in den Sand, ziehe die muffigen Gummistiefel aus und verbuddele meine Füße.
    Die endlose Ruhe entwirrt das Gedankenknäuel zu einzelnen, düsteren Fäden, was die Sache auch nicht besser macht.
    Das Stichwort Haftung schießt mir durch den Kopf. Bin ich mit schuld an diesem Desaster? Habe ich womöglich einen Fehler gemacht, für den ich nun aufkommen muss?
    Bei mir ist nichts zu holen. Bei meinen Eltern womöglich? Vor meinem geistigen Auge sehe ich meine verzweifelten Eltern mit leeren Händen im Gerichtssaal unserer Kleinstadt stehen, während die grimmig dreinblickenden Staranwälte der GID in dunklen Anzügen verbal auf sie eindreschen.
    Mich schaudert bei dieser Vorstellung.
    Falls ich tatsächlich in hohem Bogen gefeuert werde, kann man mir dann das Arbeitslosengeld pfänden? Einen Job würde ich nach so einem Fiasko bestimmt nicht mehr finden.
    Eine kleine Welle schwappt ans Ufer, schwemmt ein paar Stöckchen und Muscheln an. Die Sonne tritt hinter einem vorbeiziehenden Wölkchen hervor und verbreitet strahlendes Spätnachmittagslicht über die gesamte Bucht. Um mich herum ist alles so friedlich, während in meinem Kopf nach wie vor Chaos herrscht.
    Ich stehe auf und stapfe ein paar Schritte ins Wasser. Die Kühle tut mir gut.
    Unsinn! Ich muss für das Desaster nicht haften. Das geht ja gar nicht. Die Agentur in Livorno war für die Anträge verantwortlich. Die wiederum war von der Fireagency beauftragt, die die GID, oder vielmehr mein Chef, unter Vertrag genommen hat. Dabei hatte ich nicht einmal mitzureden. Davon abgesehen hätte es mir gar nicht zugestanden, die Agentur zu kontrollieren. Da kann mir niemand etwas vorhalten. Nicht einmal Herr Bräunlich.
    Bräunlich, genau! Der steckt doch mit drin. Er hat sich schließlich um nichts gekümmert.
    Das kann ja nun wirklich jeder: einen Eventetat ausschreiben, sich von großen Agenturen einlullen, ausgiebig bewirten und von deren tollem »internationalem Netzwerk an Spezialisten und Partnern« beeindrucken lassen.
    Wir an der Basis haben dann den Salat. Das internationale Netz der Fireagency ist zu einem vermüllten Gewirr geworden. Zumindest in Livorno.
    Wenn man nicht gleich alles selbst macht!
    Dieses Mal kann Bräunlich mich nicht einfach beschimpfen, wenn ihm meine Arbeit nicht passt, und darauf warten, dass ich es anders löse. Dieses Mal wird er zu mir halten müssen , wenn ich mich daranmache, das Knäuel zu entwirren, das er in Auftrag gegeben hat. Genau!
    Ich für meinen Teil habe meinen Job bis ins letzte Detail erfüllt: Konzeptüberwachung, Gästelisten, Einladungen, Timings und Kostenpläne; jedes Logo auf jeder Broschüre und auf

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