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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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Giuseppe, um sich Wein einzuschenken. Im Nu waren die drei Männer in ein Gespräch verwickelt, von dem ich nur wenige Brocken verstand. Offenbar ging es um Oliven. Nun, das war hier nicht weiter außergewöhnlich. Um Ole und mich scherte sich indes keiner. Ratlos schauten wir uns an. »Italiener = kommunikativ und aufgeschlossen«, diese Formel schien auf Sizilien nicht zu gelten. Oder lag es womöglich an uns? Machten wir etwas falsch?
    Ole hauchte in seine offene Hand. »Hab ich Mundgeruch oder was? Das geht schon den ganzen Abend so, dass sich keiner mit mir unterhält.«
    »Ich bin doch da«, meinte ich tröstend, aber so richtig wohl fühlte ich mich auch nicht. Paolo hatte uns den Rücken zugewandt, nur Michele warf hin und wieder einen Blick auf unsere Gläser, um sicherzugehen, dass wir versorgt waren.
    Als wir gerade zahlen und gehen wollten, schien unser Wirt sich jedoch an uns zu erinnern, denn er deutete uns an, sitzen zu bleiben, und schenkte uns ungefragt nach. »Die Rechnung zahlt ihr am Ende, ihr werdet ja sicher noch das ein oder andere Glas bei uns trinken«, meinte er. Dann deutete er auf uns und erklärte Paolo, dass wir aus Deutschland und vom Film seien – zumindest verstand ich die Wörter »Vengono dalla Germania« und »lavorano a un film« und schlussfolgerte, dass er uns seinemGast vorstellen wollte. Paolo erwiderte etwas wie »ficcanaso«.
    »Ich glaube, er hält uns für Schnüffler«, flüsterte Ole. »Ficcanaso hab ich schon mal in einem Krimi gehört, ich glaub sogar, es war im Paten.«
    Ficcanaso! Das war ja nun nicht gerade nett, uns so einzuordnen. Wir führten schließlich nur Gutes im Schilde, wir wollten keinen Weinpanscherskandal aufdecken, wir wollten im Grunde Werbung für die Agriturismi machen. Schade. Statt als charmante Träumer entpuppten sich die Sizilianer als eigenbrötlerisch und misstrauisch.
    Dennoch war es an der Zeit, uns vorzustellen, wenn wir vorhatten, Kontakt zu diesen Einheimischen aufzunehmen. Und ich zumindest wollte mir das nicht entgehen lassen, wenn alle Einheimischen so eine interessante, wenn auch unnahbare Ausstrahlung hatten wie dieser Paolo.
    »Piacere, mi chiamo Alexandra«, sagte ich daher freundlich zu ihm und winkte leicht.
    »Ole«, sagte Ole, und es klang wie »Olé!«.
    Paolo drehte sich zu uns herum und betrachtete uns prüfend. Ole räusperte sich verlegen, dann hob er sein Glas, und Paolo erwiderte: »Cin Cin.« Ab sofort band er uns in das Gespräch mit ein, oder besser gesagt, er begann, uns auszufragen: Che cosa girate? Was das für ein Film sei – un documentario. Warum wir den ausgerechnet hier drehen wollten – Perché la Sicilia è famosa per l’agricoltura e gli agriturismi. Wie lange wir bleiben würden – un mese, einen Monat.
    Ich war irritiert ob der plötzlichen Neugier, die so gar nicht zu der abwehrenden Haltung der ersten Minutenpasste. Meine Antworten fielen entsprechend knapp aus. Paolo di Gioia bemühte sich wohl, freundlich zu klingen, doch seine Fragen ließen mich davon ausgehen, dass er nicht viel davon hielt, dass ein deutsches Filmteam hier »herumschnüffelte«. Ein seltsamer Mann.
    Ich stellte ein paar Gegenfragen, die uns Simona zwar schon beantwortet hatte, doch das konnte Paolo ja nicht wissen. Ich erwähnte daher nur, dass die Tochter des Hauses uns bereits einen Teil seiner Plantagen gezeigt habe, ob er den Hof tatsächlich ganz ohne Hilfe bewirtschafte und ob wir vielleicht bei ihm auch ein paar Aufnahmen machen könnten.
    An seinem Gesicht war weder Erstaunen noch sonst eine Regung erkennbar, die verriet, in welchem Verhältnis die beiden Nachbarskinder zueinander standen, daher versuchte ich es durch weiteres Erwähnen von Simonas Namen – dass es bewundernswert sei, dass zwei junge Leute wie er und Simona nicht in die Städte abwanderten wie viele andere, sondern Landwirtschaft betrieben und Familientraditionen pflegten, und dass Simona ja eine sehr naturverbundene Person sein musste, wenn sie sogar tagelange Reitausflüge mit Gästen unternahm.
    Zwischendurch fiel ich immer wieder ins Englische, zum einen, weil mein Italienisch doch noch etwas begrenzt war, zum anderen, weil ich Ole nicht in den Wahnsinn treiben wollte, der schon ganz nervös war, weil ich den Namen seiner neuen Traumfrau so oft erwähnte. Ihm war das sichtlich unangenehm.
    »Nachher denken die noch, dass einer von uns sich für sie interessiert!«
    »Tust du doch auch«, gab ich zurück. »Oder nicht?«
    Ole wurde rot.

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